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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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er vor Jahren gemalt hat.«
Tom verzog das Gesicht, als ob er das bezweifle, was er auch wirklich tat. Selbst ein Maler, der seinen Bildern keine Namen gab, würde sich doch an ein Gemälde erinnern. An eine Zeichnung vielleicht nicht immer. Aber er ließ Murchison weiterreden.
»Und noch etwas: diese beiden Leute bei Buckmaster haben mir nicht recht gefallen. Jeffrey Constant. Und Edmund Banbury, der ist Journalist und offenbar mit dem Constant eng befreundet. Ich weiß, die beiden sind alte Freunde von Derwatt. Wissen Sie, ich wohne in Long Island und bin abonniert auf den Listener und die Arts Review und auch auf die Sunday Times. Da sind sehr oft Artikel von Banbury drin, meist mit einer Lobeshymne auf Derwatt, wenn der Artikel nicht geradezu von ihm handelt. Und soll ich Ihnen sagen, was mir für ein Gedanke gekommen ist?«
»Ja –?« fragte Tom.
»Ich habe mir gedacht, es könnte doch sein, daß Constant und Banbury ein paar gefälschte Derwatts auf den Markt brächten, um mehr verkaufen zu können, als Derwatt liefern kann. Ich will nicht gerade behaupten, daß Derwatt da ebenfalls mitspielt. Aber wäre es nicht wirklich komisch, wenn Derwatt sich als so geistesabwesend herausstellt, daß er nicht mal mehr weiß, wie viele Bilder er gemalt hat?« Murchison lachte.
Ja, dachte Tom, das wäre komisch. Aber nicht gerade umwerfend. Und nicht so komisch wie die Wahrheit, Mr. Murchison – so komisch nicht. Tom lächelte. »Sie wollen nun also morgen diesem Experten Ihr Bild zeigen?«
»Kommen Sie doch eben mit nach oben und sehen Sie es sich an!«
Tom versuchte, die Rechnung an sich zu nehmen, aber Murchison hielt sie fest und bestand darauf, sie abzuzeichnen.
Sie fuhren im Lift nach oben. Das Bild stand – in Packpapier, wie Ed es nachmittags eingepackt hatte – in einer Ecke des Schranks. Tom betrachtete es interessiert.
»Ein schönes Bild«, sagte er.
»Ja, das ist nicht zu leugnen.«
»Wissen Sie was –« Tom lehnte das Bild auf die Schreibtischplatte und besah es von der gegenüberliegenden Zimmerseite, wobei alle Lampen angeschaltet waren. »Es hat tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit meinem ›Mann im Sessel‹. Können Sie nicht mit mir rüberkommen und sich mein Bild ansehen? Ich wohne ganz in der Nähe von Paris. Wenn Sie mein Bild ebenfalls für eine Fälschung halten, gebe ich es Ihnen mit, dann könnten Sie es auch in London vorzeigen.«
»Hm-m«, sagte Murchison nachdenklich. »Das ginge vielleicht.«
»Wenn Sie nämlich reingefallen sind, dann bin ich es sicher auch.« Es wäre gewiß taktlos, Murchison eine Erstattung seiner Flugkosten anzubieten, dachte Tom; er tat es also nicht. »Mein Haus ist ziemlich groß, und ich bin im Augenblick allein, nur meine Haushälterin ist da.«
»All right, ich komme gern mit«, sagte Murchison. Er hatte sich nicht hingesetzt.
»Ich wollte morgen nachmittag abreisen.«
»Schön – dann verschiebe ich meine Verabredung in der Tate Galerie.«
»Ich habe noch eine ganze Menge andere Bilder. Nicht, daß Sie mich für einen Sammler halten –« Tom setzte sich auf den größten Sessel. »Aber ich würde mich freuen, wenn Sie sie mal ansehen könnten. Ein Soutine. Dann zwei Magrittes.«
»Tatsächlich?« Murchisons Augen nahmen einen träumerischen Ausdruck an. »Wie weit liegt Ihr Haus von Paris entfernt?«
Zehn Minuten später war Tom wieder in seinem Zimmer, ein Stockwerk tiefer. Murchison hatte gefragt, ob sie nicht zusammen zu Abend essen wollten, aber Tom hatte es für klüger gehalten, eine Verabredung in Belgravia um zehn Uhr vorzuschützen, so daß ihm nicht viel Zeit blieb. Murchison hatte Tom die Besorgung der Flugkarten nach Paris für morgen nachmittag überlassen; für ihn sollte Tom einen Rückflug buchen. Tom nahm den Hörer und bestellte zwei Plätze in einer Maschine, die morgen, Mittwoch, nachmittag um zwei nach Orly flog. Er selbst hatte bereits eine Rückflugkarte. Er hinterließ unten an der Rezeption eine Bestellung für Murchison mit der Abflugzeit. Dann bestellte er sich ein Sandwich und eine halbe Flasche Médoc. Als das verzehrt war, legte er sich hin und schlief bis elf, dann meldete er ein Gespräch mit Reeves Minot in Hamburg an, was fast eine halbe Stunde dauerte.
Reeves war nicht zu Hause, gab eine männliche Stimme mit deutschem Akzent bekannt.
Tom beschloß, eine Frage zu riskieren, weil er sich über Reeves ärgerte. »Hier ist Tom Ripley«, sagte er. »Hat Reeves irgendwas für mich hinterlassen?«
»Ja. Die Bestellung

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