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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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dieses elende Telefon. Man sollte zu Feder und Tinte und zu Dampfschiffen zurückkehren. »Ich kann kein Wort verstehen!«
»Wir haben ›Die Wanne‹ verkauft . . . die fragen hier nach Derwatt! Tom, könntest du nicht noch einmal . . .«
Plötzlich waren sie getrennt.
Zornig knallte Tom den Hörer auf die Gabel und nahm ihn dann noch einmal auf, um der Telefonistin unten seine Meinung zu sagen. Aber er legte den Hörer wieder hin. Ihre Schuld war es ja nicht. Niemand hatte Schuld; jedenfalls niemand, den man verantwortlich machen konnte.
Mrs. Murchison war also auf dem Wege nach Europa, wie er es vorausgesehen hatte. Vielleicht wußte sie Bescheid über die Farbentheorie ihres Mannes. Und ›Die Wanne‹ war verkauft – an wen? Und wo war Bernard? In Athen vielleicht? Ob er die Absicht hatte, Derwatts Aktion zu wiederholen und sich auf einer griechischen Insel das Leben zu nehmen? Tom sah sich im Geist nach Athen reisen. Welches war Derwatts Insel? Icaria? Wo lag die? Das mußte er morgen im Reisebüro feststellen.
Er setzte sich an den Schreibtisch und warf eilig ein paar Zeilen an Jeff aufs Papier.
    Lieber Jeff, falls Du Bernard siehst: ich bin tot. Er glaubt, er habe mich umgebracht. Ich erkläre es Dir später. Bitte sage dies niemandem sonst – es gilt nur für Bernard und für den Fall, daß er Dir erzählt, er habe mich umgebracht.
Dann tu bitte so, als glaubtest Du ihm, und unternimm nichts. Geh zum Schein auf ihn ein.
    Herzlichen Gruß Tom Tom Centimes-Marke geben und steckte den Brief ein. Vor Dienstag würde Jeff ihn kaum bekommen. Aber telegrafieren ließ sich so etwas nicht gut. Oder vielleicht doch –? Muß vorläufig für Bernard unsichtbar bleiben. Nein, das war nicht deutlich genug. Er dachte noch darüber nach, als Heloise in die Eingangstür trat. Sie hatte ihr kleines Wochenendköfferchen bei sich, das freute ihn.
    »Guten Abend, Mme. Stevens«, sagte er auf Französisch. »Du bist heute abend Mme. Stevens, weißt du.« Er wollte sie erst zur Rezeption führen, ließ es dann aber und ging mit ihr zum Lift.
    Drei Paar Augen folgten ihnen. War das tatsächlich seine Frau?
»Du siehst blaß aus, Tome .«
»Ach, ich hatte viel zu tun heute.«
»Was ist denn das da –?«
»Sch-sch.« Sie meinte die Stelle an seinem Hinterkopf. Heloise entging nichts. Einiges konnte er ihr erzählen, aber nicht alles. Das Grab – nein, das wäre zu gräßlich. Außerdem stand dann Bernard als Killer da, und das war er nicht. Tom gab dem Mann im Lift, der sich des Köfferchens bemächtigt hatte, ein Trinkgeld.
»Was hast du mit deinem Kopf angestellt?«
Tom nahm den dunkelblaugrünen Schal ab, den er sich hoch um den Hals gebunden hatte, um das Blut aufzufangen. »Bernard hat mich geschlagen. Nun mach dir bloß keine Sorgen, Liebes. Komm, zieh die Schuhe aus und dein Kleid auch. Mach es dir bequem. Hättest du Lust auf eine Flasche Sekt?«
»Ja – warum nicht?«
Tom ging ans Telefon und bestellte. Er fühlte sich beschwingt, wie im Fieber, doch er wußte: das war nur die Müdigkeit und der Blutverlust. Hatte er sich im Hause umgesehen, ob da noch Blutstropfen zurückgeblieben waren? Ja, er entsann sich, daß er in der letzten Minute eigens deshalb nach oben gegangen war.
»Wo ist Bernard?« Heloise hatte die Schuhe abgestreift und war jetzt barfuß.
»Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hier in Paris.«
»Ihr hattet Streit? Er wollte wohl nicht gehen, was?«
»Ach – na ja, wir hatten einen kleinen Streit. Er ist eben sehr nervös augenblicklich. Hat gar nichts zu bedeuten.«
»Aber warum bist du denn nach Paris gekommen? Ist er vielleicht noch bei uns zu Hause?«
Das war immerhin eine Möglichkeit, obgleich seine Sachen nicht mehr da waren; das hatte Tom festgestellt. Und ins Haus zurück konnte Bernard nicht, dann hätte er eine der Glastüren aufbrechen müssen. »Nein, zu Hause ist er nicht mehr.«
»Ich möchte mir deinen Kopf mal ansehen. Komm ins Badezimmer, da ist besseres Licht.«
Es klopfte an der Tür. Man hatte sich beeilt mit dem Sekt. Der stattliche grauhaarige Kellner verzog das Gesicht zu einem Lächeln, als er den Korken zog, einschenkte und die Flasche in das angenehm knirschende Eis des Kühlers stellte.
»Merci, M´sieur«, sagte er und nahm den Geldschein, den ihm Tom reichte.
Tom und Heloise hoben die Gläser – Heloise etwas unsicher – und tranken. Sie wollte nach seinem Kopf sehen, und Tom gab schließlich nach. Er zog das Hemd aus, schloß die Augen und beugte sich über den

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