Ringwelt 12: Weltenwandler
niemand ihn bemerkte. Zwischenstationen an Bord verschiedener Satelliten ermöglichte auch die Teleportation über Ozeane hinweg.
Auf Fafnir war das anders. Außer auf dem einzigen, kleinen Kontinent – der immer noch Shasht genannt wurde; das war der Name, den die Kzinti ihm gegeben hatten – reisten die Bewohner dieser Welt meist in Booten und Luftschiffen umher.
Angesichts dessen, was er nach zwei Wochen ausgiebiger Suche erreicht hatte, glaubte Sigmund, er könne genauso gut eine Weltreise an Bord eines dieser Luftschiffe unternehmen. Nicht, dass er in der Lage gewesen wäre, dort seine Kabine zu verlassen …
Rasch hatte sich Medusa in die Kommunikationsnetzwerke von Fafnir eingehackt. Spuren der Flüchtlinge hatte sie nicht gefunden. Und das Einzige, was noch ein wenig Anlass zur Hoffnung gab, ließ sich ebenfalls nur durch ein Negativum ausdrücken: Seit fast einem Jahr gab es keinerlei Spuren mehr von Persial January Hebert, dem Seefahrer, der nach seiner Rettung behauptet hatte, Bekanntschaft mit einem Seeungeheuer gemacht zu haben, das eine ausgesprochene Abneigung gegen Rettungswesten hatte. Dieses Verschwinden ließ darauf schließen, dass hier ein Pseudonym im Spiel war.
Einen gewissen Unsicherheitsfaktor stellte die Tatsache dar, dass manche Leute hier monatelang auf See blieben. Viele lebten völlig unabhängig auf den Myriaden von Inseln, die über den gewaltigen Ozean dieser Welt verteilt waren. Auf jeden Fall fielen sie durch das, was man auf Fafnir als ›das Raster‹ hätte bezeichnen können.
Ander hatte die wichtigsten öffentlich zugänglichen Orte auf Shasht mit Sensoren ausgestattet. Dann hatte er einige der näher gelegenen, dichter bevölkerten Inselsiedlungen aufgesucht und dort das Gleiche getan. Dabei war er mit Überwachungsgerätschaften der ARM ausgestattet, einschließlich der Ohrstecker-Transceiver, wie Sigmund sie einst auch Shaeffer und Wu geliehen hatte, und dazu noch bemerkenswertere Relais-Kontaktlinsen. Sigmund konnte jederzeit auf einem seiner Displays abrufen, was Ander gerade sah.
Bislang hatte nichts davon geholfen.
»Ander«, rief Sigmund ihn. Eine kurze Auf-und-ab-Bewegung auf dem Ander-Blickfeld-Display bestätigte Sigmund, dass Ander ihn gehört hatte. Im Augenblick sah Sigmund eine kleine Shopping Mall. »Geh zur nächsten Insel.«
Feigheit ist unter den Bürgern eine Tugend. Nessus befand sich hier auf Fafnir, Lichtjahre von Hearth entfernt, weil er, was das betraf, weniger tugendhaft war als die meisten anderen. Und dennoch war auch er immer noch ein Feigling.
Und Sigmund Ausfaller jagte ihm immer noch gewaltige Angst ein.
Nessus konnte Sigmund jederzeit auf seinem Zimmer anrufen. Er konnte auch einfach dessen Zimmer betreten. Er konnte Sigmunds unruhigem Auf-und-ab-Gehen ein Ende bereiten, indem er ihn einfach in die Isolationszelle hier an Bord der Aegis holte.
Und was sollte er dann sagen?
Sollte er diesen hochgradig paranoiden Angehörigen der ARM, der ihn jahrelang verfolgt hatte, darum bitten, ihm zu vertrauen? Sollte er diesem Paranoiker erzählen, dass eine Welt voller Fremder seine Hilfe benötige? Sollte er die dunkelsten Geheimnisse der Konkordanz, deren gefährlichsten Feind anvertrauen?
Nun ging Nessus selbst auf und ab, versuchte verzweifelt, Energie aufzutanken. Doch er hatte längst noch nicht das Ausmaß an Manie erreicht, das es ihm gestattet hätte, auch zu handeln.
Sigmund hatte den Überblick verloren, wie viele Inseln Ander bereits aufgesucht hatte. Medusa mühte sich nach Kräften, die tausenden von Datenströmen sämtlicher Sensoren zu überwachen, die Ander bereits ausgesetzt hatte. Sigmund befasste sich seinerseits mit stichprobenartigen ausgewählten Datensätzen, nur um das Gefühl zu haben, irgendetwas Sinnvolles zu tun. Irgendeinen brauchbaren Anhaltspunkt hatten sie bislang noch nicht gefunden. Vielleicht wären sie sogar schon wieder zurückgereist, wenn Sigmund nicht so entsetzliche Angst vor der Rückreise gehabt hätte.
In einer Nacht, in der er – wieder einmal – überhaupt keinen Schlaf fand, kam Sigmund eine Idee. Beowulf Shaeffer war der geborene Tourist. Die größte Touristenattraktion dieser rückständigen, völlig durchnässten Welt stellte der Unterwasserkrieg dar. Er schickte Ander nach Pacifica, um sich dort umzusehen.
Pacifica war ein Dorf auf dem Meeresgrund, die einst für die Mitarbeiter irgendeines Unterwasser-Zoos errichtet worden war. Der Unterwasserkrieg war nur eine Art
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