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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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Kleidung war frei programmierbar. Sigmund verstand es einfach nicht.
    Auf der Erde war Kleidung etwas anderes als nur eine Reihe von »Downloads«, und sie verrieten immense Individualität. Alle Farben des Regenbogens bei Kleidung und bei Hauttönungen gleichermaßen hatte Sigmund noch kristallklar in Erinnerung.
    Wahrscheinlich, weil diese Erinnerungen völlig nutzlos waren.
    Seinen eigenen Pullover und die Hose hatte Sigmund auf Schwarz programmiert. Erst jetzt kam Sigmund der Gedanke, dass er hier noch nicht viel Schwarzes gesehen hatte. Welche Botschaft er mit seiner Kleidung wohl aussandte?
    Sigmund streckte der Frau die Hand entgegen. Sie blickte verwirrt seine Finger an, und Sigmund ließ die Hand wieder sinken. »Verzeihung, das ist ein Begrüßungsbrauch auf der Erde. Frau Gouverneurin, ich freue mich sehr, Sie kennen zu lernen. Sigmund Ausfaller.«
    »Außer bei Staatsakten oder dergleichen sind wir etwas zwangloser. Sabrina reicht voll und ganz aus.« Sie blickte ihn nachdenklich an. »Man hat mir berichtet, Sie hätten einiges durchgemacht. Sind Sie schon bereit für ein solches Gespräch? Hatten Sie genug Zeit, sich zu akklimatisieren?« Sie deutete auf einen Konferenztisch, an dem mehrere Sessel standen; die Art und Weise, wie die Beine gepolstert waren, verriet unverkennbar den Einfluss der Puppenspieler.
    Zeit war ein Luxus, den sie sich, so glaubte er, nicht leisten konnten. »Jetzt sofort wäre mir sehr recht, Sabrina.«
    »Dann erzählen Sie mir von sich und von der Erde.«
    Er redete, bis er völlig heiser war. Sie legten eine kurze Pause ein, als einer von Sabrinas Mitarbeitern eine Karaffe mit Eiswasser brachte, dann sprach Sigmund weiter. Sabrinas Neugier schien unersättlich.
    Und auch ihr Interesse an ihm und seiner Heimat änderte nicht das Geringste. »Sabrina, ich kann nicht dafür sorgen, dass Ihr Volk wieder zur Erde zurückkehren kann. Ich habe das alles verloren. Ich weiß nicht mehr, wo sich die Erde befindet und was für eine Art Sonne sie umkreist. Ich kann mich nicht mehr an ihre planetaren Nachbarn erinnern.« Kurz schoss ihm ein Bild durch den Kopf, qualvoll kurz und unmöglich zu erkennen – dieses Mal ging es um ein Volk, das auf einer Art Osterei lebte.
    Sigmunds ganzer Verstand war hoffnungslos durcheinander gewirbelt. »Wie überhaupt irgendeine der Welten, auf denen Menschen leben, aussieht – oder auch nur, wie deren Sonnen aussehen. Alles ist fort. Dafür hat Nessus gesorgt.«
    Die Enttäuschung stand der Gouverneurin deutlich ins Gesicht geschrieben. »Aber Sie müssen dennoch weitersuchen. Was können wir sonst tun? Alles, woran Sie sich erinnern können, ist mehr, als wir vorher hatten. Vielleicht werden Sie ja irgendetwas wiedererkennen, das dann weitere Erinnerungen zurückbringt.«
    Aufs Geratewohl durch den Interstellarraum fahren und darauf hoffen, irgendetwas wiederzuerkennen! Wenn das wirklich das Beste war, was sie unternehmen konnten, war New Terra eindeutig dem Untergang geweiht. Nein, tanj noch mal! Und wenn es ihn das Leben kostete – noch einmal! –: Er würde keine Welt den Puppenspielern opfern.
    Sigmunds Verstand überschlug sich fast, und doch war er außerstande, diese Entschlossenheit zu einem Plan umzugestalten.
    »Wenn ich die Erde finden könnte, so würde das wahrscheinlich einen Krieg mit sich bringen. Nessus hat eindeutige Grenzen bei dem, was er für uns zu tun bereit ist. Dazu gehört auch, dass seinem eigenen Volk keinesfalls irgendetwas zustoßen darf. Und deswegen hat er auch meine Erinnerungen ausradiert.«
    »Krieg war eine Methode zur Beilegung von Konflikten zwischen politischen Wesenheiten durch gegebenenfalls auch tödliche Zwangsmaßnahmen. Soziologische Reife und ausreichende Rohstoffmengen haben den Krieg an sich obsolet gemacht.«
    Sigmund blickte sich um, doch er sah nicht, wer gerade eben gesprochen hatte.
    »Danke, Jeeves«, sagte Sabrina. »Sigmund, das ist eine Kopie der künstlichen Intelligenz, die sich an Bord des Ramjets unserer Vorfahren befand. Sein Englisch wurde nicht modifiziert.«
    Natürlich fehlte in diesem neuen Dialekt, den die Puppenspieler eigens entwickelt und abgesegnet hatten, das Wort ›Krieg‹.
    Das Konzept hätte ein mögliches Mittel gegen Tyrannei impliziert. »Ich habe noch weitere schlechte Nachrichten«, sagte Sigmund. »Ihre Vorfahren haben die Erde zu einem ganz besonderen Zeitpunkt verlassen. Diese ›politischen Wesenheiten‹ hatten sich gerade zu einer Weltregierung

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