Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
Ringwelt abgeliefert. Wir hatten eine Abschlussbesprechung mit einer von beiden Spezies gemeinsam eingesetzten Kommission, und dann hat mir die ARM noch jede Menge weitere Fragen gestellt. Aber sie haben nicht allzu viel erfahren, weil wir nicht allzu viel erkundet haben. Unsere zweite Expedition hat dreiundzwanzig Jahre später stattgefunden. Und wenn es noch eine weitere Expedition gegeben hätte – irgendwann dazwischen?«
»Und wer soll die ausgeschickt haben?«, fragte Hanuman nach.
»Der Hinterste. Expedition Eineinhalb. So was kann ich zusammenlügen. Bei der Weltenflotte habe ich einen Puppenspieler namens Chiron kennen gelernt. Er war ganz weiß, immer perfekt frisiert, mit wunderbaren, klassischen Edelsteinen im Haar, und dabei ein bisschen kleiner als Nessus …« Seine Gefährten hatten Nessus nie kennen gelernt. »Dreißig Pfund leichter als der Hinterste. Er klang genauso wie der; ich nehme an, die erhalten alle die gleiche Sprachausbildung.
Also können wir ihn jetzt alle beschreiben, stet? Der Hinterste überträgt also Chiron die Verantwortung. Chiron bricht auf, kurz nachdem Chmeee und ich wieder in den Von Menschen Besiedelten Weltraum zurückgekehrt sind. Dann ist er also … hmmm … vor mindestens dreißig Jahren hier eingetroffen. Er findet Teela. Ihr Unfruchtbarkeits-Implantat ist inzwischen unwirksam geworden. Teela lässt sich mit einem Mann aus Chirons Mannschaft ein. Und ich bin deren Kind.«
»Wie heißt du denn, Kind?«
»Luis.« Akolyth mochte das wieder vergessen, aber es klang immer noch richtig: Luuu-iss, Luis. »Luis Tamasan« – der erste orientalische Name, der ihm einfiel, um die Mongolenfalte seiner Augen zu erklären. »Chiron hat sämtliche Aufzeichnungen löschen lassen. Die ARM weiß bereits, dass Puppenspieler sich an ihren Aufzeichnungen zu schaffen machen. Es gibt auch keine Aufzeichnungen beim Fruchtbarkeits-Komitee, weil mein Vater … hmmm. Horace Tamasan ist das Kind einer unregistrierten Mutter – es war eine rechtswidrige Schwangerschaft. Viele solche Kinder gehen dann ins All.«
»Eine in sich schlüssige Geschichte«, kommentierte Hanuman. »Können wir auch genug schauspielern, um sie glaubhaft zu erzählen?«
Ohne jede Vorwarnung wurden sie von Tonschmieds Stimme unterbrochen. »Hanuman, du vermutest, dass ein ARM-Kampfraumer einen Zusatztank abgeworfen hat und dann zu einer Schlacht geflogen ist. Ich kann ein Gebiet scannen, das größer ist als ganze Kugelwelten, und ich finde nirgends Anzeichen einer Schlacht! Meine Neutrino-Scans melden keine entsprechenden Energiequellen. Schiffe, die unter Batterie fahren, werden dabei nicht erfasst, nehme ich an. Muss ich warten, bis sie Laser abfeuern oder Antimaterie-Geschosse einsetzen?«
»Diese Verzögerung von einer halben Stunde wird uns früher oder später in den Wahnsinn treiben!«, merkte Louis an.
»Kleinere Schiffe mögen Tonschmieds Instrumenten entgehen, aber er könnte niemals einen abgefeuerten Laser oder eine Antimaterie-Explosion übersehen«, stellte Hanuman fest. »Können die miteinander kämpfen und dabei auf den Einsatz solcher Waffen ganz verzichten? Nein. Ich nehme an, dass es doch keinen Kampf gibt, Louis.«
Darüber musste Louis erst einmal nachdenken. Wenn die Leute von der ARM keinen Kampf erwartet hatten, wohin war dieses ARM-Schiff dann verschwunden? Und warum hatten sie zuerst ihren Tank abgeworfen?
»Der Tank könnte leer sein«, schlug Hanuman vor. »Sie wollten eine größere Reichweite. Die kommen nicht zurück.«
»Also gut«, meinte Louis. »Lasst uns das Ganze noch einmal überdenken! Spinwärts von uns gibt es jede Menge Nebel, in dem man sich würde verstecken können. Die Schiffe könnten sich gegenseitig verfolgen. Ach Flup, vergesst das!« Beide Aliens schauten ihn an. »Wenn es nichts gibt, weswegen man kämpfen müsste, dann sind die aufgebrochen, um sich das Loch im Boden der Ringwelt anzuschauen! Was gibt es denn sonst noch hier zu sehen? Die Ringwelt liegt im Sterben! Die müssen ihrem Mutterschiff Bericht darüber erstatten, was hier passiert, und sie rechnen damit, gegebenenfalls sehr schnell von hier verschwinden zu müssen, also haben sie den Tank abgeworfen.«
Hanuman dachte darüber nach, dann nickte er. »Legt eure Druckanzüge an!«
KAPITEL ELF
DAS VERWUNDETE LAND
Die meisten Mäuse-Esser dösten nach ihrer Morgenmahlzeit in der Stock-Siedlung unter der Oberfläche.
Wembleths Gewohnheit sah anders aus. Wembleth war ein Reisender;
Weitere Kostenlose Bücher