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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Klinge aus purem. Silber gesehen oder als juwelengeschmücktes byzantinisches Breitschwert, das so schwer war, daß man es kaum hochheben konnte. Zeitweilig hatte er sogar schon spekuliert, daß es sich dabei um das Schwert des Sultans Saladin handeln könnte, das ein Kreuzfahrer mit nach Europa gebracht hatte -eine Waffe aus feinstem Damaszenerstahl, verziert mit Gold und Diamanten aus den Bergwerken des Königs Salomon.
    All diese Gedankenspiele erfüllten Neidelman jetzt mit einem Gefühl, das intensiver und überwältigender war als alles, was er bisher erlebt hatte. So muß es sein, wenn man ins Antlitz Gottes blickt, ging es ihm durch den Kopf.
    Dann wurde ihm bewußt, daß er nicht mehr viel Zeit hatte. Er löste seine Hände von dem glatten Metall der Truhe und tastete statt dessen die Eisenbänder ab, die sie am Boden festhielten. Erst vorsichtig, dann mit aller Kraft zog er an einem der Bänder, aber es ließ sich nicht einmal einen Millimeter bewegen. Merkwürdig, dachte er, daß die Bänder durch Schlitze im Boden liefen und erst darunter an etwas befestigt zu sein schienen. Diese außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen waren ein weiterer Hinweis auf den unschätzbaren Wert des Schwertes.
    Neidelman holte ein Taschenmesser aus der Hosentasche und kratzte damit an einem der Bänder herum. Nachdem er eine dünne Rostschicht entfernt hatte, stieß er auf blanken Stahl.
    Wenn er an den Behälter herankommen wollte, mußte er die Bänder mit dem Schneidbrenner durchtrennen.
    Das Geräusch lauten Atmens riß ihn aus seinen Überlegungen. Er warf einen Blick nach oben. Magnusen sah gerade durch die Öffnung zu ihm herab. Im Licht der hin und her schwingenden Lampe wirkten ihre Augen dunkel und fiebrig.
    »Bringen Sie mir den Schneidbrenner«, befahl er. »Ich möchte den Behälter losschneiden.«
    In nicht einmal einer Minute ließ Magnusen den Brenner durch das Loch herab und kam danach selbst herunter in die Schatzkammer. Hier vergaß sie den Schneidbrenner, fiel auf die Knie und starrte auf die rings um sie aufgehäuften Reichtümer. Mit beiden Händen griff sie in die Dublonen und Louisdors und ließ sich die schweren Goldmünzen durch die Finger rieseln, immer und immer wieder, bis sie mit dem Ellbogen einen kleinen Korb umstieß, aus dem Diamanten und andere Edelsteine auf den Boden purzelten. In einem Anfing von Panik hob sie die glitzernden Steine auf und stopfte sie sich in die Taschen, wobei sie in ihrer Hektik mehrere andere Körbe beschädigte. Schließlich ließ sie sich mit gespreizten Beinen zu Boden sinken, vergrub die Arme bis zu den Ellbogen in den Goldmünzen und gab einen Laut von sich, der ein Mittelding zwischen Lachen und Weinen war.
    Neidelman, der gerade das Ventil der Acetylenflasche aufschraubte, hielt einen Moment inne und sah Magnusen an. Seiner Meinung nach war es höchste Zeit, daß sie den Transportkorb herunterließ und damit anfing, den Schatz nach oben zu schaffen. Dann aber wandte er sich wieder dem Behälter mit dem Schwert zu und vergaß die Ingenieurin augenblicklich.
    Er griff nach dem dicken Messingschloß und betrachtete es eingehend. Es war ein dickes, häßliches Ding, das mit mehreren altertümlichen Siegeln versehen war, von denen Neidelman eines als aus dem vierzehnten Jahrhundert stammend identifizierte. Die Siegel waren unversehrt. Seltsam, dachte Neidelman, dann hat Ockham seinen größten Schatz ja niemals gesehen.
    Diese Ehre blieb somit ihm vorbehalten.
    Neidelman steckte die Klinge seines Taschenmessers in den Schlitz zwischen Deckel und Behälter und hebelte ihn etwa einen Millimeter hoch. Dann zog er das Messer wieder heraus, ließ den Deckel sinken und suchte die Metallbänder nach Stellen ab, an denen er sie möglichst einfach durchtrennen konnte.
    Schließlich zündete er den Schneidbrenner an. Mit einem leisen »Plopp« erschien eine weißliche Flamme an der Spitze der Düse. Neidelman kam es so vor, als geschehe das alles in Zeitlupe, und er war dankbar dafür. Jeder Augenblick, jede Bewegung bedeutete ihm einen exquisiten Genuß. Nun würde es noch fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten dauern, bis er den Behälter von den Bändern befreit hatte und endlich das Schwert in den Händen hielt. Er wußte, daß er sich an jede Sekunde bis an sein Lebensende erinnern würde.
    Vorsichtig mischte er dem Acetylen aus einer zweiten Flasche etwas Sauerstoff bei und hielt sie an das Metall.

54
    Hatch lag halb bewußtlos auf dem Boden eines engen Schachtes mit

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