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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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folgen wollte, gefordert, daß er zuerst all seinen Besitz hergeben solle? Jener aber wollte das nicht tun. Erinnert ihr euch an Lazarus, den Bettler, der vor der Tür eines Reichen starb und gleich in Abrahams Schoß Aufnahme fand? Der Reiche aber, der hinter dem Tor lebte, kam in die Hölle, wo er vergeblich um einen Tropfen Wasser bettelte, um seine ausgedörrte Zunge zu benetzen. Jesus hätte es nicht klarer sagen können: ›Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes kommt.‹« Reverend Clay hielt inne und sah sich um. »Vielleicht habt ihr das alles bislang für die Probleme anderer Leute gehalten. Schließlich sind die meisten Menschen in dieser Stadt nicht gerade reich. Aber diese Schatzsuche hat vieles verändert. Habt ihr euch eigentlich schon einmal überlegt, was passieren würde, wenn die Unternehmung Erfolg haben sollte? Nun, ich will es euch sagen: Stormhaven wird eine der größten Touristenattraktionen gleich nach Disneyland werden, im Vergleich dazu werden Bar Harbor und Freetown geradezu wie Geisterstädte dastehen. Wenn ihr glaubt, daß es jetzt um die Fischerei schlecht bestellt ist, dann wartet erst einmal ab, bis Hunderte von Touristenbooten diese Gewässer unsicher machen und überall an der Küste Hotels und Ferienbungalows aus dem Boden schießen. Was das für einen Verkehr geben wird! Und dann denkt an die Spekulanten und Goldsucher, die zu Wasser und zu Land eure Gegend heimsuchen werden. Überall werden sie herumbuddeln und ihren Dreck hinterlassen, bis das Land zerstört ist und die Fischgründe vernichtet sind. Sicher, einige von euch werden an all dem eine Menge Geld verdienen. Aber wird es ihnen letztendlich nicht genau so ergehen wie dem Reichen im Gleichnis von Lazarus? Und die Ärmsten unter euch -diejenigen, die ihren Lebensunterhalt aus dem Meer bestreiten -werden die großen Verlierer dieser Entwicklung sein. Ihnen wird nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten bleiben: Entweder sie müssen Sozialhilfe beantragen oder sich in Boston nach einem Job umsehen.« Bei der Erwähnung der beiden in Stormhaven am meisten verachteten Alternativen -Boston und Sozialhilfe -zog ein unbehagliches Murmeln durch die Gemeinde.
    Clay hielt sich mit beiden Händen an der Kanzel fest und neigte den Oberkörper nach hinten. »›Und das Tier wird aus dem Abgrund aufsteigen und Verderben bringen, und sein Name ist Abaddon‹«, donnerte er. »Wißt ihr, was Abaddon auf hebräisch heißt? Der Zerstörer!«
    Der Reverend musterte ernst seine Gemeinde. »Und jetzt möchte ich euch etwas zeigen.« Er verließ die Kanzel und trat hinüber zu dem kleinen Tisch, auf dem das mit dem Leintuch verhüllte Etwas lag. Im Kirchenraum herrschte atemlose Stille, und Bud reckte den Kopf nach vorne, um besser sehen zu können.
    Clay ließ sich einen Augenblick Zeit, bevor er mit einem Ruck das Leintuch wegzog. Darunter kam ein flacher schwarzer Stein zum Vorschein, der etwa dreißig auf fünfundvierzig Zentimeter groß war und unregelmäßig behauene Ränder hatte. Clay hatte ihn an eine alte Holzkiste gelehnt, so daß man seine dreizeilige, aus dünnen, mit gelber Kreide krude hervorgehobenen Buchstaben bestehende Inschrift lesen konnte.
    Clay stieg wieder in die Kanzel und verkündete mit lauter, leicht bebender Stimme, was auf dem Stein stand:
    Mit Lügen begonnen
    In Schmerzen zerronnen
    Den Tod nur gewonnen
    Er ließ einen Augenblick verstreichen, bevor er mit eindringlicher Stimme fortfuhr: »Diesen Stein fand man, als man zum erstenmal versuchte, in die Wassergrube einzudringen, und es ist kein Zufall, daß seine Entfernung das erste einer langen Reihe von Todesopfern forderte. Seitdem hat sich die Prophezeiung auf diesem Stein des Verderbens immer wieder bewahrheitet. Und deshalb sollten sich alle unter euch, die den falschen Götzen von Gold und Silber nachlaufen ganz gleich, ob nun als aktive Schatzsucher oder solche, die von diesem Unterfangen indirekt profitieren -, diese Warnung sehr zu Herzen nehmen. ›Mit Lügen begonnen‹ steht in der ersten Zeile, und das bedeutet nichts anderes, als daß die Gier nach Reichtum von Anfang an die edlen Instinkte des Menschen verdirbt.«
    Clay hob mit einem Ruck den Kopf. »Beim Hummerfest hat mir Malin Hatch höchstpersönlich erzählt, daß der Schatz eine siebenstellige Summe wert sei. Später aber habe ich erfahren, daß der wahre Wert bei etwa zwei Milliarden Dollar liegen dürfte. Bei zwei Milliarden . Einer

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