Ringwelt
die Gläubigen müssen auch belohnt werden. Dazu brauchen wir die Wollustgeißel des Puppetiers.«
»Die - was bitte?«
»Den Tasp!«
»Ah - so! Können wir denn nicht ohne Tasp auskommen?«
»Nein. Die Menschen kennen meistens nichts Besseres als den Sex. Doch ein Gott muß mehr leisten als Sex. Denke nur an die Ekstase, die der Tasp in deinem Gehirn erzeugt hat! Dabei gibt es keine unangenehmen Folgen, keine Abschlaffung, keinen Kater! Es gibt nichts Besseres als den Tasp.«
»Diese Moralauffassung behagt mir gar nicht. Obgleich meine Anbeter nur Menschen sind, möchte ich sie trotzdem nicht mit dem Tasp knechten. Es wäre barmherziger, sie zu töten. Glaube mir das, Louis.« Der Kzin entblößte die Zähne. »Außerdem funktiniert der Tasp nur bei uns Kzinti.«
»Ich glaube, du täuschst dich«, murmelte Louis.
»Louis, dieser Tasp wurde extra für mein Hirn konstruiert! Ich habe das zu spüren bekommen. In einem Punkt hast du allerdings recht. Der Tasp ist ein religiöses Erlebnis - ein süßes diabolisches Erlebnis!«
»Mag sein. Trotzdem glaube ich, Nessus gut zu kennen. Entweder wirkt der Tasp auf uns beide, oder er trägt eine zweite Wollustgeißel bei sich, mit dem er auch uns Menschen bei der Stange halten kann.«
»Das sind reine Spekulationen.«
»Sollen wir Nessus fragen?«
»Aha - du spielst auf meine Neugierde an. Du willst mich auf deinen Kurs festlegen, Louis. Vielleicht findet der Puppetier den Weg auch allein zum Rand der Ringwelt. Soll er doch!«
Und ehe Louis darauf antworten konnte, machte der Kzin einen Satz in das Ellenbogen-Gehölz hinein .
Eine Welt war für Teela Brown zusammengebrochen. Sie schluchzte herzerbärmlich und löste sich in einer Orgie von Selbstmitleid auf.
Sie hatte einen wunderschönen Platz für ihre Trauer gefunden.
Das üppige Grün der Baumwipfel schirmte sie vor der Sonne ab. Hier unten wuchs das Unterholz nur spärlich. Sie ging im Schatten über den weichen Boden und genoß die feierliche Melancholie des Waldes.
Gerade, senkrechte Felswände schlossen einen klaren, tiefen Weiher ein. Ein Wasserfall hielt die Felswände feucht. Das Tosen des Wasserfalles übertönte ihr Schluchzen. Es schien, als weinte die Natur mit ihr. Louis Wu bemerkte sie nicht.
Da sie auf einer fremden Welt gestrandet waren, wagte es auch Teela Brown nicht, ohne ihr Erste-Hilfe-Kästchen in die Wildnis vorzudringen. Das Kästchen war an ihrem Gürtel befestigt und sendete ein Erkennungssignal aus. Louis folgte diesem Signal und stand jetzt vor Teelas Kleidern, die sie am Ufer des Weihers zu einem kleinen Häufchen aufgeschichtet hatte.
Sie saß, halb ins Wasser getaucht, hinter dem Wasserfall. Sie hatte den Kopf geneigt, und das schwarze Haar verdeckte wie ein Vorhang ihr Gesicht.
Es hatte keinen Sinn, so lange zu warten, bis sie zu ihm kam. Louis zog sich aus und legte seine Kleider neben Teelas Bündel. Es war ziemlich kühl. Louis erschauerte, biß die Zähne zusammen und stürzte sich in das klare Wasser.
Bei seinen Urlaubsausflügen war Louis immer auf zivilisierten Kolonialwelten der Menschen gelandet. Dort badete man nur in temperiertem Wasser und überlegte sich nicht erst, ob man sich bei einem Bad einen Herzschlag holen konnte.
Dieser Weiher füllte sich mit dem Schmelzwasser der Gletscher. Louis hätte am liebsten aufgeschrien; aber sein Kopf war unter Wasser.
Er kam wieder nach oben, keuchte vor Kälte und schnappte nach Luft.
Dann hatte er den ersten Schreck überwunden. Teela blickte zu ihm hinüber. Er schwamm auf sie zu. Er hätte schreien müssen, um sich verständlich zu machen.
Kosenamen und gestammelte Worte der Entschuldigung waren bei diesem Lärm fehl am Platz. Aber er konnte sie berühren.
Sie wich ihm nicht aus. Sie versteckte ihr Gesicht nur wieder hinter ihren Haaren.
Er schwamm wieder von ihr fort. Seine Muskeln waren verkrampft von dem langen Flug. Achtzehn Stunden lang hatte er im Sattel stillstitzen müssen. Jetzt, nachdem der Körper sich an die Kälte gewöhnt hatte, war es herrlich im Wasser. Er berührte zärtlich Teelas Arm und deutete auf das Ufer. Diesmal nickte sie zustimmend und folgte ihm.
Sie lagen am Ufer, wärmten sich gegenseitig und deckten sich mit den wärmeregulierenden Kombinationsanzügen zu. Ihre ausgekühlten Körper nahmen die Hitze, die von den Wärmeregulatoren ausgestrahlt wurde, begierig auf.
»Es tut mir leid, daß ich gelacht habe«, sagte Louis.
Sie nickte nur, nahm seine Entschuldigung an, ohne ihm zu
Weitere Kostenlose Bücher