Ripley Under Ground
Viech doch um! Koch ihn in der Suppe!‹ – Man kann sich nicht lieben, wenn man dabei lacht, das ist ausgeschlossen. Habt ihr das mal versucht? Es heißt doch, Lachen unterscheidet den Menschen vom Tier. Das andere tut´s jedenfalls nicht, das ist sicher. Ed – kannst du mir aus diesen Klamotten raushelfen?«
Ed lachte aus vollem Halse, und Jeff wälzte sich auf dem Sofa vor Lachen und Erleichterung nach der Anspannung; aber Tom wußte, das würde nicht anhalten.
»Komm mit ins Klo.« Ed ließ heißes Wasser einlaufen. Tom zog sein eigenes Hemd und seine Hose wieder an. Wenn es ihm irgendwie gelang, Murchison zu sich nach Hause zu locken, bevor er mit dem Experten gesprochen hatte, dann konnte man vielleicht irgend etwas – Tom wußte auch nicht was – unternehmen. »Wo wohnt Murchison in London?«
»In irgendeinem Hotel«, sagte Jeff. »Er hat nicht gesagt, in welchem.«
»Kannst du mal ein paar Hotels anrufen und fragen?«
Bevor Jeff das Telefon erreichte, klingelte es. Tom hörte, wie Jeff zu jemandem sagte, Derwatt sei nach Nordengland abgereist, und Jeff wisse nicht wohin. »Er ist eben ein Einsiedlertyp«, fügte Jeff hinzu. »Noch ein Mann von der Presse«, sagte er, als er aufgehängt hatte. »Wollte gern ein Interview haben.« Er schlug das Telefonbuch auf. »Ich werd´s mal erst im Dorchester versuchen. Er sieht so nach Dorchester aus.«
»Oder nach Westbury«, meinte Ed.
Die Bartgaze ging nicht ganz leicht ab; immer wieder mußte man vorsichtig mit Wasser abtupfen. Dann folgte die Haarwäsche, um die Tönung zu entfernen. Schließlich hörte Tom, wie Jeff in munterem Ton sagte: »Nein, vielen Dank, ich rufe später noch mal an.«
»Das Mandeville also. Das ist da bei der Wigmore Street«, verkündete Jeff.
Tom zog sein rosa Hemd aus Venedig an. Dann ging er ans Telefon und bestellte im Mandeville ein Zimmer unter dem Namen Thomas Ripley. Er werde gegen acht Uhr abends dort sein, sagte er.
»Was hast du vor?« fragte Ed.
Tom lächelte. »Das weiß ich selbst noch nicht«, sagte er. Und das war die Wahrheit.
4
Das Hotel Mandeville war ein elegantes Hotel, wenn auch nicht annähernd so teuer wie das Dorchester. Tom traf um Viertel nach acht dort ein, schrieb seine Anmeldung aus und gab seine Adresse mit Villeperce-surSeine an. Flüchtig war ihm der Gedanke gekommen, einen falschen Namen und irgendeine ländliche Adresse in England anzugeben, denn er sah es kommen, daß er mit Mr. Murchison noch einen Strauß auszufechten hatte und dann vermutlich schnell verschwinden mußte; andererseits war es aber auch denkbar, daß er Murchison aufforderte, mit nach Frankreich zu kommen, und dann brauchte er seinen richtigen Namen. Er bat einen Pagen, seinen Koffer nach oben in sein Zimmer zu bringen, und warf dann einen Blick in die Bar, weil er hoffte, den Amerikaner dort zu treffen. Murchison war nicht dort. Tom entschloß sich, ein Bier zu trinken und etwas zu warten.
Nach zehn Minuten Warten mit einem Bier und dem Evening Standard war der Amerikaner immer noch nicht gekommen. Es gab viele Restaurants hier in der Gegend, das wußte Tom; aber er konnte nicht gut einfach an Murchisons Tisch treten und sich mit ihm bekannt machen unter dem Vorwand, er habe Murchison nachmittags in der Derwatt-Ausstellung gesehen. Oder sollte er es doch tun? Und dazu sagen, er habe gesehen, daß Murchison ebenfalls in das Hinterzimmer gegangen sei, um dort Derwatt zu sehen? Ja. – Gerade war Tom im Begriff, auf die Straße zu treten und die nächstliegenden Restaurants abzugrasen, als er Murchison in die Bar eintreten sah, und zwar nicht allein, denn er winkte jemandem, ihm zu folgen. Und zu Toms Erstaunen und Entsetzen sah er, daß der zweite Mann Bernard Tufts war.
Behende schlüpfte Tom aus der Tür auf der anderen Seite der Bar, die auf die Straße führte. Er war ziemlich sicher, daß Bernard ihn nicht gesehen hatte. Tom sah sich um nach einer Telefonzelle oder nach einem anderen Hotel, von dem aus er telefonieren konnte; er fand jedoch nichts und kehrte deshalb durch den Haupteingang ins Mandeville zurück, wo er sich seinen Schlüssel für Zimmer 411 geben ließ.
Oben in seinem Zimmer rief er Jeffs Atelier an. Es klingelte – drei-, vier-, fünfmal, dann – zu seiner Erleichterung – meldete sich Jeff.
»Hallo, Tom! Ich ging grade runter mit Ed, da hörte ich das Telefon. Was ist los?«
»Weißt du zufällig, wo Bernard ist?«
»Ach, den lassen wir heute abend ganz in Ruhe, er ist ziemlich durcheinander.«
»Er sitzt
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