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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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den Eingabestift.
    Sigmund saß neben Andrea auf dem Sofa in ihrem LA-Apartment. Jetzt trug sie keinerlei Körperfarben mehr; für die Fahrt ins All hatte sie sich ganz und gar abgeschrubbt. (Erst letzte Nacht hatte Sigmund erfahren, dass sie eigentlich blond war.) Doch im Gegensatz zu Körperfarben ließen sich die Schuldgefühle nicht so leicht abwaschen; das war ihrer Miene deutlich anzusehen, als sie zuschaute, wie ihr Sohn malte. Und inmitten dieser Schuldgefühle, ihn hier zurücklassen zu müssen, war Andrea auch die Aufregung anzumerken. Das hier würde ihre erste Langstreckenmission werden.
    Sigmund stand auf, um Ians Bild besser betrachten zu können. Er sah zwei Strichmännchen – zumindest glaubte Sigmund, es sollten Strichmännchen sein: Arme und Beine ragten aus gewaltigen Köpfen. Zwischen den beiden Figuren erkannte er ein ähnlich großes Dreieck. »Wer sind die denn, Champ?«, fragte Sigmund.
    Ian blickte auf. »Mommy und du.«
    Andrea unterdrückte ein Lachen, als sie sah, wie sehr Sigmund stutzte. »Das ist nur, weil du gerade hier bist, Sigmund.«
    Und nicht etwa, weil er die Nacht mit ihr verbracht hatte – oder weil dieses Kind das zumindest vermutet hätte. »Und wer ist wer, Ian?«, fragte Sigmund nach.
    Ian zeigte auf eine der Figuren. »Das in Schwarz bist du. Ist doch klar! Mommy hat bunte Sachen an.«
    Dieses Mal lachte Andrea frei heraus, ihre Augen blitzten. »Das Bild ist toll, Schätzchen. Sigmund ist deinen Stil nur noch nicht gewohnt.«
    Sigmund fragte sich, worauf er sich hier eingelassen hatte. Dennoch würde er jederzeit gerne wieder hierher zurückkehren; hier fühlte er sich wohl und war völlig ungewohnt entspannt. Die große Frage war nur, was Andrea eigentlich beabsichtigen mochte. Sigmund wusste es nicht: Vielleicht war die letzte Nacht ja nur eine Folge der Nervosität gewesen, die angesichts des anstehenden Raumfluges nur zu verständlich war. »Und das da? Ist das ein Haus?«, fragte er den Jungen jetzt.
    »Natürlich nicht!« Ian kritzelte einige weitere Linien unter das Dreieck. Sollten das Flammen sein? »Das ist ein Raumschiff! So wie das, in das Mommy einsteigt.«
    Selbstverständlich würde die Hobo Kelly unter dem Schub ihrer Thruster starten. Das Schiff war zwar auch mit einem Fusionsantrieb ausgestattet – der zugleich als Waffe fungierte –, doch der Versuch, unter Fusionsantrieb von der Erde zu starten, würde den Piloten sofort in die Organbanken bringen – vorausgesetzt, man würde ihn überhaupt noch bergen können.
    Doch Andreas Kopfschütteln, das Sigmund nur aus dem Augenwinkel wahrnahm, brachte ihn dazu, seinen Gedanken nicht auszusprechen. So etwas brauchte ein Dreijähriger einfach nicht zu wissen. »Ein tolles Raumschiff«, sagte Sigmund stattdessen.
    »Gerade noch geschafft«, formte Andrea lautlos mit den Lippen.
    Was für eine einfache Freude es doch sein musste, ein Kind aufzuziehen. Andrea wurde nur mithilfe von entsprechenden Medikamenten paranoid; sie hatte keinerlei Schwierigkeiten gehabt, ein Geburtsrecht zu erhalten. Auch wenn Sigmund wusste, dass dabei nur ein Kurzzeit-Ehevertrag im Spiel war, ging ihm doch der Gedanke durch den Kopf, dass der Vater dieses Kindes, der sich längst zurückgezogen hatte, ein Idiot sein musste.
    Obwohl Sigmund nur wenige Stunden in Gegenwart von Ian verbracht hatte, begriff er plötzlich, dass es durchaus Sinn ergab, wenn Beo Carlos’ Kinder aufzog. Vielleicht verstand er sogar, warum Feather geradezu besessen davon war, eigene Kinder zu haben. Und möglicherweise begriff er jetzt sogar, warum Feather so wütend auf ihn gewesen war.
    Und jetzt fühlte sich Sigmund schuldig. Noch schuldiger? Dass Andrea seine Unsicherheit verstehen mochte, steigerte dieses Schuldgefühl noch.
    Andrea deutete auf den prallgefüllten Rucksack, der neben der Tür stand. »Schätzchen, deine Tante Tina wird gleich hier sein. Speicher das tolle Bild ab und räum das Zeichenbrett weg.« Als ihr Sohn daraufhin nur noch eifriger kritzelte, setzte sie hinzu: »Ich mein’s ernst, Ian! Mach es fertig.«
    »Bleib hier, Mommy«, sagte Ian. Er markierte das Dreieck/Raumschiff mit seinem Stift und zog das Symbol dann auf das schwarze Strichmännchen. »Sigmund, du sollst fahren.«
    Sigmund erstarrte. Das Herz hämmerte ihm in der Brust. Seinerzeit hatte er seine Eltern angefleht, nicht aufzubrechen, und er war damals immerhin zehn Jahre alt gewesen!
    »Ian, Mommy muss jetzt gehen.« Andrea drängte sich an Sigmund vorbei, drückte auf

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