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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ging immer weiter. Vermutlich war es der Umstand, daß Johnnys Leiche nie gefunden wurde, der die Leute nicht zur Ruhe kommen ließ. Außerdem gab es immer ein paar Fischer, die an den Fluch von Ragged Island glaubten. Erst später erfuhr ich, daß manche Eltern ihren Kindern regelrecht verboten hatten, mit mir zu spielen. Als ich sechzehn Jahre alt war, hielt es meine Mutter nicht mehr aus und fuhr über den Sommer mit mir nach Boston. Zuerst wollten wir nur für die Ferien dort bleiben, aber als es September wurde, schulte meine Mutter mich in Boston ein, und so verging ein Jahr und dann noch ein zweites, und dann war es soweit, daß ich aufs College kam. Und so bin ich nie wieder hierher zurückgekehrt. Bis jetzt.«
    Ein großer Graureiher flog majestätisch den Fluß entlang und ließ sich auf einem abgestorbenen Ast nieder.
    »Und was kam dann?«
    »Medizinstudium, Friedenskorps, ›Medécins sans Frontières‹ und schließlich das Mount-Auburn-Hospital. Und dort spazierte eines Tages Ihr Kapitän in mein Büro und unterbreitete mir seinen verrückten Plan. So, jetzt wissen Sie alles über mich.« Hatch hielt inne. »Als die Grube leergepumpt war und man den Stollen gefunden hatte, der zum Strand führt, habe ich nichts gesagt. Ich bestand nicht darauf, daß man dort auf der Stelle nach den Überresten meines Bruders suchte. Eigentlich hatte ich gedacht, daß ich es nicht würde erwarten können, aber als es dann wirklich soweit war, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte, was Johnny genau zugestoßen ist.«
    »Dann haben Sie es wohl inzwischen bedauert, daß Sie Neidelmans Vertrag unterschrieben haben?«
    »Eigentlich hat er ja meinen Vertrag unterschrieben«, sagte Hatch mit einem Anflug von Lächeln. »Aber um Ihnen auf Ihre Frage zu antworten: Ich habe es nicht bedauert, und selbst wenn dem so wäre, dann hätte das Erlebnis von gestern alles wieder aufgewogen.«
    »Und in ein, zwei Wochen können Sie als einer der reichsten Männer Amerikas Ihren Job an den Nagel hängen.«
    Hatch lachte. »Ich habe beschlossen, mit dem Geld eine Stiftung zu gründen und sie nach meinem Bruder zu benennen.«
    »Mit dem ganzen Geld?«
    »Ja«, sagte Hatch und fügte nach kurzem Zögern an: »Das habe ich zumindest vor.«
    Bonterre lehnte sich zurück und blinzelte Hatch skeptisch an. »Ich halte mich für eine ziemlich gute Menschenkennerin, Monsieur le docteur. Es kann gut sein, daß Sie den größten Teil des Geldes in die Stiftung stecken, aber ich lasse mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn Sie nicht ein hübsches Sümmchen davon behalten. Andernfalls wären Sie ein Übermensch, und dann würde ich Sie wohl nicht so gerne mögen, wie ich es tue.«
    Hatch öffnete automatisch den Mund, um zu protestieren, entspannte sich aber gleich wieder.
    »Sie sind auch noch so eine Art Heiliger. Ich jedenfalls habe mit meinem Anteil sehr viel schnödere Dinge vor. Zum Beispiel will ich mir einen unverschämt schnellen Wagen kaufen -aber auch eine größere Summe meiner Familie in Martinique schicken.« Sie blickte hinüber zu Hatch, der zu seinem Erstaunen den Eindruck hatte, sie suche nach seinem Einverständnis.
    »Nur zu«, sagte er. »Für Sie ist das eine rein berufliche Angelegenheit, für mich aber eine zutiefst persönliche.«
    »Da sind Sie wie Gerard Neidelman«, meinte Bonterre. »Aber während Sie sich Ihre Dämonen ausgetrieben haben, ruft er seine erst herbei, n'est-ce pas ? Dieser Schatz von Ragged Island hat auf ihn immer schon eine ganz besondere Faszination ausgeübt. Aber diese Besessenheit mit Macallan, c'est incroyable ! Mir kommt sie wie eine persönliche Herausforderung vor, wie ein Kampf zwischen den beiden. Ich glaube, Gerard wird erst dann Ruhe geben, wenn er dem alten Architekten den Hals verdreht hat.«
    »Umge dreht «, korrigierte sie Hatch.
    »Und wenn schon.« Bonterre rutschte unruhig auf den harten Austernschalen herum. »Von mir aus können sie alle beide zum Teufel gehen.«
    Hatch sagte nichts darauf, und die beiden legten sich auf den Rücken und genossen die Sonne des Spätvormittags. Ein Eichhörnchen hüpfte auf einem Ast über ihren Köpfen herum und gab leise, schnatternde Geräusche von sich. Hatch schloß die Augen. Vage dachte er daran, daß er Bill Banns von der Entdeckung von Johnnys Leiche berichten müsse. Bonterre sagte etwas, aber er war zu müde, um richtig zuzuhören. Schließlich glitt er sanft hinüber in einen ebenso

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