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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Taschenlampe, schoben sie die Steine in das Segeltuchbündel und machten die Stricke wieder fest.
»So – jetzt lassen wir ihn ins Wasser«, sagte Tom halblaut.
Bernard bewegte sich ruhig und mit bestimmter Präzision; er schien genau zu wissen, was er tat. Beide trugen nicht allzu schwer an der Leiche mit den zwei Steinen. Das Holzgeländer der Brücke war etwa vier Fuß hoch. Tom ging rückwärts, er sah sich nach allen Seiten um: in das dunkle Dörfchen hinter sich, wo man nur zwei Straßenlaternen sah, und auf die Brücke vor sich, die in der Dunkelheit verschwand.
»Ich glaube, wir können es in der Mitte riskieren«, sagte Tom.
Sie gingen bis zur Mitte der Brücke und setzten dort die Leiche einen Augenblick ab, um Kräfte zu sammeln. Dann bückten sie sich, packten das Bündel, hoben es zusammen hoch und warfen es mit Schwung über das Geländer.
Der Aufprall ließ Tom zusammenfahren – in der Stille der Nacht wirkte er wie ein Kanonenschlag, von dem das ganze Dorf aufwachen mußte; und dann kam ein Schauer von Spritzern. Sie gingen zum Wagen zurück.
»Nicht laufen«, sagte Tom unnötigerweise. Als ob sie noch Kräfte übrig hätten! Sie stiegen ein und fuhren sofort los. Tom hatte keine Ahnung, wohin sie fuhren; ihm war auch alles egal. »Fertig!« sagte er. »Jetzt sind wir´s los, das verdammte Ding!« Ihm war wundervoll zumute, erlöst und leicht und glücklich. »Du, ich glaube, ich habe dir noch gar nicht gesagt –« seine Stimme war fröhlich und die Kehle nicht mal trocken –, »daß ich der Polizei erzählt habe, ich hätte Murchison Donnerstag in Orly abgesetzt. Sein Gepäck hab ich tatsächlich dort abgesetzt. Wenn er also die Maschine nicht genommen hat, ist das ja nicht meine Schuld, was? Ha-ha!« Tom lachte so, wie er oft lachte, wenn er allein war, froh und erleichtert nach irgendeinem schrecklichen Moment. »Du, übrigens, ›Die Uhr‹ ist in Orly gestohlen worden, die hatte er bei sich. Na, wer Derwatts Signum auf dem Bild sieht, wird es ganz bestimmt behalten und keinen Ton davon sagen!«
Hörte Bernard ihm überhaupt zu? Er sagte kein Wort.
Hurra, es fing wieder an zu regnen! Der Regen würde vermutlich – nein, sicher die Wagenspuren auf dem Fußweg neben seinem Haus verwischen. Und die jetzt leere Grabstelle würde auch weniger deutlich werden.
»Ich muß raus«, sagte Bernard und langte nach dem Türgriff.
»Was?«
»Mir ist schlecht.«
So schnell er konnte, fuhr Tom an den Straßenrand und hielt an. Bernard stieg aus.
»Soll ich mitkommen?« fragte Tom schnell.
Bernard ging ein paar Meter weiter nach rechts, wo sich ein dunkler Knick von wenigen Fuß Höhe erhob. Er beugte sich darüber.
Tom fühlte Mitleid aufsteigen. Ihm war so froh und wohl zumute, und Bernard war übel. Zwei oder drei, vielleicht sogar vier Minuten vergingen.
Hinter ihnen erschien ein Wagen, der in gemächlichem Tempo näher kam. Im ersten Moment wollte Tom die Lichter löschen, dann ließ er sie, wie sie waren: normales Scheinwerferlicht, aber abgeblendet. Da die Landstraße eine Biegung machte, strich das Scheinwerferlicht des ankommenden Wagens einen Augenblick über Bernard hin. Um Gottes willen, ein Streifenwagen! Blaulicht auf dem Wagendach. Er kam näher, wich Toms Wagen aus und fuhr im gleichen mittleren Tempo weiter. Tom atmete auf. Zweifellos hatten die Beamten angenommen, Bernard sei zum Pissen ausgestiegen, und in Frankreich war das am Rand einer ländlichen Straße ganz gewiß kein Verstoß gegen das Gesetz, auch nicht bei Tage vor aller Augen. Bernard erwähnte den Wagen nicht, als er jetzt wieder einstieg, und auch Tom sagte nichts.
Sie kamen nach Hause, und Tom fuhr den Wagen behutsam in die Garage. Er nahm Forke und Spaten heraus und lehnte sie gegen eine Mauer, dann nahm er ein Tuch und säuberte damit den hinteren Wagenteil. Die Heckklappe legte er nur herunter, er wollte den Knall beim Zuklappen vermeiden. Bernard wartete. Tom winkte ihm, und sie verließen die Garage. Tom machte die Türflügel zu und ließ behutsam das Schloß einschnappen.
Vorn an der Haustür nahmen sie ihre Schuhe in die Hand. Das Fenster bei Chris war dunkel gewesen, als sie am Haus vorbeifuhren, das hatte Tom gesehen. Er ließ jetzt die Taschenlampe aufleuchten, und sie stiegen die Treppe hinauf. Mit einer Handbewegung bedeutete Tom, daß Bernard in sein Zimmer gehen sollte, und machte ihm ein Zeichen, daß er gleich nachkommen werde.
Tom leerte die Taschen seines Regenmantels aus und ließ den Mantel in die

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