Ringwelt 12: Weltenwandler
erreichten.
Als Letzter trat Achilles in einen Raum, der eher wie ein überdachter Park als ein Arbeitsplatz wirkte. Achilles’ Apartment hätte zehnmal hier hineingepasst! Das Einzige, was Achilles wirklich vermisste, seit es Vesta gelungen war, ihn zurückzurufen, war Platz. Als er noch ein Schiff für sich alleine gehabt hatte, war für ihn immer reichlich Platz gewesen. Baedeker hingegen wirkte überraschend unbeeindruckt von dieser gewaltigen, völlig natürlich wirkenden Landschaft – bis Achilles sich daran zurückerinnerte, an welchen Ort dieser Ingenieur noch bis vor kurzer Zeit verbannt gewesen war.
»Ich grüße Sie«, trillerte Nike. Die Untertöne, mit denen er seine Gäste aufforderte, sich nicht so förmlich zu verhalten, galten natürlich Baedeker. Für die anderen, allesamt langjährige Mitarbeiter des Geheimen Direktorats, war es eine Selbstverständlichkeit, sich ungezwungen zu verhalten, solange ein Mindestmaß an Privatsphäre gewahrt bliebe. »Bitte machen Sie es sich bequem.«
Achilles stieß Baedeker an.
»Wenn Sie gestatten, Hinterster.« Baedeker legte seinen Taschencomputer auf die nächstgelegene Arbeitsfläche. Nervös scharrte er mit den Hufen über den Weidegras-Teppich; trotz der Herzlichkeit, mit der Nike sie begrüßt hatte, fühlte er sich sichtlich unwohl. »Computer, Datei ›jüngste Überwachungsversuche der ARM‹ darstellen.«
Das vertraute Hologramm flammte auf: Reglos schwebten fünf Welten vor einem schwarzen Hintergrund. »Das ist eine Fälschung«, platzte Baedeker heraus.
»Wie ist das möglich?«, fragte Nike. »Und wenn ja, warum wurde das erst jetzt entdeckt?«
Baedeker zuckte zusammen, als er die Schärfe in den Harmonien bemerkte, mit der Nike diese Frage stellte. »Das ist ein echtes Bild der Flotte. Das macht diese Fälschung ja so hinterhältig.«
»Nike«, ergriff jetzt Achilles das Wort, »die Veränderungen wurden am Hintergrund vorgenommen. Und diese kaum merkliche Veränderung hat uns dazu gebracht, dieses Hologramm falsch zu interpretieren.«
»Sprechen Sie weiter«, flötete Nike.
»Wir wissen, dass die Menschen uns gefunden haben. Nur eine einzige Tatsache macht die Existenz dieser Aufnahme so schockierend: dass sie angefertigt wurde, lange nachdem wir ihr Kundschafter-Schiff zerstört haben.« Achilles richtete sich auf, die Vorderbeine weit gespreizt – es war eine Geste, die verriet, dass er an Flucht nicht einmal dachte: Sie sprach von völliger Selbstsicherheit. »Wir glauben, dass dieses Bild aus den Übertragungen der Kundschafter stammt. Die Veränderungen, die daran vorgenommen wurden, lassen das Bild lediglich so erscheinen, als stamme es aus jüngerer Zeit.«
Nike löste die scharlachroten und purpurnen Ranken zweier benachbarter Büsche, während er schweigend nachdachte. »Sie haben uns dazu gebracht zu glauben, die ARM könne uns unbemerkt beobachten.«
Vesta räusperte sich mit beiden Kehlen gleichzeitig. »Ganz genau, Nike.«
»Vesta«, sagte Nike, »ich habe seinerzeit auf die Meinung Ihres Experten vertraut, als es darum ging, den Zeitpunkt dieser Aufnahme zu bestimmen. Was hat sich jetzt geändert?«
Vesta erstarrte. Rechnete er damit, schon bald Baedekers Platz auf Naturschutzwelt Eins einnehmen zu müssen?
»Das Problem ist recht komplex«, warf Achilles ein. »Die Sterne im Hintergrund sind allesamt vertraut und, weil die Kamera sich auf sie zubewegt, selbstverständlich blauverschoben. Wir sind davon ausgegangen, daraus auf die Geschwindigkeit des betreffenden Schiffes schließen zu können. Die Sonnen, die unsere Naturschutzwelten umkreisen, sind noch weiter blauverschoben, da sich die Flotte auf das ARM-Schiff zubewegt. Da die Flotte konstant beschleunigt, verrät uns die Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegt, eindeutig, wann diese Aufnahme angefertigt wurde.«
»Was hat sich verändert?«, wiederholte Nike und ließ in seine Stimmen einige musische Verzierungen einfließen, die zunehmende Ungeduld verrieten.
»Baedeker?«, sprach Achilles jetzt den Ingenieur an.
»Mir war der Gedanke gekommen, die Auswahl des Zeitpunkts sei rein zufällig erfolgt«, setzte Baedeker an. »Zu zufällig. Dank meines Hyperraum-Detektors wissen wir genau, wann das ARM-Schiff in der Nähe der Flotte aufgetaucht ist – und sie vom galaktischen Süden aus beobachtet hat. Wir wissen auch, wann das ARM-Schiff zerstört wurde. Dazwischen lag nur ein kurzes Intervall, in dem die Mannschaft jegliche detaillierten, hoch aufgelösten
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