Ringwelt 12: Weltenwandler
Gittermuster selbst noch aus …« – es kam ihm selbst sonderbar vor, doch Sigmund wusste, dass er anfangen musste, in englischen Einheiten zu denken – »… 185 Milliarden Meilen Entfernung erkennen kann.«
Es erforderte gewaltige Beherrschung, doch Sigmund wandte den Blick von der Projektion ab. Wenn er zu lange über die Macht nachdachte, über die diese Puppenspieler tatsächlich verfügten, würde er niemals in der Lage sein zu handeln.
Sigmund kam sich vor wie ein Verurteilter; unruhig ging er auf einem Zickzackkurs seinem Termin mit der Gouverneurin dieser Welt entgegen. Penelope begleitete ihn, doch sie fungierte eher als moralische Unterstützung denn als Fremdenführerin. Von überall traten Fremde auf sie zu und begrüßten Sigmund herzlich. Er war hier wirklich eine echte Berühmtheit.
Na wunderbar, dachte Sigmund. Noch mehr Leute, die ich enttäuschen kann.
Die Stepperscheiben schnellten sie zu Feldern und Tälern, zu Bergkuppen und Einkaufszonen, zu jeder Ecke des ganzen Kontinents Arcadia. Es gab so viel auf der Welt, was Sigmund noch würde sehen müssen, doch Arcadia war der Kontinent, auf dem die Puppenspieler dereinst ihre menschlichen Diener angesiedelt hatten. Sigmund hatte es nicht eilig, den Puppenspielern im Exil zu begegnen, und den Strafgefangenen, die es vorgezogen hatten, auf New Terra ihre Freiheit zu genießen, statt zurück zu ihren Heimatwelten gebracht zu werden – und dort wieder in ein Gefängnis.
Arcadia war ein wenig größer als Europa, die Klimazonen reichten von ›wie auf Hawaii‹ bis zu ›wie in Nordkalifornien‹, und die Bevölkerung war kleiner als die des Landkreises Peoria in Illinois. Dieser Ort könnte ein wahres Paradies sein, wenn die Puppenspieler nicht die Absicht hätten, hier …
Nein, ver-tanj-t noch mal! Er war hier, um genau das zu verhindern. Wenn nur sein Verstand nicht so … verquer funktionieren würde.
Hier und dort löste irgendetwas immer wieder eine Art Blitz in seinem gequälten Gedächtnis aus. Welten, die völlig unbewohnbar waren, abgesehen von ihren tiefsten Felsspalten oder ihren höchstgelegenen Plateaus. Ein Planet, der von Winden so sehr gepeitscht wurde, dass die Bevölkerung den Großteil des Jahres unter der Oberfläche verbrachte. Eine andere Welt mit erdrückend hoher Schwerkraft. Fafnir, eine Welt, die fast vollständig von Wasser bedeckt war – der Ort, den er am liebsten vergessen hätte –, war ihm am deutlichsten im Gedächtnis geblieben. Der Tod hinterlässt wohl doch einen recht deutlichen Eindruck, dachte Sigmund.
Er war sich nicht ganz sicher, wann genau dieses Zusammentreffen arrangiert worden war, nur dass Omar entschieden hatte, es sei an der Zeit. Alle seine neuen Freunde arbeiteten in der einen oder anderen Art und Weise für die Regierung. Als sie dann zur vereinbarten Stunde eintrafen, betraten Sigmund und Penelope den Innenhof des bescheidenen Regierungskomplexes. Bevor Svens Cousine dann zu ihrem Labor aufbrach, in dem sie versuchte, gegen einen jüngst aufgetretenen Pflanzenschädling vorzugehen, wünschte sie Sigmund noch viel Glück und deutete auf das Gebäude, in dem er erwartet wurde.
Jeder Bürgermeister einer etwas größeren Stadt hätte beim Anblick dieses Gebäudekomplexes nur die Nase gerümpft. Mit Mühe fand Sigmund in seinem Hirn die Erinnerung an das Privatrefugium der Generalsekretärin in der herrlichen Berglandschaft wieder. Das hier war ungleich besser.
Sigmund betrat die Lobby und nannte an der Rezeption seinen Namen. Er musste nicht lange warten, bis ein junger Mann auf ihn zukam. »Hier entlang«, sagte er und geleitete Sigmund einen kurzen Weg entlang zu einem bescheidenen Büro. »Frau Gouverneurin?« Der Assistent verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Eine Frau mit auffallend violetten Augen kam hinter einem massigen Schreibtisch hervor, um Sigmund zu begrüßen. Ihr Büro war völlig schmucklos, von einigen Pflanzen und Holos abgesehen, die wohl ihre Familie zeigten. »Sabrina Gomez-Vanderhoff.«
Sigmund konnte sich nicht erinnern, auf New Terra jemals irgendjemanden gesehen zu haben, der derart viele verschiedene Farben und Stoffarten miteinander kombiniert hatte. Kleidung und Schmuck waren hier ein Zeichen für Stellung und Status und – also, Sigmund war sich nicht sicher, ob das wirklich schon alles war, worüber damit etwas ausgesagt wurde. Mit der hier verfügbaren Nanotechnologie konnte Schmuck mühelos hergestellt werden. Und das Aussehen der
Weitere Kostenlose Bücher