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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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beige, der eine Reisetasche in der Hand trug. Gegen zwei Uhr nahm er ein Taxi zum Flughafen, falls Bernard die Maschine nach Frankfurt nehmen wollte. Auch dort hatte er kein Glück.
Es war gerade drei, als er ihn erblickte. Bernard stand auf einer Brücke, die über die Salzach führte; es war eine der kleineren Brücken mit Einbahnverkehr. Er stand, die Unterarme auf das Geländer gelehnt, und starrte hinunter. Die Reisetasche stand neben ihm. Tom war noch nicht auf der Brücke, er hatte Bernard von weitem gesehen. Wollte er ins Wasser springen? Bernards Haar hob sich im Wind und fiel ihm über die Stirn. Er wollte sich umbringen, das sah Tom. Vielleicht nicht gerade jetzt; vielleicht ging er noch ein bißchen herum und kam dann in einer oder zwei Stunden zurück. Vielleicht heute abend. Zwei Frauen gingen an Bernard vorbei und sahen ihn kurz und neugierig an. Als sie vorüber waren, ging Tom auf Bernard zu, weder schnell noch langsam. Unten schäumte der Fluß über die Steine am Ufer. Tom hatte noch nie ein Boot auf dem Fluß gesehen, jedenfalls erinnerte er sich nicht. Vielleicht war die Salzach zu flach. Tom stand jetzt etwa vier Meter von Bernard entfernt und wollte gerade seinen Namen sagen, als Bernard den Kopf wandte und ihn ansah. Dann richtete er sich plötzlich auf. Der starre Ausdruck schien sich nicht zu ändern, als er ihn erblickte, aber er bückte sich und nahm die Tasche auf.
»Bernard!« sagte Tom, als gerade ein lärmendes Motorrad mit Beiwagen vorüberfuhr. Ob Bernard ihn gehört hatte? »Bernard!«
Bernard rannte davon.
»Bernard!« rief Tom hinter ihm her. Er stieß mit einer Frau zusammen und hätte sie umgestoßen, wenn sie nicht das Geländer gepackt hätte. »Oh – bitte entschuldigen Sie!« sagte Tom und wiederholte die Worte auf Deutsch, während er ein Päckchen aufhob, das die Frau verloren hatte.
Sie sagte irgend etwas, das wie ›Fußballspieler‹ klang.
Tom trabte weiter. Bernard war noch in Sicht. Verlegen und ärgerlich runzelte Tom die Stirn. Auf einmal haßte er Bernard, und das Gefühl ließ ihn einen Augenblick starr werden, dann ging es vorüber. Bernard schritt rasch aus und sah sich nicht um. Es war etwas wie Irrsinn in seinem Gang, in dem nervösen, aber gleichmäßigen Tempo der Schritte. Tom hatte das Gefühl, Bernard könne stundenlang so weitermarschieren, bis er einfach umfiel. Fiel er überhaupt jemals einfach um? Komisch, dachte Tom: Bernard war für ihn ebensosehr ein Geist wie er für Bernard.
Jetzt begann Bernard einen ziellosen Zickzackgang durch die Straßen, aber er hielt sich immer noch nahe am Ufer. So gingen sie eine halbe Stunde lang; die eigentliche Stadt lag hinter ihnen. Hier waren die Straßen eng, es gab manchmal ein Gehölz, Gärten, ein Wohnhaus, einen kleinen Blumenladen oder eine bescheidene Konditorei mit einer Terrasse zum Fluß, die aber jetzt leer war. Eine solche Konditorei betrat Bernard jetzt.
Tom verlangsamte seine Schritte. Er war weder müde noch außer Atem nach dem langen Marsch. Ihm war seltsam zumute. Nur die kühle Frische des Windes, der ihm über die Stirn strich, gemahnte ihn daran, daß er noch zu den Lebenden zählte.
Das quadratische kleine Café hatte Glaswände, und Tom sah Bernard an einem Tisch sitzen. Ein Glas Rotwein stand vor ihm. Bis auf eine knochige ältliche Kellnerin in schwarzem Kleid und weißer Schürze war das Lokal leer. Tom lächelte erleichtert, und ohne überhaupt nachzudenken, öffnete er die Tür und trat ein. Jetzt blickte ihn Bernard nur etwas überrascht an, verwirrt, mit gerunzelter Stirn, aber ohne den blassen Schrecken von vorhin.
Tom lächelte ein wenig und nickte. Warum er nickte, wußte er nicht. Als Begrüßung? Bestätigung? Wenn ja: was wollte er bestätigen? Er stellte sich vor, er zöge jetzt einen Stuhl heran, setzte sich zu Bernard an den Tisch und sagte: ›Hör zu, Bernard, ich bin kein Geist. Ich hatte nicht allzuviel Erde über mir, ich konnte mich herausgraben. Komisch, was? Ich war gerade in London und habe auch Cynthia gesprochen, sie hat mir gesagt . . .‹ Und er sah im Geist, wie er auch ein Glas Wein in die Höhe hob; er wollte dann Bernard einen Klaps auf den Ärmel seines Regenmantels geben, dann wußte Bernard, daß Tom wirklich da war. Aber nichts von alledem geschah. Bernards Gesicht nahm jetzt einen Ausdruck der Vorsicht und dann der Feindseligkeit an. Wieder merkte Tom, wie ein wenig Ärger in ihm hochstieg. Er reckte sich, öffnete die Tür in seinem Rücken und war mit

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