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Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Titel: Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hollow Skai
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sondern forderte bereits zu seinen Lebzeiten, »diesen Revolutionsstrizzi nach jeglicher Revolution an den nächsten Laternenpfahl« zu knüpfen, weil er »einen ganz schrecklichen Satz« gesagt habe: »Bildung zeigt nur an, welcher Klasse du angehörst, und hat nichts mit Intelligenz zu tun.«

    Rio wohnt hier nicht mehr

38 Geld
    Nach der Auflösung der Scherben in jener »mystischen Stunde« 1985 waren die meisten Band-Mitglieder verstummt. Wer einmal hinter Rio auf der Bühne gestanden habe, erklärte ihr Keyboarder Martin Paul das langjährige Schweigen, könne nicht einfach eine neue Band gründen, ohne die eigenen Ansprüche drastisch zu reduzieren. Funky K. Götzner war zwischenzeitlich zwar mit dem Trommelprojekt Terra Brasilis ganz schön in der Welt rumgekommen, doch es war »der dritte Mann« der Scherben, Bassist Kai Sichtermann, der sich, zweieinhalb Jahre nach Rios Tod, als Erster wieder traute, eine Platte aufzunehmen.
    Unter dem wenig originellen Projektnamen Die Nachtfalter veröffentlichte er 1998 das Album träume tod erinnerung , zu dem Angie Olbrich ihr Requiem für einen Freund beisteuerte. Kongenial begleitet von dem Akkordeonisten Carsten Eckstaedt und dem Jazztrompeter Uli Beckerhoff, traf sie genau die melancholische Stimmung, in der sich Rios Freunde nach seinem Tod befanden. Den musikalischen Nachruf hatte sie jedoch bereits vor Reisers Tod geschrieben, und er war auch nicht auf ihn gemünzt, sondern auf ihren Kater.
    An Hommagen an Rio Reiser, der 1997 in der im Todesjahr gedrehten ARD-Krimiserie Die Gang noch einmal als pädophiler Popstar Kevin Kaiser zu sehen war, mangelte es hingegen nicht. Mit Neueinspielungen der LP Keine Macht für Niemand gratulierten sowohl Punk-Bands ( Viva L’Anarchia ) als auch HipHop-Gruppen (Die Erben der Scherben ) zum 25-jährigen Jubiläum des Albums. Unter dem Namen Flut bereiteten Bremer Schauspieler Rios Songs kammermusikalisch auf und funktionierten sie »ins Zart-Akustische um«, so der Weser Kurier . Der Österreicher Falco versteckte eine Coverversion von Geld auf seiner CD Out Of The Dark – Into The Light . Und WestBam kehrte der Love Parade den Rücken und interpretierte für den Sampler Pop 2001 den Rauch-Haus-Song der Scherben. Neun Jahre nach seinem Tod verzeichnete die Website www.riocover.de mehr als 650 Cover-Versionen seiner Lieder und die Deutsche Bahn will einen Zug nach ihm benennen.
    Das Nachspielen seiner Songs gehörte schon bald zum guten Ton und wurde ein einträgliches Geschäft. Im Herbst 2005 veröffentlichte die edel Company bereits ihr zweites Familienalbum , eine Sammlung »zweifelhafter Coverversionen«, mit der, so Jörg Sundermeier in der taz über Teil 1, Rio nachträglich zur »Vaterfigur einer großen deutschen Popfamilie« gemacht werden sollte und mit dem seine Familie ihn zu einer »nationalen Rock-Pop-Ikone« stilisieren wolle.
    Allein mit dem deutschen Schallplattenpreis »Echo« wurde der König von Deutschland bislang noch nicht gekrönt. Nach Udo Lindenberg und Reinhard Mey, Udo Jürgens, James Last und Klaus Doldinger war 1997 eigentlich nur Rio in Frage gekommen, um im Nachhinein mit einem »life time award« für sein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden. Statt seiner wurde dann allerdings ausgerechnet Frank Farian mit dem »Echo« geehrt, der 1990 in einen handfesten Skandal verwickelt war, als herauskam, dass das von ihm produzierte Duo Milli Vanilli seine Hits nicht selbst gesungen, sondern lediglich die Lippen synchron zum Gesang bewegt hatte.
    Dafür erhielt Rio im Dezember 2001 immerhin postum die »Eins-Live-Krone« des WDR, die Mutter Erika entgegennahm. In seiner Laudatio bekannte Herbert Grönemeyer: »Er ist der einzige deutsche Sänger, den ich je bewundert habe – seinen leidenschaftlichen Hang zum Aufruhr, zum Diventum, zum Kitsch und zum anarchistischen Patriotismus. Er hat die schönsten deutschen Kampfund Liebeslieder geschrieben. Er war ein wahrer Romantiker und er hat aus der deutschen Sprache gesungen, was rauszuholen ist. ›Bei Rockmusik geht es um Ekstase und Wut, nicht um Timing und Virtuosität‹, hat er einmal gesagt … Wenn einer das Paradies verdient hat, dann ist er es. Lang lebe der König!«
    Bevor er seine Verlagsrechte an Sony verkauft hatte (und wenn er gefragt wurde, auch noch danach), hatte George Glueck stets darauf geachtet, dass Rios größter Hit König von Deutschland nicht auf Hit-Samplern erschien. Später wurde der Song aber selbst für Ballermann -Sampler und

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