Ringwelt 12: Weltenwandler
Medusa zeichnete alles auf; Sigmund wollte sich später noch einmal ausführlich damit befassen.
Auf Sigmunds Aufforderung hin erzählte Ander einige faustdicke Lügen über Peltons Forschungsvorhaben auf Jinx und was bislang dabei zu Verzögerungen geführt hatte.
Auch darauf reagierte Shaeffer nicht merklich.
Medusa unterbrach Sigmund in seinem Gedankengang. »Wir haben sie, Sigmund. Milcenta. Sie hat gerade bei Outbound Enterprises eingecheckt.«
»Was ist das?«, fragte Sigmund nach.
»Eine Eisfrachter-Linie. Die, die auch Carlos und die Kinder genommen haben. Und noch etwas …«
»Ja?«, forderte Sigmund sie zum Weitersprechen auf.
»Wenn du dein Fenster mal auf ›durchsichtig‹ schaltest und nach unten blickst: Outbound Enterprises ist das niedrige grüne Gebäude gleich gegenüber.«
Schließlich wurde Shaeffers Redefluss doch etwas langsamer. Vielleicht lag das an der Erschöpfung – in Pacifica war es schon recht spät –, oder er war zum Ergebnis gekommen, er habe jetzt genug Zeit geschunden, um Sharrol/Milcenta die Flucht zu ermöglichen. Und trotz einiger kurzer Bemerkungen hatte er immer noch nichts über Feather gesagt.
»Ist das der Grund, aus dem Sie hergekommen sind, Ander?«, fragte Beowulf.
»Beowulf, ich glaube, ich kann Sigmund berichten, dass mein Trip den Aufwand gelohnt hat. Wenn Sie mir jetzt noch erzählen würden, was aus Feather Filip und Carlos Wu geworden ist?«
»Ja.« Beo beugte sich ein wenig vor. »Und Carlos’ Autodoc?«
»Feather Filip ist um die gleiche Zeit herum und in der gleichen Gegend verschwunden wie Sie, Carlos Wu und Sharrol Janss. Ich soll herausfinden, wer von ihnen noch lebt.«
Sigmund zuckte zusammen, doch Ander hatte höchstwahrscheinlich Recht. Und falls irgendjemand tatsächlich tot war, dann war es fast ein Gebot der Logik, dass es Feather sein würde. Durch Anders Kontaktlinsen blickte Sigmund Beowulf aufmerksam an.
Ruckartig griff sich Shaeffer an den Hals und massierte ihn nervös. »Niemand sollte mit Ihnen zu Abend essen müssen, Ander.«
»Wer ist nun tot?«, wiederholte Ander unverblümt.
»Zumindest Carlos Wu. Wollen Sie alles wissen?« Carlos war nach Home weitergereist. Worüber würde Shaeffer noch lügen?
»So, das war die ganze Geschichte«, beendete Beo den Bericht schließlich. »Carlos ist tot. Ich habe gesehen, wie Feather ihn erschoss, bevor sie die Waffe auf mich gerichtet hat. Sharrol und die Kinder müssen entkommen sein. Feather blieb zurück, um mich in den Autodoc zu legen, und dann ist sie mit dem zweiten Boot verschwunden.
Sie ließ mich allein und schiffbrüchig auf einer unbewohnten Insel zurück. Ich schätze, sie hatte den Gedanken bereits aufgegeben, Sharrol noch einzuholen. Warum sonst hätte sie mich als Geisel am Leben halten sollen? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie jetzt alle sind, doch wenn Feather Sharrol gefangen hätte, dann würde ich es wissen, glaube ich.«
Trotz der vielen Lügen klangen doch einige Teile der Geschichte sehr glaubwürdig. Sigmund kannte sich mit den Hauptpersonen dieses Berichtes und auch mit den Hintergründen der Ereignisse gut genug aus, um das Tarngeflecht aus Unwahrheiten und Auslassungen zu durchdringen. Sie hatten den Transporter und den Lander geholt, waren heimlich nach Fafnir aufgebrochen, um dort das Leben der Graynors zu führen; dann war es während der Landung auf einer abgelegenen Insel zum Verrat gekommen … das alles passte gut zusammen. Eine gestohlene Waffe und riesige Löcher in einer Rettungsweste für Seeleute hatten Sigmund hierher geführt.
Nur dass einige die Rollen getauscht hatten.
Feather war fort. Für immer. Dass sie vorher zweifellos völlig wahnsinnig geworden war, machte es für Sigmund auch nicht einfacher. Plötzlich konnte Sigmund Beowulf Shaeffers Stimme einfach nicht mehr ertragen.
Doch das hielt Shaeffer nicht davon ab weiterzusprechen. »Carlos Wus experimenteller Autodoc ist ein sehr wertvoller Apparat. Was halten Sie davon, wenn ich ihn an Sie verkaufe?«
»Den hätten wir wirklich gerne zurück«, brachte Sigmund hervor. »Aber bloß nicht zu interessiert erscheinen!«
Ander ließ sich Zeit mit seinen Anmerkungen. »Ihre Verhandlungsposition ist nicht gerade gut.«
»Preiswert!«, versicherte Shaeffer ihm. »Ich komme selbst nicht mehr dran, und Sie können es sich nicht leisten, den Apparat zu verlieren. Sehen Sie mich an! Dieses Ding hat mich neu erschaffen, mit nichts als einem abgetrennten Kopf!«
Sigmund drehte
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