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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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schaffte es, mit beiden ganz entspannt und gut gelaunt zu plaudern – sie sprachen über Tanger und Héloïse’ weitere Reisepläne. Aber einer Verabredung auf einen Drink entzog er sich elegant. Sie waren Engländer – er ein Rechtsanwalt im Ruhestand, sehr zuverlässig und comme il faut  –, wußten natürlich nichts von Toms Verbindung zu den Besitzern der Galerie Buckmaster und hatten den Namen Murchison, wenn sie ihn sich je gemerkt hatten, wahrscheinlich längst wieder vergessen.
    Tom hatte es sich anders überlegt: Er entwarf nun ein Zimmerinterieur für sein nächstes Bild, einen Raum mit Durchgang zu einer Diele. Er wollte eine Komposition aus Purpurtönen und fast schwarzem Dunkelgrau, die durch einen hellen Gegenstand aufgelockert wurde – er stellte sich eine Vase vor, leer vielleicht oder mit einer einzigen roten Blume, die er später hinzufügen konnte, wenn er wollte.
    Madame Annette fand ihn » un peu mélancolique, weil Madame Héloïse nicht geschrieben hat«.
    »Wie wahr!« Tom lächelte. »Doch Sie wissen ja, die miserable Post dort unten…«
    Eines Abends ging er gegen halb zehn in den bar-tabac; er brauchte einen Tapetenwechsel. Um diese Zeit waren die Gäste andere als um halb sechs nach der Arbeit: nur ein paar kartenspielende Männer, die Tom früher meist für Junggesellen gehalten hatte – inzwischen wußte er, daß dem nicht so war, denn viele verheiratete Männer verbrachten den Abend einfach gern in der örtlichen Kneipe, statt etwa fernzusehen, was sie bei Marie und Georges sogar auch noch tun konnten.
    »Ach, wer sich nicht auskennt, sollte die Klappe halten!« schrie Marie, an irgendwen gerichtet, vielleicht an die ganze Bar, während sie ein bière pression zapfte. Sie nickte Tom zu: ein kurzes Grinsen, rote Lippen.
    Er suchte sich einen Platz an der Theke. Er stand lieber, wenn er dort war.
    »M’sieur Ripley!« Georges stützte seine fleischigen Hände auf den Rand der Aluminiumspüle hinter der Theke.
    »Hmm – une petite bière «, sagte Tom. Georges ging es zapfen.
    »Der Kerl ist wirklich widerlich!« rief jemand rechts von Tom. Der Mann wurde von seinem Begleiter angestoßen, der streitlustig etwas Komisches antwortete, und mußte lachen.
    Tom schob sich weiter nach links – die beiden waren angetrunken. Er hörte Gesprächsfetzen: Einwanderer aus Nordafrika, ein Bauprojekt irgendwo, ein Bauunternehmer, der Maurer brauchen würde, ein halbes Dutzend mindestens.
    »…Prichard, non ?« Kurzes Gelächter. »Angeln?!«
    Tom versuchte zuzuhören, ohne den Kopf zu drehen. Die Worte waren von einem Tisch links hinter ihm gekommen, von drei Männern, die dort saßen, um die Vierzig, in Arbeitsklamotten. Einer mischte den Stapel Spielkarten.
    »Angeln – wo?«
    »Warum fischt er nicht vom Ufer aus?« fragte ein anderer. »Une péniche arrive« – er gab einen knirschenden Laut von sich und gestikulierte –, »und zack geht er unter mit seinem blöden Boot!«
    »He, wißt ihr eigentlich, was er macht?« Eine andere Stimme, ein jüngerer Mann, der mit seinem Glas herüberschlenderte. »Der angelt gar nicht, der fischt den Grund ab! Hat zwei Dinger mit Haken dran.«
    » Ah oui, hab ich gesehen«, sagte einer der Männer gleichgültig – er wollte weiterspielen.
    Ein Spieler teilte die Karten aus.
    »Mit denen fängt er aber keine gardons. «
    »Nee, nur alte Gummistiefel, Sardinenbüchsen und Fahrräder, ha, ha!«
    »Fahrräder!« Der Jüngere stand noch. »Kein Witz, M’sieur – ein Fahrrad hat er schon gefangen! Hab’s selber gesehen!« Er lachte schallend. »Verrostet, verbogen.«
    »Hinter was ist er her?«
    » Antiquités! Diese Amerikaner, da weißt du nie, was denen gefällt, eh ?«
    Gelächter, jemand hustete.
    »Er hat einen Helfer, das stimmt«, warf ein anderer am Tisch ein. In dem Moment knackte ein Spieler am Motorradfahrer-Automaten den Jackpot, und sein Jubelschrei nahe der Tür verschluckte die folgenden Worte.
    »…noch ein Amerikaner. Hab sie reden hören.«
    »Für Fische ist das sinnlos.«
    »Amerikaner – wenn sie Geld haben für solchen Blödsinn…«
    Tom trank einen Schluck Bier und zündete sich gemächlich eine Gitane an.
    »Er legt sich wirklich ins Zeug. Ich hab ihn bei Moret gesehen!«
    Tom, den Rücken zum Tisch, lauschte weiter, selbst während er ein paar freundliche Worte mit Marie wechselte. Doch von den Männern kam nichts mehr über Pritchard. Die Kartenspieler waren wieder in ihrer eigenen Welt. Die beiden Wörter, die sie benutzt

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