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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Dokument codieren, gehen Sie diese Alphabete der Reihe nach durch, und wenn Sie beim zehnten angelangt sind, fangen Sie das Ganze wieder von vorne an. So etwas nennt man eine polyphone Geheimschrift. Jetzt wäre ›See‹ nicht mehr ›Yzz‹, denn jeder Buchstabe wäre ja nach einem anderen Alphabet verschlüsselt.«
    »Hört sich an, als wäre es ziemlich schwierig zu knacken.«
    »Das ist es auch. Aber Kerry steht auf dem Standpunkt, daß zu Macallans Zeiten polyphone Verschlüsselungen nicht angewendet wurden. Man kannte sie zwar, empfand sie aber als zu zeitaufwendig und zu fehlerträchtig.« St. John seufzte. »In unserem Fall hätte Macallan zudem das Problem gehabt, die verschiedenen Alphabete ständig vor den Piraten verstecken zu müssen. Hätte Red Ned Ockham auch nur eines von ihnen zu Gesicht bekommen, wäre alles aufgeflogen. Und selbst ein Genie wie Macallan hätte sich niemals so viele Alphabete auswendig merken können.«
    »Aber wenn Sie trotzdem der Auffassung sind, daß ein polyalphabetischer Code verwendet wurde, wieso knacken Sie ihn dann nicht auf eigene Faust?«
    St. Johns Lippen verzogen sich zu einer Grimasse, die fast ein Lächeln hätte sein können. »Wenn ich zwei Monate Zeit hätte, dann würde ich das ja gerne probieren«, erwiderte er. »Aber die habe ich nun mal nicht. Außerdem habe ich keine Ahnung, wie lang der Schlüssel war, den Macallan verwendet hat, oder ob er die Nullen einfach willkürlich eingestreut hat.«
    »Die Nullen?«
    » Nihil importantes . Buchstaben, die keinen Sinn ergeben, aber in den Text eingearbeitet werden, um den Entschlüßler zu verwirren.«
    Von draußen drang das tiefe, geheimnisvoll klingende Geräusch einer Schiffssirene herein. Hatch sah auf die Uhr. »Es ist schon zehn. Ich glaube, ich mache mich dann mal auf die Socken. In ein paar Minuten will Neidelman die Fluttunnels abdichten und die Wassergrube Leerpumpen. Viel Glück mit Kerry!«

19
    Hatch verließ das Basislager und lief den Pfad hinauf zur Wassergrube. Er war gespannt, wie der Orthanc, dieses neue Gebilde, das in den vergangenen achtundvierzig Stunden dort entstanden war, wohl aussehen würde. Noch bevor er den Kamm des Hügels erreicht hatte, sah er bereits den mit großen Fenstern versehenen Beobachtungsturm, um den herum eine schmale Plattform verlief. Als er näher kam, erkannte er die mächtigen Streben, die das Unterteil des Turms gute zwölf Meter über dem sandigen Untergrund hielten. Von seinem Oberteil hingen Stahlseile und Kabel hinunter in die Dunkelheit der Grube. Mein Gott, dachte Hatch, dieses Ungetüm, ist so riesig, daß man es bestimmt vom Festland aus sieht. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Hummerfest und dem, was Reverend Clay und sein alter Lehrer ihm gesagt hatten. Von Professor Horn wußte Hatch, daß er seine Meinung für sich behalten würde. Bei Clay allerdings war er sich nicht so sicher. Bisher war die öffentliche Meinung Thalassa gegenüber unglaublich positiv gewesen, und Hatch wollte dafür sorgen, daß das auch weiterhin so blieb. Noch vor dem Ende des Festes hatte er deshalb mit Neidelman wegen eines Jobs für Donny Truitt gesprochen, und der Kapitän hatte Hatchs alten Schulfreund sofort der Arbeitsgruppe zugeteilt, die in der Wassergrube zu graben anfangen sollte, sobald diese leergepumpt war.
    Hatch trat auf den Orthanc zu und kletterte an einer Außenleiter nach oben. Der Blick von der Aussichtsplattform war phantastisch. Der heißen Sommersonne gelang es gerade, den Inselnebel in langgezogene Fetzen aufzulösen, so daß Hatch am Horizont die bläulichen Umrisse des Festlandes ausmachen konnte. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem Ozean und verlieh ihm die Farbe von gehämmertem Metall, und an den Riffen brach sich die Brandung und umgab Ragged Island mit einem Kranz aus Schaum und Treibgut.
    Hatch fielen auf einmal zwei Zeilen aus einem Gedicht von Robert Brooke ein.
    Und weißlich netzt der stumpfe Schaum
    schrumpfend der Wellen weiten Raum.
    Plötzlich hörte Hatch Stimmen. Er hob den Kopf. Auf der anderen Seite der Plattform stand Isobel Bonterre und unterhielt sich mit Neidelman. Ihr Taucheranzug glänzte feucht im Sonnenlicht, und sie beugte sich über das Geländer und wrang sich das Wasser aus ihrem nassen Haar.
    Als Hatch auf die beiden zutrat, lächelte sie ihn breit grinsend an. »Da kommt der Mann, der mir das Leben gerettet hat! «
    »Wie geht es Ihrer Wunde?« fragte Hatch.
    »Schon vergessen, Monsieur le docteur . Ich war heute

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