Ringwelt 12: Weltenwandler
gleichzeitig: Ein Gravitationsplaner bildete das Gegengewicht zum Fusionsantrieb, sodass das Schiff weiterhin in niedriger Höhe an Ort und Stelle stehen konnte. Nessus konnte sich nicht vorstellen, warum dieses Schiff das tun sollte – bis ihm Jason berichtete, er stehe bereits tief in Schmelzwasser.
Kurz darauf erlosch die Flamme. Jason fror an Ort und Stelle fest. Und dann …
»Ich habe es gefunden, Nessus. Zumindest habe ich irgendetwas gefunden.«
»Eine neue Einstellung? Wie sieht das Endergebnis aus?«
»Wie ein Kegel mit abgerundeter Basis, der vom Griff absteht.«
»Probieren Sie es aus! Und falls Sie Erfolg haben sollten: Alles Gute, Jason. Es war erfreulich, Sie kennen gelernt zu haben.« Nessus war fast ein wenig erstaunt, wie ernst er diese Worte meinte.
»Alles Gute, Nessus.«
Nessus kauerte sich in seiner Eishöhle zusammen, so wenig Schutz sie ihm auch bieten mochte. Sekundenlang spürte er nicht das Geringste. Dann war ein Grollen zu hören. Der Boden bebte, schleuderte Nessus unsanft gegen die Decke. Dann stürzte er wieder zu Boden, und die Bodenwellen schleuderten ihn erneut in die Höhe. Und noch einmal. Und …
Nessus wurde schwarz vor Augen, bevor das Beben sich legte.
Als Nessus erwachte, hörte er etwas, das frappierend nach ›Verhandlungen‹ klang. Jason und Chuft-Captain nutzten den allgemeinen Kanal. Eindeutig hatte Jason einen bislang unbekannten Waffenmodus entdeckt, mehr konnte das nicht zu bedeuten haben. Einen Selbstzerstörungsmechanismus gab es nicht; dieser Gedanke war Jason wohl nur in seiner Verzweiflung gekommen. Nessus zwang sich dazu, dem Gespräch zu lauschen. Er musste überleben, bis die anderen ihn retteten. Er musste die Flotte über das Ultimatum der Outsider in Kenntnis setzen.
»Du hast eine neue Einstellung der Waffe entdeckt«, sagte Chuft-Captain gerade.
»Ist das so?«
»Ich habe nicht die Absicht, mit dir zu spielen wie mit einem Kzinti-Jungen. Als Kämpfer steht dir Respekt zu – das gilt für deinen Pflanzenfresser-Freund nicht.«
»Wie geht es Ihren Rippen?«, erkundigte sich Jason.
Nessus blickte sich selbst in die Augen. Sein Tritt hatte mehr bewirkt, als Chuft-Captain zu verletzen. Er hatte ihn gedemütigt. Chuft-Captain würde sich weigern, irgendwelche Hilfe herbeizurufen, bis er sich persönlich um Nessus gekümmert hatte.
Dieser Eigensinn mochte es Nessus tatsächlich ermöglichen, zu überleben, bis die Rettung eintraf. Doch wenn Chuft-Captain die Tnuctipun-Waffe wieder in die Pfoten bekam … dann würde ihn nichts und niemand davon abhalten können, diese letzte, geheime Einstellung auszuprobieren. Der Kzin wäre bereit, den ganzen Planeten zu zerstören, nur um sich seiner Rache zu versichern.
»Sprich nie wieder darüber!«, knurrte Chuft-Captain. »Wir könnten etwas tauschen, du und ich. Du hast eine einzigartige Waffe. Ich habe ein Menschenweibchen, das sich gewiss mit dir würde paaren wollen.«
Über den privaten Kanal schrie Nessus seinem Schiffskameraden zu: »Darauf dürfen Sie sich nicht einlassen, Jason! Auf keinen Fall!«
Jason ignorierte ihn. »Schön ausgedrückt. Und nun?«
»Gib uns diese Waffe. Zeig uns, wie wir diese Einstellung vornehmen können. Dann dürfen du und dein Weibchen an Bord eures Schiffes diese Welt verlassen: unverletzt und ungehindert.«
»Ihr Wort, bei Ihrem Namen?«, fragte Jason nach. Unter Kzinti war es äußerst schwer, sich einen Namen zu verdienen. Die meisten Kzinti würden eher sterben, als Schande über ihre Familie zu bringen.
Das Funkgerät verstummte. »Sie verlogener …«
»Sprich es nicht aus. Jason, das Angebot besteht immer noch, nur dass ich euren Hyperraumantrieb zerstören werde. Ihr müsst durch den Normalraum in die Zivilisation zurückkehren. Unter dieser Bedingung erhältst du mein Wort bei meinem Namen.«
»Und Nessus?«
Ein wortloses Knurren. »Der Pflanzenfresser muss sich selbst beschützen.«
Irgendetwas stimmte hier nicht! Das lag nicht an diesem persönlichen Hass. Den verstand Nessus gut. Chuft-Captain erschien ihm einfach zu freundlich. Wollte er die Zeugen wirklich entkommen lassen?
»Geht es ihr gut?«, fragte Jason jetzt.
»Selbstverständlich.«
»Das müssen Sie mir erst beweisen«, beharrte Jason.
»Du darfst ihre Stimme hören.«
»Jay, Liebling, hör mir zu!« Anne-Marie sprach sehr rasch. »Nimm die siebte Einstellung. Die siebte! Kannst du mich hören?«
»Anne, ist alles in Ordnung?«
»Mir geht es gut«, schrie sie. »Nimm die
Weitere Kostenlose Bücher