Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
glauben. Die Belter warten schon ewig auf den Erstkontakt. Aber egal. Wichtig ist, daß sie Waffen mitbringen werden.« Garner rieb sich die Stirn. »Ich frage mich nur, worauf die Seestatue wartet.«
KAPITEL SECHZEHN
Eine Zahnfleischentzündung ist nicht sonderlich schmerzhaft. Doch kann es das Opfer an den Rand des Wahnsinns treiben, daß der Schmerz nicht mehr aufhört. Es gibt kein Entkommen.
Marda hatte zwar keine Zahnfleischentzündung, verspürte aber einen ähnlichen Schmerz. Sie spürte das schwache Ziehen in ihrem Unterleib jedes Mal, wenn sie sich bewegte.
Viele Belterfrauen waren kinderlos. Einige waren unfruchtbar geworden, nachdem sie in die Ausläufer eines Sonnensturms geraten waren. Andere waren schlicht frigide, und diese Frigidität half ihnen, die Einsamkeit an Bord von Einmannschiffen zu ertragen. Wieder andere besaßen unerwünschte rezessive Gene, und im Gegensatz zur allgemeinen Meinung auf der Erde gab es auch im Belt ein Fruchtbarkeitsgesetz. Schließlich gab es noch jene, die bei Schwerelosigkeit oder annähernder Schwerelosigkeit nicht empfangen konnten. Letztere waren ein besonderer Fall: die Exilanten auf dem Kapselasteroiden.
Was machte Lit bloß in dieser Comkabine? Er war nun schon über eine Stunde da drin.
Er war wütend; das war schwer zu übersehen. Marda hatte ihn noch nie so außer sich gesehen. Selbst nachdem der Schirm dunkel geworden war, saß er einfach nur da und starrte vor sich hin.
Unvermittelt erhob sich Marda und stieß die schalldichte Tür auf. Lit drehte sich um. »Dieser ARM! Dieser Flatlander! Marda, kannst du dir vorstellen, daß ein ARM mir gegenüber den Beleidigten spielt?«
»Er hat dich wirklich zur Weißglut gebracht, stimmt’s? Was ist passiert, Lit?«
»Oh …« Lit klatschte in die Hände. »Du erinnerst dich doch sicherlich an die beiden Schiffe, die ohne Erlaubnis von Topeka …«
»Ich habe nie davon gehört.«
»Richtig. Hab ich vergessen.« Sie war zu dem Zeitpunkt nicht in der Stimmung gewesen zuzuhören. »Nun, vor zwei Tagen …«
Als Lit seinen Bericht schließlich beendete, hatte er sich fast wieder beruhigt. Deshalb faßte sich Marda ein Herz und sagte: »Aber, Lit, du hast ihn eine ganze Stunde lang verhört. Ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als die Verbindung abzubrechen oder zuzugeben, daß er log.«
»Gutes Argument. Was mich aber wirklich wahnsinnig macht, ist diese Geschichte, die er mir erzählt hat.«
»Ach, Liebling. Die ist viel zu fantastisch.«
»Darum geht es nicht. Was will Garner auf dem Neptun? Wozu braucht er drei Schiffe? Und warum im Namen der Vernunft kommandiert er die Golden Circle, ein Schiff von Titan Enterprises?«
»Um seiner Geschichte mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen?«
»Nein. Ich glaube, es ist genau andersherum. Er hat seine Geschichte um die Tatsachen herum geschneidert.«
Langsam drehte er sich wieder zu dem schwarzen Bildschirm um. Regungslos saß er eine Weile da, während Marda ihn beobachtete; dann sagte er: »Ich werde wohl oder übel tun müssen, was er gesagt hat. Das macht mich verrückt. Erinnere mich daran, dir eines Tages zu erzählen, warum ich die ARM so hasse.«
»Okay. Dann später.«
»Gutes Mädchen.« Aber Lit hatte sie bereits wieder vergessen. Noch immer starrte er auf den schwarzen Bildschirm. Er wollte Ceres nicht die entsprechenden Befehle erteilen, solange er nicht alles gründlich und mehrfach überdacht hatte. Schließlich murmelte er: »Ich kann doch noch einen Vorsprung vor ihm bekommen. Ich werde die Schiffe der äußeren Trojaner schicken; der Kerl wird über sie hinwegfliegen. Wir werden ihm schneller auf den Fersen sein, als er glaubt.« Seine Hand schoß vor. »Und … hmpf. Ich kann natürlich auch noch ein Radarsicheres schicken. Vermittlung, geben Sie mir Achilles. Sofort.«
Natürlich könnte das Ganze auch nur ein Täuschungsmanöver sein, dachte er, während er auf den Rückruf des Operators wartete. Eine Ablenkung für irgendetwas, das hier im Belt vor sich geht. Nun, damit werden sie auch nicht durchkommen. Jedes Schiff, das die Erde oder den Mond verlassen hat, wird entsprechend befragt und überwacht. Wir werden einige von ihnen abfangen und an Bord gehen, und die, die das nicht gestatten, werden wir verfolgen. Auch die Erde wird es zu spüren bekommen, wenn hier draußen was passiert. Ich werde dafür sorgen, daß ihr Spionagenetz glaubt, das Ende der Welt sei gekommen.
Viereinhalb Tage später hatten weder Kzanol noch
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