Ringwelt 12: Weltenwandler
du in dem vergeblichen Versuch verschwendet, die ARM abzulenken?«
Während die Kundschafter noch miteinander stritten, versuchte Baedeker weiter herauszufinden, warum er jetzt eigentlich hier war. Mithilfe seiner Familie hatte er aus seinem Exil einem ehemaligen Kollegen bei General Products eine kurze Nachricht überbracht: »Antimaterie ist nicht unbedingt notwendig.« Und daraufhin war alles erstaunlich schnell geschehen.
»Wir brauchen Empfehlungen und keine Streitgespräche!«, warf Vesta schließlich ein.
Baedeker hatte sich selbst niemals für sonderlich geschickt im Umgang mit anderen gehalten. Die Verbannung und diese fast völlige Isolation auf Naturschutzwelt Eins hatten das geändert. Dort, wo seine Erinnerungen oft genug die einzige Gesellschaft für ihn gewesen waren, hatte er immer und immer wieder über längst vergangene Gespräche nachgedacht. Und dieses neu entwickelte Gespür für Untertöne und Nuancen verriet ihm jetzt, dass es hier um tiefere Beweggründe und persönliche Spannungen ging. Warum verhielt sich Vesta diesem Achilles gegenüber so unterwürfig?
»Dann kommt hier eine Empfehlung«, sagte nun Achilles. »Zerstört die Erde. Das wird die Menschen auf jeden Fall ablenken. Hätten wir ein getarntes Schiff schon beschleunigt, als dieser Ausfaller zum ersten Mal nach uns gesucht hat …«
»Du bist ja wahnsinnig!«, kreischte Nessus. »Das wäre Massenmord, und es würde das Problem nicht im Mindesten lösen.
Allgenommen, dieses Schiff der ARM ortet uns tatsächlich: Wenn die Erde in irgendeiner Weise geschädigt wird, oder meinetwegen auch jede andere von Menschen besiedelte Welt, dann könnte alleine schon dieses Schiff Hearth zerstören!«
»Das werden sie aber nicht tun«, brüllte Achilles zurück. »Nicht, wenn wir es so aussehen lassen, als stünden die Kzinti hinter diesem Angriff.«
»Also reden wir hier gleich von doppeltem Massenmord.« Vor Zorn zitterte Nessus am ganzen Leib.
»Und wie sieht Ihre Alternative aus?«, fragte Vesta in unverkennbar herausforderndem Ton.
»Führen wir sie in die Irre.« Immer noch zitterten Nessus’ Hälse, als er sich jetzt mit aller Macht davon abhalten musste, sich an der Mähne zu zupfen. »Wir wissen, wo in etwa dieses ARM-Schiff aus dem Hyperraum austreten wird. Bringen wir dort eigene Schiffe in Stellung. Und wenn die Menschen dann in den Normalraum zurückkehren, locken wir sie vorsichtig in eine andere Richtung.«
»Schaden könnte der Versuch nicht«, gestand Vesta vorsichtig ein.
»Nein!« Achilles richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. »Wenn wir sie nicht ablenken können, dann könnten sie über Hyperwelle berichten, was sie vorfinden.«
»Das könnten sie sowieso«, gab Nessus zurück.
Verwirrt scharrte Baedeker mit den Hufen über das Deck. Die Spannung zwischen diesen beiden Kundschaftern war geradezu körperlich spürbar. Hatte dieses Gespräch über das Schicksal gleich mehrerer Welten sie an eine uralte Feindschaft erinnert? Und warum trat Vesta Achilles gegenüber so respektvoll auf – dieser Achilles war ihm doch immerhin unterstellt!
Schweigend lauschte der Hinterste dem Streitgespräch. »Sehen Sie eine Alternative?«, schickte er dann lautlos eine Nachricht an Baedeker.
Und als er nun in dieser Art und Weise herausgefordert wurde, setzte sich für Baedeker endlich das ganze Bild zusammen. Seine Antwortnachricht lautete: »Das tue ich allerdings. Darf ich mich der Besprechung anschließen, Hinterster?«
Nun stieß der Hinterste einen Pfiff aus, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. »Ich habe einen technischen Berater gebeten, sich uns anzuschließen. Baedeker?«
Nessus zuckte sichtlich zusammen. Und diese Reaktion verriet Baedeker sämtliche Gedanken dieses ungepflegten Kundschafters. Diesen Namen habe ich ihm gegeben. Verwendet er ihn jetzt weiterhin, um mich zu verspotten? Sollte er sich das doch fragen! »Zerstören wir das Schiff der Menschen«, erklärte Baedeker jetzt, »aber nicht ihre Welt.«
»Gewiss wird die ARM für diese Erkundungsfahrt eine unzerstörbare General-Products-Zelle verwenden.« Nessus blickte sich selbst in die Augen. »Oder haben Sie endlich Antimaterie gefunden?«
»Ich habe endlich herausgefunden, dass unsere Zellen auch ohne Antimaterie zerstört werden können.« Baedeker richtete sich auf und hoffte dabei, deutlich mehr Selbstvertrauen auszustrahlen, als er in Wahrheit empfand. »Nessus, Ihre Alien-Kundschafter haben zu viel über die Konstruktion
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