Riskante Naehe
unfroh. »Ich fürchte eher, ich habe mich selbst unglücklich gemacht. Du brauchst da also gar nicht nachzuhelfen.«
»In Ordnung.« Ein Themenwechsel war jetzt wohl angebracht. »Tut mir übrigens leid wegen deiner Waffen. Ich hoffe, du bekommst in Coronado keinen Ärger.«
»Kein Problem. Cranton hat sie beschlagnahmt und schickt sie mir dann zurück, wenn sie nicht mehr als Beweismittel gebraucht werden. Übrigens habe ich eben noch einmal mit Cranton telefoniert. Er sagt, durch unsere vorläufigen Aussagen ist schon ein Durchsuchungsbefehl für das Anwesen der Krieger Gottes erwirkt worden. Sie wollen noch heute Nacht damit starten.«
Clint nickte grimmig. »Gut, sollen sie die Schweine ordentlich ausräuchern. Ich möchte nicht, dass Karen noch einmal in Gefahr gerät.«
»Ich denke nicht, dass sie noch gefährdet ist, jetzt, wo ihr Mann tot ist und das FBI Bescheid weiß.«
»Hoffen wir es.« Clint blickte auf seine Uhr. »Ich gehe jetzt wohl besser, ich möchte Karen nicht so lange alleine lassen.«
»Das kann ich verstehen.«
Neben der Tür blieb Clint noch einmal stehen. »Falls wir uns morgen nicht mehr sehen sollten, möchte ich dir noch einmal für alles danken, was du für uns getan hast. Du bist der Beste, Mad.«
Matt grinste. »Das weiß ich doch. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du für mich das Gleiche getan hättest.«
Clint nickte. »Immer.« Nach einem kurzen, aber herzlichen Händedruck tauchte Clint in die Dunkelheit ein.
Ein Lächeln spielte um Clints Mundwinkel, als er seine Hütte erreichte. Matt und Shannon, wer hätte das gedacht? Hoffentlich klärten sich die Missverständnisse noch auf. Er schaltete bloß im Wohnzimmer ein kleines Licht an und ging dann ins dunkle Schlafzimmer, um nach Karen zu sehen. Nur ihr Kopf schaute unter der Decke hervor, ihre zerzausten Locken waren auf dem Kissen ausgebreitet. Vorsichtig strich Clint darüber. Morgen musste er ihr unbedingt die Haare waschen, es hingen immer noch Reste von getrocknetem Blut, Laub und Erde darin. Aber jetzt war es wichtiger, dass sie schlief und sich von den Strapazen der vergangenen Tage erholte.
Clint wollte gerade wieder aus dem Zimmer schleichen, als er bemerkte, dass sie zitterte. In gleichmäßigen Abständen lief ein Beben durch ihren Körper, das sie von Kopf bis Fuß erfasste. Ohne lange zu zögern, zog Clint seine Schuhe und Jeans aus, wechselte sein T-Shirt und kroch unter die Bettdecke. Während er beruhigende Worte murmelte, zog er Karen in seine Arme und drückte sie eng an sich, so wie er es auch im Wald getan hatte. Er empfand die Barrieren aus Kleidung als störend, wusste aber, dass sie für Karen ein Schutz waren. Er würde ihr so viel Zeit geben, wie sie brauchte, um körperliche Nähe wieder genießen zu können. Sie hatten ja Zeit. Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief er ein.
42
Am nächsten Morgen klopfte Matt an Shannons Hüttentür. Sollte sie noch schlafen, würde er ihr einen Zettel hinterlassen, auch wenn er sich danach verzehrte, sie noch einmal zu sehen. Vielleicht zum letzten Mal. Nachdem Clint gegangen war, hatte Matt weiter seinen trübsinnigen Gedanken nachgehangen. Er hatte sich gefragt, was Shannon jetzt wohl tat, ob sie schlief oder noch mit ihrer Familie zusammen war. Würde sie ihn vermissen, wenn er abreiste? Oder würde sie froh sein, ihn nicht mehr sehen zu müssen? So, wie sie auf ihn reagiert hatte, glaubte er nicht, dass sie ihn so schnell wieder vergessen würde. Lange Zeit hatte er tief in seine Gedanken versunken unter dem harten Strahl der Dusche gestanden.
Shannon war schon wach, doch sie trug noch ihr kurzes Nachthemd, als sie die Tür aufriss. Ihre langen Haare hingen wirr in ihr Gesicht, ihre Augenlider waren schwer. Das änderte sich schlagartig, als sie Matt vor sich stehen sah.
Ihre Augen weiteten sich alarmiert. »Matt, was tust du denn hier?«
»Ich wollte mich verabschieden, ich reise ab.«
Shannons Mund öffnete sich mehrere Male, ohne dass ein Ton herauskam. Doch dann fand sie ihre Stimme wieder. »Jetzt schon?«
Matt nickte. »Ja, meine Aufgabe hier ist erledigt, und ich werde in ein paar Tagen in Virginia erwartet. Kann ich kurz hereinkommen?«
Zögernd stieß sie die Tür weiter auf und ließ ihn herein.
»Danke.« Er stellte seine Tasche neben der Tür ab. Sein Blick blieb an der Wand hängen, an der er Shannon das erste Mal geliebt hatte. War das wirklich erst etwas über einen Tag her? Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, in der er
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