Ringwelt 12: Weltenwandler
schließlich gewarnt.
Sigmund feuerte den Haupt-Röntgenlaser ab. Der Rumpf eines der Schiffe riss auf, Gase entwichen ins All. Kurz darauf widerfuhr dem zweiten Schiff das Gleiche. Das dritte Schiff trat die Flucht an.
Sigmund schwenkte die Hobo Kelly herum, bis die Brücke wieder der Station zugewandt war. Der Greifer peitschte jetzt hin und her. Das war vermutlich Forward zu verdanken; der Physiker saß jetzt wieder an der hufeisenförmigen Konsole. Hinter Forward stand Angel.
Eine bessere Chance, sie zu retten, werde ich wohl kaum bekommen.
Der Haken bewegte sich immer noch hin und her, anscheinend völlig unkontrolliert, während Sigmund sich in seinen Raumanzug kämpfte. Wonach griff dieser Greifer eigentlich?
Blauweiß blitzte der Rumpf eines der kampfunfähigen Schlepper auf. Die Bewegung dauerte gerade lange genug, um Sigmund das Gefühl zu geben, es komme auf ihn zu. Sigmund sprang auf die Steuerkonsole zu – seinen Raumanzug hatte er erst halb angelegt – und leitete ein Ausweichmanöver ein. Wovor wich er denn hier aus?
Plötzlich zog sich der Greifer zusammen wie eine Feder, dann schnellte er wieder hervor. Die Schaufel am Ende des Greifarms schien immer noch leer. Doch sie hatte irgendetwas eingefangen: etwas sehr Massives und sehr Kleines.
Dann geschah alles zu schnell, als dass Sigmund es noch hätte nachvollziehen können: Unter der Kuppel blitzte Licht auf. Ein Teil des Greifers verschwand einfach. Die Kuppel riss auf. Ein schmerzhaft gleißender, blauweißer Lichtpunkt erschien in der Nähe des Risses, und Angel stürzte darauf zu – aufwärts. Langsam sank der funkelnde Lichtpunkt auf den Boden zu. Forward taumelte, stürzte ihm entgegen, stürzte hinein … und verschwand. Der leuchtende Punkt versank im Boden.
Für Spekulationen blieb keine Zeit mehr. Wenigstens noch in der nächsten Minute dürfte jeder in dieser Basis damit beschäftigt sein, einen Druckanzug anzulegen. Und eine oder vielleicht zwei Minuten später würde Sigmund keinerlei Gelegenheit mehr haben, seine Gefährten zu retten.
Das hier war seine einzige Chance.
Sigmund aktivierte den Autopiloten der Hobo Kelly und versiegelte seinen Schutzhelm. Dann deaktivierte er die Sicherungssysteme der Luftschleuse, sodass sich beide Türen gleichzeitig öffneten; explosionsartig entwich die Luft. Sigmund sprang auf die geborstene Kuppel zu, sein Raketenrucksack lieferte vollen Schub. Irgendwie gelang es Sigmund, nicht allzu heftig auf dem Boden aufzuschlagen.
Er wirbelte herum, eine Waffe im Anschlag. Doch niemand war hier, von Carlos und Beo abgesehen. Beide waren immer noch an der Säule in der Raummitte gefesselt, das Blut strömte ihnen aus Ohren und Nase. Die Münder hatten sie weit aufgerissen, schrien lautlos, als die letzten Reste der Atemluft ihnen aus der Lunge gerissen wurden.
Mit einem Brenner durchtrennte Sigmund Carlos’ Fessel und half ihm in einen Raumrettungssack. Sobald der Sack sich versiegelt hatte und der kleine Sauerstofftank ihn aufblähte, tat Sigmund für Beo das Gleiche.
Auf einmal fühlte sich Sigmund deutlich schwerer, als er das erwartet hatte, und der Boden unter seinen Füßen erzitterte. Sie mussten hier raus, und das schnell!
Der Riss in der Kuppel war zu schmal, als dass Sigmund auch nur einen einzigen Raumrettungssack hätte hindurchbefördern können. Sigmund wählte das Explosivgeschoss-Magazin seiner Waffe an und sorgte für eine größere Öffnung.
Mittlerweile war die Hobo Kelly unter Autopilot gelandet. Sigmund zerrte die Rettungssäcke darauf zu, dann deutete er auf die weit offen stehende Luftschleuse. Aufgeblähte Raumrettungssäcke würden dort nicht hindurchpassen. Um den anderen das Problem begreiflich zu machen, öffnete Sigmund übermäßig weit den Mund. Beo und Carlos öffneten die Versiegelung ihrer Rettungssäcke und krochen an Bord des Schiffes.
Kaum hatte sich hinter Sigmund die Schleusentür geschlossen, strömte auch schon Luft in den Raum. Beo und Carlos wirkten, als hätten sie die Geschehnisse nur mit Mühe und Not überlebt. »Bitte machen Sie das nie wieder«, röchelte Carlos.
Sigmund legte seinen Helm ab und versuchte, ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen. »Ich denke, es wird nicht noch mal nötig sein. Was auch immer Sie dort unten getan haben: Gut gemacht! Ich besitze zwei hervorragend ausgestattete Autodocs, die Sie jetzt versorgen werden. Während Sie genesen, versuche ich, die Schätze aus dem Inneren des Asteroiden zu bergen.«
»Vergessen
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