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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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erwischte, und weil sie nicht wollte, daß er irgendetwas Wichtiges ausplauderte. Sie hatte die Bombe erst erwähnt, als sie die Zündschnur bereits in der Hand gehalten hatte, und auch von den Plänen über den Angriff auf das Hospital hatte sie erst gesprochen, als sie einem dieser Pläne bereits gefolgt war.
    Irgendwann hätte sie ihm mit Sicherheit gesagt, wie und wo er Polly finden konnte. Nun hatte er beide verloren.
    Oder …?
    Matt rannte zum Haupteingang und wich dabei Polizisten aus, die versuchten, mitten durch ihn hindurchzurennen. Er würde Laney am Vivarium treffen – falls sie denn dorthin gelangte. Aber er kannte nur einen Weg dorthin.
    Die große Bronzetür schwang auf, als er sich ihr näherte. Matt zögerte am Fuß der breiten Treppe. Elektrische Augen? Dann trotteten drei Uniformierte durch die Tür und die Stufen hinunter, und Matt trottete zwischen ihnen hindurch nach oben. Wenn es hier elektrische Augen gab und wenn irgendjemand deren Aufzeichnungen überwachte, dann hatte dieser jemand bei all dem Verkehr in den letzten Minuten gewiß nicht den Überblick bewahren können.
    Die Tür schloß sich im selben Augenblick, da Matt hindurchtrat. Er fluchte leise und sprang rasch zur Seite, um einem rennenden Polizisten mit Trillerpfeife Platz zu machen. Allerdings gab die Pfeife einen Ultraschallton ab – wie die des Torpostens vergangene Nacht. So eine würde Matt auch brauchen, wenn er wieder hinaus wollte, aber dafür war später noch Zeit. Im Augenblick hatte er Wichtigeres zu tun, als darüber nachzudenken, wie er wieder nach draußen gelangen konnte.
    Matts Beine schmerzten. Er verlangsamte sein Schrittempo und versuchte, nicht zu keuchen.
    Rechts, eine Treppe hoch, wieder rechts, dann links …
    VIVARIUM. Er sah die Tür ein Stück den Gang hinunter, blieb stehen und ließ sich dankbar gegen die Wand fallen. Er war noch vor Lydia hier angekommen. Und er war entsetzlich müde. Seine Beine waren taub; in seinem Kopf brummte es, und er wollte einfach nur atmen. Er hatte einen Geschmack im Mund, der ihn an den heißen, metallischen Geschmack der Leere erinnerte, den er vor weniger als sechsunddreißig Stunden kennen gelernt hatte, als er kopfüber in die Nebel hinabgestürzt war. Er hatte das Gefühl, als sei er ewig gerannt, und als hätte er sein ganzes Leben lang nichts als Angst gekannt. Sein Blut war schon viel zu lange voller Adrenalin. Die Wand in seinem Rücken fühlte sich weich an.
    Es tat gut, sich ein wenig auszuruhen. Es tat gut zu atmen. Es tat gut, gewärmt zu werden, und die Wände des Hospitals waren warm, fast zu warm für Matts Kaltwetterkleidung. Sollte es zu heiß werden, würde er sich zumindest der dicken Crewjacke entledigen. Geistesabwesend kramte er in den Taschen herum und fand zwei Handvoll gerösteter Erdnüsse.
    Corporal Halley Fox kam um die Ecke und blieb stehen. Er sah ein Crewmitglied, das sich noch immer in eine dicke Jacke gehüllt an der Wand ausruhte. Am Ohr des Crew war eine kleine Wunde zu erkennen und darunter ein Blutrinnsal, das bis zum Kragen reichte. Der Mann aß Erdnüsse und warf die Schalen auf den Boden.
    Es war seltsam, aber nicht seltsam genug.
    Halley Fox gehörte einer Familie an, die schon in dritter Generation in der Vollstreckungspolizei diente. Natürlich war auch er in die Vollstreckungspolizei eingetreten. Seine Reflexe waren nicht gut genug, daß er sich einem Überfallkommando hätte anschließen können, und von Natur aus war er mehr zum Untergebenen denn zum Führer geeignet. Seit nunmehr acht Jahren hatte er gut und treu in einer Stellung gedient, die nicht viel Verantwortung verlangte.
    Dann … vergangene Nacht hatte er einen Kolonisten gefangen, der ins Hospital eingedrungen war.
    Heute Morgen hatte es einen Ausbruch aus dem Vivarium gegeben, den ersten, seit das Vivarium gebaut worden war. Corporal Fox hatte zum ersten Mal in seinem Leben Blut gesehen – Menschenblut, und zwar solches, das nicht aus einem Organtank leckte, sondern daß mit mörderischer Gewalt überall an Wänden und Boden verteilt worden war.
    Heute Abend hatte der Chef sie alle vor einem unmittelbar bevorstehenden Angriff auf das Hospital gewarnt. Er hatte alle – auch Corporal Fox – dazu aufgefordert, im Notfall sogar die eigenen Kameraden niederzuschießen! Und alle nahmen den Chef ernst!
    Vor wenigen Minuten hatte es draußen eine gewaltige Explosion gegeben … und die Hälfte der Wachen hatte ihre Posten verlassen, um nachzusehen, was geschehen

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