Riskante Liebe
Befehle bellte, bevor sie sich entfernten. Tarisa und ich sahen uns an und begannen, beinahe gleichzeitig zu sprechen.
»Ich brauche keine Helferin.«
»Ich möchte nicht, dass jemand anderer bei mir in der Hütte wohnt.«
Aber gegen Serattas Anordnungen waren wir machtlos. Und so kam am folgenden Tag Zaria, ein schmächtiges, kleinwüchsiges Mädchen, deren Gesicht dem eines Fuchses glich, zu uns. Tagsüber hatte ich sie am Hals, nachts hielt sie sich in der Hütte gegenüber auf. Ich war froh darüber, denn ich traute Zaria nicht. So wie ich Seratta kannte, setzte sie dieses Kind als Spitzel ein, um über alles, was ich tat, informiert zu sein. Noch immer hatte ich Nacht für Nacht sehnsüchtige, lebhafte Träume, auch und gerade von den Liebesstunden, die Drake und ich miteinander verbracht hatten. Oft wachte ich morgens auf und spürte Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen. Und einmal musste ich sogar im Schlaf gestöhnt haben, da mich Jolaria am Morgen besorgt fragte, ob ich Schmerzen gehabt hätte. Es war also gut, dass Zaria nicht neben mir lag.
Meine Wut auf Seratta wurde tagtäglich größer, obwohl Jolaria mich zu beschwichtigen suchte, wenn sie wach war. Ich wusste, dass sie sich Sorgen um mich, meine wachsende Abneigung gegen Seratta und meine Unbeherrschtheit machte. Aber auch sie konnte in Zarias Anwesenheit nicht so deutlich werden, wie sie es gerne getan hätte. Noch immer hustete sie und fühlte sie sich zu schwach zum Aufstehen, was mir enorme Sorgen bereitete. Denn gerade sie war die Robusteste und Gesündeste von uns allen gewesen und mir immer unverwüstlich erschienen.
Zu meinem Leidwesen – sonst hätte ich Seratta bitten können, sie eine andere Tätigkeit ausüben zu lassen – stellte sich Zaria außerordentlich geschickt an, wenn es um Heilkunde ging. Sie machte Jolaria heiße Brustumschläge aus zerstoßenen Kräutern, hatte rasch alle notwendigen Handgriffe für die Krankenpflege gelernt, hörte sich meine und Jolarias Erklärungen wissbegierig an und erkannte eine Pflanze sofort wieder, wenn ich sie ihr einmal in der Natur gezeigt hatte. Ansonsten war sie ein stilles Kind, das nie sprach, außer man fragte sie etwas.
Eines frühen Morgens war sie mit mir im dichten Unterholz unterwegs. Wir waren auf der Suche nach einem bestimmten Pilz, den uns Jolaria beschrieben hatte, als sie mit einem Mal ihren Blick vom Boden nahm, mir fest in die Augen blickte und wissen wollte:
»Warum habt ihr alle solche Angst vor Seratta? Und tut alles, was sie euch befiehlt, auch wenn es unvern ünftige Anweisungen sind?«
Zorn wallte in mir auf. Jetzt hatte ich den untrüglichen Beweis dafür, dass Zaria mich im Auftrag unserer Anführerin aushorchen wollte. Aber ich würde ihr nicht in die Falle gehen. Ich blieb äußerlich gelassen und erklärte Zaria mit aller Ruhe, zu der ich fähig war:
»Wir haben keine Angst vor ihr, sondern respektieren sie als Anführerin .«
Ich sah ihr fest in die Augen und ergänzte:
»Merk dir eines, Zaria. Seratta gibt keine unvernünftigen Anweisungen. Sag so etwas nie wieder.«
Zaria sah mich seltsam an und senkte dann den Blick. Kurz darauf fand sie unter einer verkrüppelten Kiefer genau die Pilze, die wir gesucht hatten und ich lobte sie. In ihren gelbbraunen, leicht schräg stehenden Augen lag keine Freude über mein Lob. Sie drückten leise Enttäuschung und Verachtung aus. Ich dachte nicht weiter über sie nach, denn in diesem Moment verspürte ich das vertraute Ziehen und Brennen auf beiden Seiten unterhalb meines Bauchnabels, welches meine blutenden Tage ankündigte.
In dieser Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Meine Blutungen hatten verspätet und mit ungeahnter Heftigkeit eingesetzt. Den Tee zur Verhütung hatte ich, um ehrlich zu sein, genau zweimal getrunken und dann über den wunderschönen Tagen mit Drake zusammen, schlicht und einfach vergessen. Obwohl es geradezu ein Segen war, dass mein leidenschaftliches Zusammensein mit einem Mann nicht zu einer Schwangerschaft geführt hatte, trauerte ich unvernünftigerweise und gab mich Wunschvorstellungen darüber hin, wie ein gemeinsames Kind von uns ausgesehen hätte, und ob es ein Junge oder ein Mädchen gewesen wäre.
Aber es war sowohl für mich , als auch für das nicht entstandene Kind, die beste Lösung. Sie hätten es mir weggenommen und alles wäre aufgeflogen. Seratta hätte mich hart bestraft. Selbst wenn ich vor dem Sichtbarwerden einer Schwangerschaft in den Wald geflohen wäre: Ich
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