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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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war so eng, daß er nicht von dem Spiegel zurücktreten und die Länge kontrollieren konnte; aber das machte nichts, solche kleinen Änderungen machte Mme. Annette gern für ihn und Heloise. Außerdem standen zwei Italiener vor der Kabine, die andauernd »Bellissimo!« riefen und alle paar Sekunden den Vorhang wegzogen, weil sie hereinkommen und ebenfalls irgendwas anprobieren wollten. Während Tom bezahlte, kamen zwei Griechen herein und unterhielten sich laut über irgendwelche Preise in Drachmen. Der Laden war vielleicht zwei mal vier Meter groß; kein Wunder, daß nur ein Verkäufer vorhanden war, ein zweiter hätte keinen Platz gehabt.
Mit seinen Sachen in knisternden Tüten, trat Tom auf der Straße in eine Telefonzelle und rief Jeff Constant an.
»Ich hab mit Bernard gesprochen«, berichtete Jeff. »Er hat blödsinnige Angst vor Murchison. Er hat mir erzählt, daß er mit ihm gesprochen hat, und ich fragte ihn, was er gesagt hat, und er sagte, er habe Murchison geraten, keine – keine Bilder mehr zu kaufen. Übel, was?«
»Ja«, sagte Tom. »Und dann?«
»Na ja – ich versuchte ihm beizubringen, daß er nun alles gesagt hat, was er sagen kann oder darf. Es ist nicht leicht zu erklären, weil du Bernard nicht so kennst. Er hat eben ein ganz schlechtes Gewissen wegen Derwatt, weil der so ein Genie war, weißt du. Ich wollte ihn überzeugen, daß er nun doch sein Gewissen schon erleichtert habe, weil er das zu Murchison gesagt hat, und dabei könne er es ja nun bewenden lassen, sagte ich.«
»Und was sagte er dazu?«
»Ach, er ist so trübsinnig, man weiß eigentlich gar nicht, was er sagt. Die Ausstellung war ausverkauft bis auf ein Bild. Stell dir das bloß vor! Und das belastet nun sein Gewissen.« Jeff lachte. »›Die Wanne‹. Das ist das eine, von dem Murchison immer quasselt.«
»Wenn er jetzt erstmal keine mehr malen will, laß ihn doch in Ruhe.«
»Genau das finde ich auch. Da hast du völlig recht, Tom. Aber ich denke, in vierzehn Tagen oder so, da ist er wieder obenauf. Es war nur die Ausstellung und die ganze Anspannung, und dann du, als du auf einmal als Derwatt auftauchtest. Derwatt ist für ihn mehr als für die meisten Menschen Jesus Christus.«
Das wußte Tom. »Noch eine kleine Sache, Jeff. Murchison wird wahrscheinlich eure Bücher und Unterlagen sehen wollen, die sich auf Derwatts Bilder beziehen. Führst du irgendwelche Bücher?«
»N-nicht für die Sachen aus Mexiko.«
»Kannst du irgendwas zusammenschustern? Nur für den Fall, daß ich ihn nicht dazu bringen kann, die ganze Sache fallenzulassen, weißt du.«
»Ich werd´s versuchen, Tom.« Jeffs Stimme klang leicht verstört.
»Stell doch irgendwas zusammen. Es muß alt aussehen. Auch ohne Mr. M. wäre es doch ratsam, ein paar kaufmännische Unterlagen zu haben, mit denen man belegen kann –« Er brach ab. Herrgott, wie ahnungslos manche Leute sich im Geschäft benahmen, selbst in einem so gutgehenden Geschäft wie Derwatt Ltd.
»Ist gut, Tom.«
Tom machte einen Umweg über die Burlington Arcade, wo er zu einem Juwelier ging und eine goldene Nadel mit kauerndem Äffchen für Heloise kaufte; sie hatte im nächsten Monat Geburtstag. Er bezahlte mit amerikanischen Reiseschecks. Dann kehrte er ins Hotel zurück, via Oxford Street. Wie immer drängten sich hier die Leute, vor allem Frauen mit prall gefüllten Einkaufstaschen und Schachteln und nebenherlaufenden Kindern. Ein Sandwich-Mann machte Reklame für ein Paßbildatelier, prompt und billig. Der alte Mann trug einen abgewetzten Mantel und schlappen Hut; eine unsaubere unangezündete Zigarette hing ihm aus dem Mund. »Ihr Paßbild für die Griechenland-Kreuzfahrt« – der Alte kam bestimmt nirgends mehr hin. Tom nahm ihm den Zigarettenstummel aus dem Mund und steckte ihm eine Gauloise zwischen die Lippen. »Hier, nehmen Sie eine«, sagte er dazu. »Feuer habe ich auch.« Und er zündete sie schnell mit einem Streichholz an.
»Ta«, erwiderte der Mann durch den Bart.
Tom schob den Rest des Zigarettenpäckchens zusammen mit den Streichhölzern in seine eingerissene Manteltasche und stürzte mit gesenktem Kopf davon. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen.
In seinem Hotelzimmer rief er Murchison an. Sie trafen sich mit ihrem Gepäck unten in der Halle. Im Taxi erzählte Murchison: »Ich hab heute morgen ein paar Sachen für meine Frau eingekauft.« Er schien guter Laune.
»Ja –? Ich auch. Eine Hose – Carnaby Street.«
»Harriet will immer Pullover von Marks & Spencer haben. Und Schals

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