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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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mit Murchison in der Bar vom Mandeville.«
»Was?!«
»Ja. Ich telefoniere in meinem Zimmer. Also, Jeff, was ihr auch tut – hörst du zu?«
»Ja doch!«
»Sag Bernard kein Wort davon, daß ich ihn gesehen habe. Und sag ihm nicht, daß ich im Mandeville bin. Und keine Aufregung, hörst du? Ich kann nur hoffen, daß er nicht gerade dabei ist, die Katze aus dem Sack zu lassen.«
»O Gott im Himmel«, stöhnte Jeff. »Nein, nein – das täte er doch nicht! Das kann ich mir nicht denken.«
»Bist du nachher zu Hause?«
»Ja, ich denke um – ach, jedenfalls vor zwölf, das ist sicher.«
»Gut – ich werd versuchen, dich noch mal anzurufen. Aber reg dich nicht auf, wenn es nichts wird. Versuch du lieber nicht, mich zu erreichen – es ist möglich, daß jemand bei mir im Zimmer ist«, sagte Tom mit plötzlichem Auflachen.
Auch Jeff lachte, aber es klang unfroh. »Okay, Tom.«
Tom legte auf.
Er war jetzt entschlossen, Murchison heute abend noch zu sprechen. Ob Murchison und Bernard wohl vorhatten, zusammen zu essen? Das wäre dumm, wenn er so lange warten müßte. Tom hängte einen Anzug in den Schrank und legte einige Hemden in die Schublade. Noch einmal rieb er sein Gesicht naß ab und blickte in den Spiegel, um sicher zu sein, daß auch der letzte Rest von Leim verschwunden war.
Er war unruhig, nahm seinen Mantel über den Arm und verließ das Zimmer. Vielleicht war ein Spaziergang nach Soho das beste, dort konnte er auch irgendwo essen. In der Hotelhalle warf er einen Blick durch die Glastür in die Bar.
Er hatte Glück: dort saß Murchison, allein, und unterschrieb die Rechnung des Kellners, und gerade schloß sich hinter ihm die Tür zur Straße. Vielleicht war eben Bernard hinausgegangen. Trotzdem sah sich Tom in der Halle um, falls Bernard nur schnell in die Herrentoilette gegangen war und gleich zurückkam. Er sah ihn nicht und wartete so lange, bis Murchison sich erhoben hatte und gerade gehen wollte. Jetzt trat Tom in die Bar. Er sah nachdenklich und leicht bedrückt aus, und so war ihm auch zumute. Zweimal blickte er Murchison an, als versuche er, sich das Gesicht ins Gedächtnis zurückzurufen. Einmal traf ihn Murchisons Blick.
Dann trat Tom auf ihn zu und sagte höflich: »Verzeihung – ich glaube, ich habe Sie heute in der DerwattAusstellung gesehen.« Er sprach mit amerikanischem Mittelwesten-Akzent und hartem R in Derwatt.
»Ja, da bin ich gewesen«, sagte Murchison.
»Ich dachte mir schon, Sie sahen wie ein Amerikaner aus. Ich bin auch Amerikaner. Mögen Sie Derwatt?« Tom redete naiv und unbekümmert, ohne geradezu töricht zu wirken.
»Ja. Sehr.«
»Ich habe zwei Bilder von ihm«, sagte Tom stolz. »Vielleicht kaufe ich auch noch eins aus der Ausstellung, wenn´s noch da ist. Ich weiß noch nicht sicher. ›Die Wanne‹ meine ich.«
»Tatsächlich? Ich besitze auch eins«, sagte Murchison ebenso freimütig.
»Jaa –? Wie heißt es?«
»Wollen Sie nicht Platz nehmen?« Murchison stand noch, aber er wies auf den gegenüberstehenden Stuhl. »Trinken Sie etwas?«
»Danke ja, das tue ich gern.«
Auch Murchison setzte sich. »Mein Bild heißt ›Die Uhr‹. Wirklich nett, jemand zu treffen, der auch einen Derwatt besitzt oder sogar zwei!«
Ein Kellner kam.
»Ein Whisky für mich. Und Sie?« fragte Murchison.
»Ein Gin und Tonic«, erwiderte Tom und fügte hinzu: »Ich wohne hier im Mandeville, dies geht also auf meine Rechnung.«
»Das erledigen wir später. Jetzt erzählen Sie mir erst, was für Bilder Sie haben.«
»›Die roten Stühle‹«, sagte Tom. »Und –«
»Tatsächlich? Das ist ein Juwel, ›Die roten Stühle‹! Sagen Sie, wohnen Sie in London?«
»Nein, in Frankreich.«
»Ach«, sagte Murchison bedauernd. »Und das andere Bild, wie heißt das?«
»›Mann im Sessel‹.«
»Das kenne ich nicht«, sagte Murchison.
Eine Weile unterhielten sie sich über Derwatts etwas seltsame Persönlichkeit; und Tom sagte, er habe gesehen, wie Murchison in ein Hinterzimmer der Galerie gegangen sei, wo sich Derwatt aufhalten sollte.
»Nur die Presse durfte hinein, aber ich bin einfach hineingedrungen«, erzählte Murchison. »Wissen Sie, ich habe nämlich einen besonderen Grund, warum ich hier bin, und als ich hörte, daß Derwatt heute nachmittag hier war, in der Galerie, da konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
»Ja –? Und welches ist Ihr Grund?« fragte Tom.
Murchison berichtete. Er erklärte, warum er annahm, daß hier falsche Derwatts verkauft wurden, und Tom hörte ihm sehr

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