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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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wieder.
    »Geben Sie ihr zehn Minuten zum Nachdenken«, sagte er. Er blickte auf seine Uhr und merkte sich die Zeit.
    Sein Handy summte.
    »Ich bin im Vivarium«, berichtete Major Jansen. »Die Frau ist tatsächlich eine Kolonistin in Crewkleidung. Wir wissen noch nicht, wo sie die Kleider her hat. Ich bezweifele allerdings, daß uns die Antwort gefallen wird. Wir mußten sie mit Gegengift voll pumpen; sie drohte an einer Überdosis Gnadensplitter zu sterben.«
    »Kein Anzeichen dafür, daß jemand sie begleitet hat?«
    »Das habe ich nicht gesagt, Sir. Ich habe hier zwei seltsame Dinge gefunden. Zum einen waren die Drähte des Headsets der Frau herausgezogen. Ihr Helm war abgeschaltet. Das hat sie unmöglich selbst tun können. Vielleicht war das auch der Grund dafür, warum heute Nachmittag einer der Gefangenen aufgewacht ist.«
    »Und dann soll er die anderen befreit haben? Das bezweifele ich. Wir hätten die herausgezogenen Kabel hinterher bemerkt.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Sir. Also hat jemand die Kabel herausgezogen, nachdem die Frau auf die Liege gelegt worden ist.«
    »Vielleicht. Was ist das zweite Seltsame, das Sie erwähnt haben?«
    »Als das Gas im Vivarium verströmt wurde, trug einer der vier Polizisten keinen Nasenschützer. Wir haben den Schützer nirgends gefunden; der Spind des Mannes war leer, und als ich seine Frau angerufen habe, hat sie mir gesagt, er hätte ihn mitgenommen. Er ist gerade aufgewacht, aber er weiß nicht …«
    »Ist es es wert, das eingehender zu untersuchen? Die Wachen haben keine Erfahrung mit Gas und somit auch nicht mit entsprechenden Schutzmaßnahmen.«
    »Auf der Stirn des Mannes befindet sich ein Zeichen, Sir, ähnlich dem, das wir heute Nachmittag gefunden haben, nur daß dieses hier mit einem Kugelschreiber gezeichnet worden ist.«
    »Oh.«
    »Das bedeutet, daß es einen Verräter in der Vollstreckungspolizei gibt, Sir.«
    »Wie kommen Sie denn darauf, Major?«
    »Das Tränende Herz repräsentiert keine bekannte revolutionäre Organisation. Des weiteren konnte nur ein Wachmann dieses Zeichen gezeichnet haben. Niemand sonst hat heute Nacht das Vivarium betreten.«
    Jesus Pietro schluckte seine Ungeduld herunter. »Da könnten sie recht haben, Major. Morgen werden wir darüber beratschlagen, wie wir den oder die Verräter ausräuchern können.«
    Major Jansen machte mehrere Vorschläge. Jesus Pietro hörte zu, gab angemessene Kommentare ab und schnitt seinem Vize bei der erstbesten Gelegenheit das Wort ab.
    Ein Verräter in der Vollstreckungspolizei? Jesus Pietro haßte allein den Gedanken daran. Allerdings war diese Möglichkeit durchaus denkbar, und man sollte sie keinesfalls unbedacht ignorieren; doch das Wissen, daß der Chef so etwas vermutete, konnte die Moral nachhaltiger beeinträchtigen als die Enttarnung eines Maulwurfs.
    Aber wie auch immer, Jesus Pietro war nicht an einer solchen Diskussion interessiert. Kein verräterischer Wachmann hätte sich unsichtbar in Jesus Pietros Büro schleichen können. Das Tränende Herz bedeutete etwas vollkommen anderes.
    Jesus Pietro rief in der Stromversorgung an. »Im Augenblick tun Sie doch nichts, oder? Gut. Würde mir einer von Ihnen bitte einen Becher Kaffee bringen.«
    Noch drei Minuten, dann würde er das Verhör fortsetzen.
    Jesus Pietro ging im Raum auf und ab. Dank des einen Arms in der Schlinge war er ein wenig aus dem Gleichgewicht: ein weiteres Ärgernis. Außerdem ließ allmählich das Betäubungsmittel in seiner verletzten Hand nach.
    Ja, das Tränende Herz war etwas vollkommen anderes. Ein schauriges Symbol auf der Vivariumstür. Finger, die brachen, ohne daß ihr Eigentümer etwas davon bemerkte. Eine Tintenzeichnung, die scheinbar aus dem Nichts plötzlich auf einem Aktendeckel auftauchte … eine Unterschrift.
    Intuition war ein ausgesprochen unzuverlässiges Gefühl; aber eine Intuition war es gewesen, die Jesus Pietro gesagt hatte, daß heute Nacht etwas geschehen würde. Und es war tatsächlich etwas geschehen … Aber was? Seine Intuition oder etwas ähnliches hatte ihn auch hierher geführt. Auf jeden Fall gab es keinen logischen Grund, warum er ständig an Polly Tournquist dachte. Wußte sie wirklich etwas? Oder war er unterbewußt aus anderen Motiven hier hergekommen?
    Jesus Pietro ging dicht an der Wand auf und ab.
    Schließlich klopfte jemand an die Tür über ihm. Die Wachmänner zogen ihre Waffen und blickten auf. Ein Scharren und Kratzen war zu hören, dann öffnete sich die Tür, und ein Mann
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