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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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die Post?
    »Ici, Monsieur Tomme. Comme toujours.«
    Auf dem Tisch in der Diele, kein dicker Stapel, wie er sah.
    »Und Madame Héloïse, geht es ihr gut?« fragte die Haushälterin besorgt.
    »Aber ja. Ihre Freundin ist da, wie Sie wissen. Madame Noëlle.«
    »Diese tropischen Länder…« Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Man muß dort sehr vorsichtig sein.«
    Tom lachte: »Madame ist heute auf einem Kamel geritten.«
    »Ooh, là là!«
    Leider war es fast schon zu spät, Jeff Constant oder Ed Banbury anzurufen, wenn er nicht unverschämt sein wollte. Tom tat es trotzdem. Zuerst Ed. In London mußte es kurz vor Mitternacht sein.
    Ed meldete sich leicht verschlafen.
    »Ed, entschuldige, daß ich so spät noch anrufe. Aber es ist wichtig…« Tom fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich glaube, ich sollte hinüberfliegen. Nach London.«
    »Ach ja? Was ist los?« Ed war jetzt hellwach.
    »Ich fürchte…« seufzte Tom. »Ist besser, ich rede mit jemandem. Mit euch drüben, verstehst du? Kann ich bei dir wohnen? Oder bei Jeff? Für eine Nacht oder so?«
    »Bei jedem von uns, würd ich meinen.« Nun klang Eds klare, angespannte Stimme so, wie Tom sie kannte. »Jeff hat ein Gästebett, ich ebenso.«
    »Wenigstens für die erste Nacht«, sagte Tom. »Bis ich sehe, wie sich die Sache entwickelt. Danke, Ed. Hast du von Cynthia gehört?«
    »Nein.«
    »Keine Andeutungen, keine Gerüchte aus irgendeiner Ecke?«
    »Nein, Tom. Bist du wieder in Frankreich? Ich dachte –«
    »Pritchard ist in Tanger aufgetaucht, ob du’s glaubst oder nicht. Ist uns dorthin gefolgt.«
    »Was?« Ed klang verblüfft.
    »Er führt nichts Gutes im Schilde, Ed, und er wird nicht lockerlassen. Seine Frau ist zu Hause geblieben – hier in Villeperce. Die Einzelheiten spare ich mir für London auf. Und morgen rufe ich dich wieder an, wenn ich mein Flugticket habe. Wann erreiche ich dich am besten?«
    »Vor halb elf meiner Zeit«, erwiderte Ed. »Morgen früh. Wo ist Pritchard jetzt?«
    »In Tanger, soweit ich weiß. Noch. Ich melde mich morgen, Ed.«

10
    Tom schlief gut und stand vor acht auf. Er ging hinunter, um einen Blick in den Garten zu werfen. Die Forsythie, die ihm Sorgen gemacht hatte, war gegossen worden – jedenfalls schien alles in Ordnung, und Henri war dagewesen, das zeigten ihm die frisch gezupften welken Rosenblüten neben dem Komposthaufen am Gewächshaus. In zwei Tagen hätte es auch kaum zur Katastrophe kommen können, es sei denn durch einen Hagelsturm.
    »Monsieur Tomme – bonjour!« Madame Annette stand in einer der drei Flügeltüren, die auf die Terrasse führten.
    Sicher war sein schwarzer Kaffee fertig. Tom trottete ins Haus zurück. »So früh auf, Monsieur? Das hatte ich nicht erwartet«, bemerkte Annette, als sie ihm die erste Tasse eingeschenkt hatte. Sein Tablett mit der Filterkanne stand im Wohnzimmer.
    »Ich auch nicht.« Er saß auf dem Sofa. »Jetzt müssen Sie mir berichten, Madame, was es Neues gibt. Setzen Sie sich.«
    Eine ungewöhnliche Aufforderung. »Monsieur Tomme, ich war noch nicht beim Bäcker!«
    »Kaufen Sie Brot von dem Lieferwagen, der immer hupt.« Tom lächelte: Ein Bäckerwagen stand auf der Straße, hupte, und Frauen in Morgenmänteln kamen herausgelaufen, um Brot zu kaufen. Er hatte das gesehen.
    »Aber der hält hier nicht, weil –«
    »Sie haben recht, Madame. Doch auch wenn Sie kurz mit mir reden, wird der Bäckerei das Brot bis Mittag nicht ausgehen.« Sie ging lieber im Dorf Brot kaufen, denn dort traf sie Bekannte im Laden, mit denen sie tratschen konnte. »War hier alles ruhig?« Er wußte, daß sie sich auf eine solche Frage hin den Kopf zerbrechen würde, um ein ungewöhnliches Vorkommnis zu finden.
    »Monsieur Henri war hier. Einmal, keine Stunde lang.«
    »Keine Leute mehr, die Fotos von Belle Ombre schießen?« fragte er lächelnd.
    Sie schüttelte den Kopf, die Hände knapp unter der Taille verschränkt. » Non, Monsieur. Aber… Meine Freundin Yvonne hat mir erzählt, daß Madame – Pichard? Die Frau von…«
    »Pichard, ja, so etwa.«
    »Sie weint, beim Einkaufen! Sie heult. Ist das zu glauben?«
    »Nein. Sie heult?«
    »Und ihr Mann ist gerade nicht da. Er ist verschwunden.« Madame Annette sagte das so, als habe er seine Frau verlassen.
    »Vielleicht ist er auf Geschäftsreise. Hat Madame Prichard im Dorf Freunde gefunden?«
    Sie zögerte. »Ich denke nicht. Monsieur, sie ist traurig. – Kann ich Ihnen ein weichgekochtes Ei bringen, wenn ich beim Bäcker

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