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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Sonnensatelliten entlang des Äquators stand der älteste der Begleiter von Hearth jetzt voll am Himmel. Seine Ozeane glitzerten in gleißendem Blaugrün; die Eiskappen der Pole waren leuchtend weiß. Zahllose Reflexionen schimmerten über die Wellen, die sich träge am Ufer brachen. Auf der anderen Seite versank NSW 5 als schmale Sichel hinter dem Horizont. Die Sonnen dieses Planeten kreisten über die Pole hinweg, um für ein einheitliches Klima auf dem gesamten Planeten zu sorgen. Der Teil dieser Welt, der jetzt noch zu erkennen war, ließ erahnen, dass dort gewaltige Stürme tobten. Nikes Kinder – die erst noch auf die Welt kommen mussten – würden alt sein, bevor diese Stürme sich legten und diese Welt, die jüngste aller der Flotte, ganz urbar gemacht worden wäre und produktiv geworden sein würde. Was NSW 2, NSW 3 und NSW 4 betraf, so verdeckte Hearth sie derzeit aufgrund seiner Eigenrotation.
    »Es ist atemberaubend«, sagte Nessus. Das Zittern in seiner Stimme verriet, dass er viel lieber gesagt hätte: Du bist atemberaubend. Er stand ganz in der Nähe; einen Kopf hatte er auf das robuste Geländer gelegt, das die Promenade vom leicht abschüssigen Strand abtrennte. Seine Mähne war so schlicht und schmucklos, wie es nur denkbar war: einfallslos geschnitten, völlig flachgekämmt und mit einigen simplen Bändern zu formlosen Büscheln zusammengebunden. Doch im Vergleich zu den Holos in seiner Personalakte wirkte Nessus ungewohnt förmlich. Nike wusste diese Bemühungen sehr wohl zu schätzen.
    »Es ist schön«, stimmte Nike zu. Auf dieser Welt hatte Nessus vermutlich niemals etwas Vergleichbares gesehen. Es war nicht notwendig, auf die Außergewöhnlichkeit, die Exklusivität dieses Ortes hinzuweisen, denn die Stepperscheiben, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, und auch der Zugangscode, der nur ein einziges Mal nutzbar war, sagten darüber bereits alles. Gemeinsam genossen sie hier eine der wenigen kleinen Regionen von Hearth, die nicht mit Arcologys bedeckt waren.
    Ebenso unausgesprochen blieb der Gedanke, dass Nessus, wenn er weiterhin in Nikes Gunst stünde, möglicherweise bald einer Gemeinschaft der Privilegierten angehören könnte. Einen Augenblick lang schämte sich Nike. Es würde keinerlei offen ausgesprochene Versprechen geben, doch eintausend Generationen gesellschaftlicher Konventionen waren ebenso eindeutig wie Worte. Eine Gefahr für die Konkordanz musste abgewendet werden. Nike würde alles Erforderliche tun, um Nessus dazu zu bringen, wieder den von Menschen besiedelten Weltraum aufzusuchen.
    »Das ist nicht natürlich.« Kurz blickte sich Nessus selbst in die Augen. Während Nike ein weiterer Stich der Scham durchfuhr, sprach Nessus weiter. »So wunderschön diese endlose Nacht auch ist, gehören doch zu anderen Welten auch Sonnen, die sie wärmen.«
    Sonnen, nicht die Abwärme von einer Billion Bewohner dieser Welten. Als einzige aller Welten der Flotte verfügte Hearth nicht über eigene Sonnen. Nike reckte einen Hals. Mit einem Kopf deutete er mit geschürzten Lippen und weit herausgestreckter Zunge auf NSW 1. »Wir können diesen Ausblick von dort aus genießen.«
    Missbilligend schwenkte Nessus einen Kopf von einer Seite zur anderen. »Ich weiß, dass das niemals geschehen wird, aber ich wünschte, ich könnte Ihnen die Schönheit eines echten Sonnenaufgangs zeigen. Wie sich die Farben des Himmels verändern: von einem sternenübersäten Pechschwarz bis zu einem blassen Hellblau. Wolken, die in Gelb-, Rosa- und Rottönen zu glühen scheinen.« Lange Zeit standen sie nur nebeneinander und schauten zu, wie die Wellen den langen Strand hinaufspülten. »Ich werde die Sonnenaufgänge auf der Erde genießen.«
    Diese Worte bedeuteten, dass Nike erfolgreich vorgegangen war – und wieder ergriff ihn die Scham. »Es wird spät«, sagte er nun. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«

 
KAPITEL ELF
     
     
    Vorsichtig führte Kirsten sie durch das dichte Unterholz. Mit einem kräftigen Ast, den sie vom Waldboden aufgehoben hatte, strich sie das Laub aus dem Weg. Die meisten Pflanzen, die hier wuchsen, reichten ihr bis zur Hüfte; andere überragten sie um mehr als das Doppelte ihrer eigenen Körpergröße. Besonders auffällig waren jedoch dichte Büsche, die man beinahe schon als Hecken hätte bezeichnen können – doch eigentlich wäre die Bezeichnung nicht angemessen, weil sie so vielfarbig waren. Früchte und Blüten mögen ja alle Farben des Regenbogens

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