Ringwelt 12: Weltenwandler
bitten, uns mit nach Hause zu nehmen. Wie die Dinge im Augenblick stehen, sind wir auf die Hilfe eines Hyperraumschiffes angewiesen, wenn wir nicht ewig hier draußen herumtreiben wollen.«
»Ich hoffe doch, dass man uns noch angreift«, sagte Sigmund. »Wir können es mit jedem aufnehmen …«
»Aber wir können nicht davonlaufen«, fiel ihm Shaeffer ins Wort. »Sie können vor uns fliehen, aber wir nicht vor ihnen.«
»Heh! Friede, ihr beiden. Immer schön eins nach dem anderen.« Carlos setzte sich vor das Hyperwellen-Funkgerät und gab eine Komm-ID ein.
Der eine seiner Schiffskameraden war ein völlig naives Genie, der andere entweder ein Feigling oder ein Verräter. Verlassen konnte sich Sigmund auf keinen von ihnen, und Forward vertraute er einfach nicht. Sigmund zog sich in eine Ecke der Brücke zurück, die nicht von der Kamera des Funkgerätes erfasst wurde. »Können Sie es vielleicht einrichten, dass mein Name nicht erwähnt wird? Falls nötig, geben Sie sich als Eigner der Hobo Kelly aus.«
Bevor Carlos ihm noch antworten konnte, flammte das Komm-Display auf. Sie sahen aschblondes Haar, zum typischen Belterkamm frisiert, darunter ein hageres, bleiches Gesicht und ein äußerst unpersönliches Lächeln.
»Hier Forward Station. Guten Abend.«
»Guten Abend. Mein Name ist Carlos Wu. Ich melde mich über Hyperwelle. Könnte ich bitte mit Doktor Julian Forward sprechen?«
»Ich werde nachsehen, ob er Zeit hat.« Das Bild fror ein.
»Was für ein Spiel spielen Sie jetzt schon wieder?«, schrie Carlos. »Wie zum Teufel soll ich ihm erklären, dass ich mich im Besitz eines Waffen starrenden, getarnten Kriegsschiffes befinde?«
Bevor irgendjemand darauf etwas erwidern konnte, erwachte das Video wieder zum Leben. Jetzt war darauf ein massiger, äußerst muskulöser Mann zu sehen, unverkennbar ein Jinxianer.
»Carlos Wu!«, sagte Forward mit salbungsvoller Stimme. »Sind Sie der gleiche Carlos Wu, der das Problem der Sealeyham-Grenzen gelöst hat?«
Eine Zeit lang sprachen sie reines Fachchinesisch. »Nun«, sagte Forward schließlich. »Was kann ich für Sie tun?«
»Julian Forward, ich möchte Sie mit Beowulf Shaeffer bekannt machen. Beo hat mich nach Hause mitgenommen, und plötzlich verschwand unser Hyperraumantrieb.«
»Er verschwand?«
Shaeffer übernahm sofort. »Verschwunden, verdammt richtig! Das Gehäuse des Hyperraummotors ist leer! Die Motorlager sind glatt durchtrennt. Wir stecken hier draußen ohne Hyperraumantrieb fest und haben nicht die leiseste Ahnung, was eigentlich passiert ist!«
»Nun ja, fast«, ergriff nun wieder Carlos das Wort. »Doktor Forward, ich habe da so ein paar Ideen, was uns zugestoßen sein könnte. Ich würde mich gerne mit Ihnen darüber unterhalten.«
»Wo befinden Sie sich zurzeit?«
Shaeffer gab Forward ihre aktuelle Position durch.
Forward warf einen Blick auf die Koordinaten. »Sieht so aus, als könnten sie ein gutes Stück schneller hierher kommen als zur Erde. Die Station liegt auf ihrem Kurs, ungefähr zwanzig Astronomische Einheiten von Ihrer gegenwärtigen Position aus. Sie können hier auf die nächste Fähre warten. Besser, als in einem beschädigten Schiff weiterzufliegen.«
Eisige Ruhe erfasste Sigmund. Forward befand sich in so großer Nähe? Der Jinxianer musste in diese ganze Sache verwickelt sein!
»Wunderbar!«, bestätigte Carlos. »Wir errechnen augenblicklich einen Kurs und lassen Sie wissen, wann Sie mit unserem Eintreffen rechnen können.«
»Ich freue mich auf die Gelegenheit, Carlos Wu kennen zu lernen.« Forward gab seine eigenen Koordinaten durch, dann brach er die Verbindung ab.
Carlos wandte sich um. »Also schön, Beo. Jetzt bist du der Eigner eines bewaffneten und getarnten Kriegsschiffes. Also mach du dir auch Gedanken, wie du es erlangt hast.«
Shaeffer war immerhin so geistesgegenwärtig, beunruhigt dreinzuschauen. »Wir haben andere Probleme zu lösen als das. Die Forward Station befindet sich genau an der Stelle, wo wir den Schiffsfresser vermuten.«
Carlos nickte. Doch irgendetwas schien ihn immer noch zu belustigen, und immer noch weigerte er sich, die anderen daran teilhaben zu lassen.
»Und wie sieht unser nächster Zug aus?«, setzte Shaeffer nach. »Wir können nicht vor Schiffen mit Hyperraumantrieb fliehen. Nicht mehr. Könnte Forward versuchen, uns zu töten?«
»Falls wir die Station nicht planmäßig erreichen, könnte er auf den Gedanken kommen, uns Schiffe hinterherzusenden. Wir wissen zu viel. Wir
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