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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Bild eine Bedeutung zu geben, war auch dieses Bild verblaßt, und seine Züge waren immer weiter verschwommen, je mehr sie sich bemüht hatte, das Bild zurückzuholen …
    Eine Stimme. Polly widmete ihr ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Polly«, sagte die Stimme, »du mußt mir vertrauen.«
    Polly wollte antworten. Sie wollte ihrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen, der Stimme sagen, sie solle weiterreden, wollte sie anflehen, sie herauszulassen. Doch Polly war stimmlos.
    »Ich würde dich gerne befreien und zurück in die Welt der Sinne holen«, sagte die Stimme. Sie klang sanft und mitfühlend; bedauernd fügte sie hinzu: »Ich kann das aber noch nicht tun. Es gibt Leute, die mich zwingen, dich hier zu lassen.«
    Diese eine Stimme verwandelte sich in Die Stimme, vertraut, beruhigend … Plötzlich konnte Polly sie einordnen.
    »Harry Kane und Jayhawk Hood. Sie lassen mich dich nicht befreien« … Castros Stimme. Polly wollte schreien … »weil du bei deinem Auftrag versagt hast. Du solltest alles über Rammroboter Nr. 143 herausfinden. Du hast versagt.«
    Lügner! Lügner! Ich habe nicht versagt! Polly wollte die Wahrheit hinausschreien, die ganze Wahrheit. Gleichzeitig erkannte sie, daß genau das Castros Absicht war. Aber sie hatte schon so lange nicht mehr gesprochen!
    »Versuchst du, mir etwas zu sagen? Vielleicht kann ich Harry und Jayhawk davon überzeugen, dich sprechen zu lassen. Würde dir das gefallen?«
    Ich würde es lieben, dachte Polly. Ich würde dir alle Geheimnisse deiner Vorfahren erzählen. Ein Teil von ihr war noch immer bei Verstand. Der Schlaf … Der Schlaf war der Grund dafür. Wie lange war sie schon hier? Keine Jahre, ja noch nicht einmal ein paar Tage, andernfalls hätte sie Durst gehabt – es sei denn, man hatte sie intravenös versorgt. Aber egal wie lange es schon her war, seit man sie hier hergebracht hatte, sie hatte einen Teil der Zeit geschlafen. Castro wußte nichts von den Gnadensplittern. Sonst wäre er schon vor Stunden hier gewesen.
    Wo war die Stimme?
    Alles war still. Schwach hörte Polly das Pochen des Blutes in ihrer Halsschlagader; aber im selben Augenblick, da sie sich an diesem Geräusch festklammern wollte, war es auch schon wieder verschwunden.
    Wo war Castro? Hatte er sie hier zum Verrotten zurückgelassen?
    Sprich!
    Sprich mit mir!
     
    Die Max Planck war groß, aber die Abteilungen, die an die Lebenserhaltungssysteme gekoppelt waren, nahmen nur etwa ein Drittel des vorhandenen Raums ein: drei Ringe zwischen den Frachträumen oben und den Tanks der fusionsgetriebenen Landetriebwerke unten. Man hatte einen Großteil des zur Verfügung stehenden Raums für die Unterbringung der Materialien benötigt, die man zur Errichtung einer Kolonie brauchte. Auch war sehr viel Treibstoff notwendig gewesen, um die Max Planck zu landen: Das Unterfangen, eine fliegende Wasserstoffbombe wie den Fusionsantrieb des Kolonieschiffes sicher auf dem Boden aufzusetzen, kam dem Versuch gleich, mit einem Schweißbrenner auf einem Federbett niederzugehen.
    Also waren die an die Lebenserhaltungssysteme gekoppelten Abteilungen des Schiffs nicht groß, aber sie waren andererseits auch nicht beengt, da die Sektionen im Heck des Schiffes dazu ausgelegt worden waren, drei wachsenden Familien ausreichend Platz zu bieten.
    Jener Raum, in dem sich nun Jesus Pietros Verhörzimmer befand, war einst ein Wohnzimmer mit Sofas, einem Spieltisch, einer Kaffeetafel und einem großen Lesegerät der Schiffsbibliothek gewesen; auch einen kleinen Kühlschrank hatte es hier gegeben. Die Tische und die anderen Dinge waren längst verschwunden; man hatte sie mit Schweißbrennern entfernt. Es war ein sehr großer Raum gewesen, für ein Raumschiff geradezu luxuriös, denn Platz galt im Weltraum generell als Luxus. Und er hatte auch so groß sein müssen. In Behausungen auf Planeten konnten die Bewohner einfach vor die Tür gehen, um Luft zu schnappen, an Bord eines Schiffes nicht.
    Nun stand der Raum auf dem Kopf (oder genauer: Er lag auf der Seite) und war einfach nur noch groß. Auf halber Höhe der Wand befanden sich die Türen, die einst in andere Sektionen des Schiffes geführt hatten. Die Tür zum Gang war zu einer Falltür geworden, und die Tür darunter, einst ein Spind für Raumanzüge, konnte nur noch über eine Leiter erreicht werden. Ungefähr in der Mitte des Raums stand ein langer, schwerer Kasten. Zwei Wachmänner saßen auf Stühlen, und Jesus Pietro stand neben dem Kasten und verschloß das Sprachrohr

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