Ringwelt 12: Weltenwandler
Nebengedanke gewesen, die Adaption eines Jagdspiels der Kzinti – das natürlich ausschließlich an Land betrieben wurde –, doch dieser Unterwasserkrieg hatte der verschlafenen Siedlung unter ihrer Kuppel beträchtlichen Wohlstand gebracht.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte Ander zunächst ein gutes Restaurant aufgesucht, bevor er das nahe gelegene Stadium betrat, in dem sich die Anhänger dieser Sportart versammelten. Durch Anders Augen betrachtete Sigmund dessen Umgebung: Ander las verschiedene Speisekarten, ließ den Blick über die umliegenden Ladenlokale schweifen, schaute zu einem Balkon im zweiten Stockwerk hinaus, schaute wieder auf die Speisekarten, suchte sich gerade etwas aus …
»Ander!«, schrie Sigmund. Sein Herz schlug ihm bis an den Hals. »Schau noch einmal nach oben! Ist das …?«
Während Ander erneut den Balkon betrachtete, ging Sigmund die Aufzeichnung der Datenübertragung dieser letzten Minute durch, bis er gefunden hatte, was ihm aufgefallen war. Er kannte dieses Gesicht! »Das ist Shaeffer! Rauf mit dir!«
Ander hechtete die Treppe hinauf; er nahm immer drei Stufen auf einmal. Er fand Shaeffer in einer Telefon/Transferkabine; er hielt einen Taschencomp in der Hand. Es war Shaeffer – die Gesichtserkennungs-Software war sich ebenso sicher wie Sigmund –, nur dass er fast einen halben Meter zu klein war!
Shaeffer trat aus der Kabine heraus und prallte geradewegs gegen Ander. »Uff!«
»Das klang gekünstelt«, merkte Sigmund an. Also hatte Shaeffer Ander ebenfalls erkannt. »Lass ihn nicht wissen, dass ich zuhöre.«
»’tschuldigung. Beowulf, meine Güte, Sie haben sich vielleicht verändert!« Ander trat nicht zur Seite; Shaeffer konnte die Kabine nicht verlassen.
Shaeffer tat, als sei ihm dieser Zwischenfall peinlich. »Entschuldigen Sie, mein Herr. Ich wollte sie wirklich nicht anrempeln.«
»Wie sonderbar, Ander. Er tut so, als kenne er dich nicht. Verpass ihm einen Peilsender!«
Ander ergriff Shaeffers Hand und schüttelte sie kräftig. »Ander Smittarasheed«, brüllte er, um das Getöse der wartenden Menschenmenge zu übertönen. Anders Händedruck, so fest, als wolle er Knochen bersten lassen – fast wie bei einem echten Jinxianer –, würde den kurzen Einstich des Subkutan-Senders unmerklich werden lassen.
Sigmund warf einen Blick auf das Display. »Medusa hat das Peilsender-Signal. Gut gemacht!«
Ander sprach immer noch auf Shaeffer ein. »Wir haben zwei Reisevids zusammen gedreht. Beowulf, alles was recht ist – wahrscheinlich haben Sie eine irre Geschichte zu erzählen.«
»Zu verbergen. Eine irre Geschichte zu verbergen, Ander.«
»Das hat sich hiermit geändert«, gab Ander zurück.
»Ja. Richtig. Haben Sie vielleicht jemanden bei sich?«
Ander erinnerte sich an seine Tarngeschichte. »Nein, ich bin allein.«
»Dann kommen Sie, lassen Sie uns gemeinsam das Spiel ansehen. Ich glaube, direkt neben mir ist ein Platz frei.«
»Ander, sorg dafür, dass ich einen guten Blick auf die Sitzplatznummer bekomme«, forderte Sigmund ihn auf. »Medusa kann dann wahrscheinlich herausfinden, wer die Tickets gekauft hat.«
Zweifellos waren diese Plätze nicht auf den Namen ›Beowulf Shaeffer‹ reserviert. Und wenn sie erst einmal herausgefunden hätten, unter welchem Pseudonym sich Beo hier aufhielt, würde ihnen das eine Spur zu allen anderen Flüchtlingen liefern.
Sie näherten sich einer ganzen Reihe Transferkabinen. »Ander, pack Shaeffer am Arm. Tu so, als würdest du dir Sorgen machen, er könne einfach fortlaufen – dann kommt der niemals auf die Idee, dass wir ihn orten können.«
»Warum sind Sie in eine Kabine gegangen, wenn Sie einen Taschencomp besitzen?« Während Ander die Frage stellte, umklammerte er Shaeffers mageren Oberarm.
Diese Frage schien Shaeffer zu belustigen. »Lärm!«
Wie auf ein Stichwort hin drängte sich jetzt eine ganze Menschenmenge um sie herum und riss sie mit sich, auf die ausfahrbare Brücke, die in die Kuppel der Arena hineinführte. Sigmund ließ sich in einen Massagesessel sinken. Einen nichts ahnenden Beowulf Shaeffer zu belauschen, wurde ja allmählich zu einer schlechten Angewohnheit!
»Ich habe sie, Sigmund«, erklärte Medusa.
»›Sie‹?«
»Die Plätze, auf denen Beo und Ander sitzen. Zwei Tickets auf den Namen ›Martin Wallace Graynor‹.«
Shaeffer redete währenddessen ohne Punkt und Komma über die Spielregel-Feinheiten des Unterwasserkriegs. »Mich deucht, Beo versucht hier nur Zeit zu
Weitere Kostenlose Bücher