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Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler

Titel: Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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selbstverständlich an einem anderen Ort und waren von hier aus keinesfalls einzusehen.
    Nessus drängte sich durch die Bürgermassen, bis er eine schalldichte Sichtwand erreicht hatte, die nur von seiner Seite aus durchsichtig war. Die mitleidigen Blicke der verliebten Pärchen versuchte er zu ignorieren. In diesem Raum waren die Singles eindeutig in der Minderheit, und die meisten von ihnen waren deutlich jünger als Nessus. Eines Tages, dachte Nessus, könnten Nike und ich hier stehen und die Geburt unseres Kindes abwarten. Eines Tages werden Nike und ich hier stehen.
    Doch das ablehnende Geflüster schmerzte dennoch. Während früherer Besuche hatte Nessus gelegentlich Lügengeschichten erzählt – sein Gefährte sei noch aufgehalten worden –, und jedes Mal hatte Nessus dabei die Leute, die ihn mitleidig anschauten, ein wenig zu laut angesprochen. Doch jetzt war seine Stimmung einfach viel zu komplex, um sich in derartig sinnlosen Ausflüchten zu ergehen.
    »Das da ist unsere Braut.«
    Ein neues Pärchen hatte sich zu Nessus’ Linken an die Scheibe gedrängt. Die Liebenden standen Seite an Seite, zwei ihrer Hälse hatten sie verliebt umeinander geschlungen. Gesprochen hatte der Größere der beiden: ein Bürger mit leuchtend blauen Augen und einer üppigen, zwar schlichten, aber doch gepflegten roten Mähne. Sein Gefährte war fast ebenso groß wie er; sein hübsches Fleckenmuster – gelbbraun auf cremeweiß – erinnerte Nessus an einen Panda. Beide trugen Broschen, die vermuten ließen, dass sie sich gerne mit abstrakter Kunst befassten.
    Mit dem freien Mund und gerecktem Hals deutete einer der beiden auf ein Rudel von drei Gefährtinnen. Ihre Flanken hoben und senkten sich langsam, während sie am dichten blaugrünen Weidegras knabberten.
    »Die mittlere?«, riet Nessus. Sie war die dickste der drei, also war sie wahrscheinlich trächtig. Vorgestellt hatten die beiden sich nicht, aber ›Panda‹ und ›Rotschopf‹ waren als interne Bezeichnungen ja auch voll und ganz ausreichend.
    »Genau die«, stimmte Panda zu. »Sie trägt unser Kind.«
    »Wohlstand Ihnen und Ihrer Familie«, sagte Nessus. Die traditionelle Erwiderung war gewiss die ungefährlichste.
    »Sie sieht kräftig aus, finden Sie nicht?«, fuhr Panda stolz fort.
    »Sehr sogar«, bestätigte Nessus. In Wirklichkeit erschienen ihm alle Gefährtinnen arg zerbrechlich. Selbst die Größten unter ihnen waren kaum halb so groß wie ein durchschnittlicher Bürger. Und das war natürlich nicht der einzige Unterschied. Die Körper der Gefährtinnen waren zwar ebenso braunweiß gemustert wie die der Bürger, doch dabei vollständig von Fell bedeckt.
    In der Zwischenzeit priesen Panda und Rotschopf den Intellekt ihrer Braut; Nessus’ innere Qualen entgingen den beiden völlig. Nessus fragte sich, ob er ebenfalls jegliche Objektivität einbüßen würde, wenn – sobald! – für ihn die Zeit gekommen war, sich eine Gefährtin zu suchen.
    Die Körpergröße war nur der offensichtlichste Unterschied zwischen Bürgern und Gefährtinnen. Fast ebenso augenfällig war die mähnenbedeckte Schädelplatte zwischen den Schultern. Bei Gefährtinnen war dieser Buckel deutlich flacher ausgeprägt – einfach, weil sich unter dieser Schädelplatte ein deutlich kleineres Gehirn befand. Gefährtinnen konnten nicht sprechen, und sie vermochten auch nicht, allzu viel zu erlernen, auch wenn die Intelligentesten unter ihnen – so hatte Nessus zumindest gehört – einige einfache Worte zu verstehen in der Lage waren und in gewisser Weise ihre Ehemänner lieb gewinnen konnten.
    Aber das war ja nun doch noch etwas völlig anderes als ›Vernunftbegabtheit‹.
    Es hatte Zeiten gegeben, da war Nessus fest davon überzeugt gewesen, das strukturierte, gedankenlose Leben der Weibchen sei als idyllisch einzuschätzen – und das nicht nur wegen des ansonsten unvorstellbaren Luxus, in dieser weidenartigen Landschaft echte, organische Nahrung zu sich nehmen zu können. Wie befreiend musste es doch sein, sich nicht einen Großteil seines Lebens ständig zu fragen, ob man wohl eines Tages als würdig erachtet werden würde, Kinder zu zeugen. Doch Nessus’ Schicksal war nun einmal die übermäßige Selbstbeobachtung, und diesen kleinwüchsigen, gedankenlosen Wesen, die er dort vor sich sah, war ein anderes Schicksal bestimmt …
    Schließlich verabschiedeten sich Panda und Rotschopf. Noch eine Zeit lang beobachtete Nessus die Gefährtinnen, bis es ihm selbst zu peinlich und zu

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