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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Situationen neigte sie dazu, über völlig abwegige und belanglose Dinge nachzudenken, nur um nicht daran denken zu müssen, was vor ihr lag. Aber im Moment half ihr das nicht weiter. Ihr Herz klopfte rasend, ihre Handflächen waren schweißnass. Schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen. Unruhig wackelte sie mit den Beinen, bis Clint seine Hand darauflegte.
    »Ganz ruhig. Wir werden das schaffen. Zusammen.«
    Hätte sie ihn nicht sowieso schon geliebt, in diesem Moment wäre sie ihm vollkommen verfallen. Sie schluckte die drohenden Tränen herunter, beugte sich vor und legte ihre Hände um sein Gesicht. »Vielen Dank für alles!« Sachte drückte sie einen zitternden Kuss auf seine warmen Lippen.
    Clint bekämpfte das überwältigende Bedürfnis, sie in seine Arme zu ziehen und ganz fest an sich zu drücken. Aber das musste warten, bis sie in Sicherheit waren. Sanft schob er sie auf Armeslänge von sich und blickte eindringlich in ihre braunen Augen. Die unvergossenen Tränen, die er dort sah, zerrten an seinem Herzen. Nie wieder würde sie in so eine Situation kommen, schwor er sich. Und wenn er dafür den Rest seines Lebens Tag und Nacht über sie wachen musste, dann war es eben so. Er drückte noch einmal einen festen Kuss auf ihren Mund und zog Karen dann mit sich nach oben.
    Es herrschte inzwischen fast völlige Dunkelheit, nur der Mond spendete ein fahles Licht. Wortlos hob Clint die Decke vom Boden auf und reichte sie Karen, während er den Rucksack aufsetzte und ein letztes Mal seine Waffe überprüfte. Die Handgranate deponierte er in seiner Hemdtasche. Was gäbe er jetzt für seine bewährte Kampfweste mit den unzähligen Taschen und vor allem den vielen nützlichen Utensilien darin. Aber als SEAL hatte er gelernt, mit dem auszukommen, was gerade zur Hand war; zur Not musste dann auch mal ein Klappmesser reichen. Dankbar dafür, dass er wenigstens noch seine Pistole hatte, führte er Karen vorsichtig aus ihrem Versteck.
    Er trat als Erster hinaus und gab ihr ein Zeichen zu warten, während er mit allen Sinnen die Umgebung prüfte. Erst als er sich überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, ließ er Karen heraustreten. In die dunkle Decke gewickelt, konnte er sie in der Finsternis kaum erkennen. Seine dunklere Hautfarbe machte auch ihn schwer erkennbar. Eigentlich musste ihre Tarnung ausreichen, um sicher über die offene Wiese zu gelangen. Doch erst einmal mussten sie sich einen Weg durch den Wald suchen, in den sie sich zum Schutz zurückgezogen hatten.
    Mehr als einmal zuckte er zusammen, als Karen auf einen Stock trat, der mit einem lauten Knacken zerbrach. Karen bemühte sich, doch Clint konnte nur hoffen, dass ihre Verfolger taub oder sehr weit weg waren. In der Stille des Waldes klang das Brechen eines Astes wie ein Kanonenschuss. Vielleicht kam es ihm auch nur so vor, weil er es gewohnt war, von seinen Teamgefährten keinen Laut zu hören, wenn sie in Gefahr schwebten, entdeckt zu werden. Aber das konnte er natürlich von Karen nicht erwarten. So blieb er stumm und versuchte, so schnell wie möglich die Wiese zu erreichen, in der Hoffnung, dass das weiche Gras ihre Schritte dämpfte.
    Die Lichtung lag bereits vor ihnen, als Karen an seinem Hemd zupfte. Er wandte sich um und brachte sein Ohr an ihre Lippen.
    »Könnte ich wohl … ich müsste …«
    In jeder anderen Situation hätte er die Komik zu schätzen gewusst, doch Karen hatte sich gerade die ungünstigste Stelle ausgesucht. Gründlich blickte er sich um, bis er auf ein hohes Gebüsch deutete. »Beeil dich und versuch möglichst leise zu sein.« Er hätte schwören können, dass Karen errötete, bevor sie sich hastig umwandte und verschwand, aber in der Dunkelheit war das schwer zu sagen. Diese Geschichte würden sie noch ihren Enkelkindern erzählen.
    Enkelkinder? Griff er da den Ereignissen nicht ein bisschen voraus? Jedenfalls konnte er sich gut vorstellen, wie Karen später einmal in einem Schaukelstuhl wippte, ein Enkelkind auf dem Schoß, und ihm oder ihr Geschichten aus ihrem Leben erzählte. Er unterdrückte ein Lachen und blickte auf die Büsche, hinter denen Karen verschwunden war. Wie lange brauchte sie denn …? Plötzlich setzten seine Instinkte mit Macht wieder ein, und er spürte, dass sie nicht mehr alleine waren. Es war wie eine Veränderung in der Luft, eine Stille, die vorher nicht da gewesen war.
    Verdammt! Er ließ sich zu Boden fallen und zog dabei seine Waffe. Langsam kroch er auf die Stelle zu, an der er Karen

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