Ringwelt
Eingeborenen aushorchen«, fauchte der Kzin. »Diese haarigen Wesen werden bestimmt nicht unsere Liar von der Stelle bewegen. Wir müssen ein paar Leute finden, die uns helfen können.«
Louis nickte zustimmend. »Ich habe mir einen Trick ausgedacht, wie wir mit den Eingeborenen so oft verhandeln können, wie wir nur wollen.«
»Wie heißt dieser Trick?«
»Landen wir erst einmal, damit ich Ihnen das in aller Ruhe auseinandersetzen kann.«
Die Berge bildeten ein hohes Hindernis - einen gigantischen Zinnenkranz, der sich auf ihrem Kurs querstellte. Perlmuttschimmer spielte um die Gipfel und füllte die Pässe dazwischen. Louis konnte diese Erscheinung jetzt unschwer deuten: Der Wind, der sich heulend durch diesen Gebirgskamm preßte, hatte im Lauf der Zeit Steine und Erde abgetragen, die Felsen bis auf das graue, durchsichtige Bodenmaterial abgeschliffen.
Louis steuerte die kleine Luftflotte hinunter zu den sanften Hügeln des Vorgebirges. Ein Fluß ergoß sich aus dem Hochgebirge und verschwand in den Wäldern, die sich wie ein grüner Pelz über den Hügeln ausspannten.
»Was hast du denn jetzt wieder vor?« fragte Teela auf der Frequenz ihrer Konferenzschaltung.
»Ich lande. Ich brauche dringend eine Ruhepause. Aber schalte nicht gleich wieder ab. Ich will mich für den Vorfall entschuldigen und ...« Teelas Leitung war bereits wieder tot.
Louis seufzte. Die Lage war nicht ganz hoffnungslos. Jede Frau wird neugierig, wenn man ihr eine Entschuldigung anbietet.
»Mir kam die Idee, als wir uns mit Nessus stritten, weil seine Rasse sich göttliche Gewalt anmaßte und mit unseren genetischen Möglichkeiten herumspielte«, sagte Louis, auf seinen Sattel gelehnt. Leider hatte er nur den orangefarbenen Kzin als Zuhörer. Teela war nach der Landung von ihrem Flugrad gestiegen, hatte ihm einen zornigen Blick zugeworfen und war im Wald verschwunden. Der Kzin nickte, daß seine zottelige Mähne die ausgespannten Ohren verdeckte.
»Solange wir fliegen, sind wir auf dieser Welt relativ sicher«, fuhr Louis fort. »Wir könnten in einem Zug bis zum Rand der Ringmauer fliegen. Wir können auch Zwischenlandungen einlegen, wo der Boden bis zum Fundament der Ringwelt abgetragen ist. Dort kann sich kein Leben halten - keine gefährlichen Raubtiere und keine tödlichen Bakterien.
Doch das bringt uns nicht viel ein. Wir sind auf die Hilfe der Eingeborenen angewiesen, wenn wir mit der Liar diese Welt wieder verlassen wollen. Irgend jemand muß ja die Liar mindestens vierhunderttausend Meilen quer über das Land bis zur Ringmauer transportieren. Ich sehe keine andere Möglichkeit, unser Raumschiff zurück in das All zu befördern.«
»Komm endlich zur Sache, Louis. Ich muß mir die Pfoten vertreten.«
»Wenn wir die Ringwelt verlassen, sollte diese Welt für uns kein ungelöstes Rätsel mehr sein.«
»Richtig.«
»Nur einem Gott antwortet man bereitwillig, wenn er fragt. Warum sollen wir also nicht als Götter auftreten?«
Der Dolmetscher sah Louis fragend an. Eigenartig, wie nahe sie sich inzwischen gekommen waren. Auch in ihrer Anrede.
»Meinst du das so wörtlich, wie du es sagst?«
»Natürlich! Wir verfügen zwar nicht über die Macht der Ringwelt-Architekten, doch unsere technischen Hilfsmittel sind so eindrucksvoll, daß die Eingeborenen uns für Götter halten. Ich sehe den Baumeistern der Ringwelt anscheinend sehr ähnlich. Dir übertrage ich die Rolle des Kriegsgottes.«
»Vielen Dank!«
»Teela und ich sind deine Meßgehilfen. Nessus eignet sich ausgezeichnet als Dämon, den wir eingefangen haben.«
Der Kzin fuhr nachdenklich seine Krallen aus und ein. »Nicht übel. Nur hat sich Nessus inzwischen verkrümelt. Ich bezweifle, daß er zu uns zurückkehren wird.«
»Aber wir brauchen ihn dringend für unsere Göttersammlung!«
»Tut mir leid, Louis!«
»Dolmetscher, du mußt dich doch nur bei ihm entschuldigen!«
»Kommt gar nicht in Frage«, fauchte der Kzin. Louis wußte, daß der Kzin jetzt längst abgeschaltet hätte, wenn die Unterredung im Flugzeug stattgefunden hätte. Deswegen hatte er auch auf einer Landung bestanden.
»Die Idee ist viel zu gut, um sie deiner Unversöhnlichkeit zu opfern! Du würdest einen großartigen Gott abgeben, Dolmetscher. Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet bist du sogar ein idealer Rachegott.«
»Und weshalb brauchen wir Nessus zu unserem Spiel?«
»Als Gegenpol. Wer an Gott zweifelt, wird vom Rachegott in Stücke gerissen und verzehrt. Das ist die Strafe. Doch
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