Ringwelt 08: Der kälteste Ort
wollen mit dir reden! Bleib, wo du bist!« Zu Ron gewandt sagte ich: »Komm!« Zu Jill und Mrs. Hawthorne: »Bleibt in Deckung. Laßt uns das machen.«
Wir traten hinaus in den freien Raum zwischen uns und Glubschauges Stimme.
Zwei von den fünf Jungs kamen sofort, um uns abzufangen. Sie mußten wirklich Langeweile gehabt haben und suchten nun Streit.
Wir nahmen die Beine unter den Arm. Wir erreichten den Schatten der Bäume, bevor jene zwei uns erreichten. Sie hielten an, lachten wie Irre und gingen dann zum Brunnen zurück.
Ron und ich, wir lagen auf dem Bauch im Schatten niedriger Büsche. Jenseits von zu viel schattenlosem Gras standen vier Männer in Papierhosen in Rührt-euch-Stellung an den vier Ecken des Brunnens. Der fünfte Mann hielt Ausschau nach einem Opfer.
Ein Junge trat zwischen uns in das Mondlicht hinaus. Seine Augen glänzten – große, ausdrucksvolle Augen, vielleicht ein wenig stark vorstehend. Auch seine Hände waren groß, mit wulstigen Knöcheln. Eine Hand war voller Eicheln.
Er warf sie in rascher Folge, eine nach der andern, sehr hart. Erst einer, dann ein anderer von den Wassermännern zuckte zusammen und sah in unsere Richtung. Glubschauge warf weiter.
Ganz plötzlich rannten zwei von ihnen los und kamen auf uns zu. Wir ließen den ersten vorbei; es war der blonde Sprecher mit dem Grinsen, aber jetzt lag ein Ausdruck primitiver Blutlust in seinem Gesicht. Der andere war klein und breitschultrig, eine Furcht einflößende Silhouette; er schien ganz aus Muskeln zu bestehen. Ein regelrechter Bulle. Ich stand auf, als er vor mir war, in der Erwartung, daß er vor Überraschung anhalten würde. Was er auch tat. Ich rammte ihm die Faust ins Gesicht, so hart ich nur konnte.
Er wich wie vom Blitz getroffen zurück. Ron legte ihm von hinten den Arm um die Kehle. Der Mann bückte sich und versuchte, ihn abzuschütteln. Ron hielt fest. Ich tat etwas, was ich oft im Fernsehen gesehen hatte: verschränkte meine Hände und ließ sie auf seinen Nacken niedersausen.
Der blonde Sprecher sollte inzwischen zurück sein; und das war er auch, als ich mich umdrehte. Er war über mir, bevor ich meine Hände heben konnte. Wir rollten über den Boden, ich mit den Armen an die Seiten gepreßt, er, ohne seine Hände gebrauchen zu können, wenn er mich nicht losließ. Es war eine schlechte Ausgangslage für beide von uns. Er drückte mir den Atem aus den Lungen. Ron tanzte um uns herum und wartete auf die Gelegenheit, ihn zu erwischen.
Plötzlich waren eine Menge anderer Leute da. Drei von ihnen zogen den blonden Typen von mir weg, und ein fleischiger Mann in einem blutigen gelben Geschäftsoverall trat vor und schlug ihm mit einem Stein auf den Kopf.
Der blonde Typ sackte zusammen.
Der Mann hob die Fäuste wie ein Boxer und gab ihm einen geraden linken Haken mit dem Stein in der Hand gegen das Kinn. Der Kopf des Blonden knallte zurück, fiel nach vorn.
Ich schrie: »He!« sprang vor und bekam den Arm zu fassen, der den Stein hielt.
Etwas traf mich hart an der Schläfe.
Ich stürzte. Mir war, als ob jemand all meine Fäden durchgeschnitten hätte. Irgendjemand half mir auf die Füße – Ron –, ein unterdrücktes Stimmengewirr, jemand schrie: »Haltet ihn …«
Ich konnte den blonden Typ nicht sehen. Der andere, der Bulle, war wieder auf die Beine gekommen und taumelte fort. Schatten sammelten sich zwischen den Bäumen rings um ihn. Die Wälder wurden lebendig, und es war nur ein kleines Waldstück, voll von zornigen, durstigen Leuten.
Glubschauge war wieder da, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. »Was nun? Gehen wir woanders hin und versuchen dasselbe noch mal?«
»O nein. Es wird eine sehr böse Nacht draußen werden. Ron, wir müssen sie aufhalten. Sie werden ihn umbringen!«
»Es ist ein Freipark. Kannst du wieder alleine stehen?«
»Ron, sie bringen ihn um!«
Der Rest der Wasserbrigade kam den Bedrängten zu Hilfe. Einer von ihnen schwenkte einen Ast, von dem die Blätter entfernt worden waren. Hinter ihnen sammelten sich die Schatten um den Brunnen. Wir flohen.
Ich mußte nach ein paar Schritten innehalten. Mein Kopf war nahe daran zu explodieren. Ron sah sich besorgt um, aber ich winkte ihm, weiterzulaufen. Hinter mir brach der Mann mit dem Knüppel durch die Bäume und kam mordgierig auf mich zu. Plötzlich wurde es hinter ihm ganz still.
Ich sah den Schlag kommen.
Und dann nichts mehr.
Er lag quer über meinen Beinen und hielt den Ast immer noch in der Hand. Jill
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