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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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immer, daß Stormhaven ohne diese gottverdammte Schatzinsel besser dran wäre, aber daran läßt sich nun mal nichts ändern. Und ich habe kein Recht, deine Motive zu verurteilen. Du tust, was du tun mußt.«
    »Danke, Professor Horn.«
    »Als kleine Entschädigung habe ich dir etwas mitgebracht, das du mir identifizieren sollst«, sagte er mit dem alten Funkeln in dem Augen, das Hatch nur zu vertraut war. Er holte eine kleine Schachtel aus seiner Jackettasche und öffnete sie. Darin befand sich der Panzer eines seltsamen doppelrümpfigen Meerestiers, das ein kompliziertes Muster aus Punkten und Streifen aufwies. »Was ist das? Du hast fünf Minuten Zeit.«
    »Ein siamesischer Seeigel«, antwortete Hatch und reiche dem Professor den Panzer zurück. »Hübsches Exemplar übrigens.« »Verdammt. Wenn du dich schon partout nicht vorführen lassen willst, dann erkläre mir wenigstens alles, was damit etwas zu tun hat.« Dabei deutete Hörn mit dem Daumen nach hinten ins Eßzimmer, wo auf dem Tisch noch immer die beiden Skelette lagen. »Ich will alle Einzelheiten wissen, auch wenn sie dir noch so banal erscheinen mögen. Wage es ja nicht, etwas auszulassen!«
    Hatch schlug die Beine übereinander und erzählte Hörn, wie Bonterre das Piratenlager gefunden und begonnen hatte, es auszugraben; er erzählte von der Entdeckung des Massengrabs, des Goldes und der vielen Artefakte und auch davon, daß die Skelette kreuz und quer in dem Grab gelegen hatten. Der Professor hörte interessiert zu, nickte manchmal energisch und zog bei jeder neuen Information die Augenbrauen in die Höhe.
    »Was mich am meisten erstaunt hat«, schloß Hatch seinen Bericht, »ist die große Anzahl der Toten. Bis heute nachmittag haben die Archäologen achtzig Skelette gefunden, und dabei ist das Grab noch nicht einmal vollständig freigelegt.«
    »Das sind wirklich viele«, bestätigte der Professor und verfiel in nachdenkliches Schweigen. Er saß mit einem ins Leere gehenden Blick eine Weile da, bis er schließlich seine Tasse abstellte, sich mit einer merkwürdig sanften Bewegung den Jackettkragen glattstrich und aufstand. »Skorbut«, sagte er wie zu sich selbst und ließ dann ein verächtliches Schnauben hören. »Bringst du mich noch zur Tür, Malin? Ich habe dir für heute genug von deiner wertvollen Zeit gestohlen.«
    An der Tür blieb der Professor noch einmal stehen, drehte sich um und wandte sich an Hatch. Mit einem Blick nur mühsam verborgenen Interesses sah er seinen ehemaligen Schüler an. »Malin, sag mir doch mal, was für Pflanzen hauptsächlich auf Ragged Island wachsen. Ich war nämlich selbst noch nie auf der Insel.«
    »Nun ja«, antwortete Hatch, »die Flora ist dort dieselbe wie auf den anderen Inseln auch. Es gibt praktisch keine Bäume, dafür viel Riedgras, Vogelkirschensträucher, Kletten und Teerosen.«
    »Vogelkirschenkuchen ist köstlich. Und hast du jemals Hagebuttentee von Teerosen getrunken?«
    »Natürlich«, bestätigte Hatch. »Meine Mutter hat ihn oft gemacht. Sie sagte, er sei gut für die Gesundheit. Ich habe das Zeug aber eigentlich nie so gemocht.«
    Der Professor hüstelte hinter vorgehaltener Hand, und Hatch fiel ein, daß er so früher immer seinem Mißfallen an Äußerungen seiner Schüler Ausdruck verliehen hatte. »Was ist los?« fragte er deshalb abwehrend.
    »Vogelkirschen und Hagebutten«, erklärte der Professor, »gehören seit Jahrhunderten zu den hier an dieser Küste gebräuchlichen Nahrungsmitteln. Beide sind sehr gesund, und zwar hauptsächlich wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin C.« »Ach so«, sagte Hatch nach einer kurzen Pause. »Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen.«
    »Im siebzehnten Jahrhundert wußten die Matrosen vielleicht nicht, was für Skorbut verantwortlich war, aber daß man die Krankheit durch den Genuß frischer Beeren, Früchte oder Gemüse kurieren konnte, war ihnen sehr wohl bekannt.« Professor Horn sah Malin prüfend an. »Und außerdem stimmt noch etwas anderes nicht bei deiner voreiligen Diagnose.«
    »Und was wäre das?«
    »Die Art und Weise , wie diese Toten begraben wurden«, erwiderte der alte Mann und unterstrich seine Worte, indem er mit seinem Stock auf den Boden klopfte. »Malin, so schnell sterben keine achtzig Menschen an Skorbut, daß man sie Hals über Kopf in ein Massengrab werfen müßte und dabei auch noch so hastig vorgeht, daß man ihnen vorher nicht mal ihr Geld und ihren Schmuck abnimmt.«
    Am südlichen Horizont zuckte ein Blitz über den

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