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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brockmann
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bis an die Bar. Was, wenn er unsichtbar war und die Richtige ihn sehen konnte? Er schaute zu Jess, die neben Kelsey saß und das Mädchen in den Arm nahm. Sie sah zu ihm und lächelte. Das Atmen fiel ihm schwer. Wie könnte er eine Seelenverwandte haben? Schließlich kam es ihm manchmal so vor, als habe er gar keine Seele.
    Nachdem der Barkeeper ihm das Glas Soda gebracht hatte, ging er zurück zu Jess und Kelsey. Inzwischen war er wieder in der Lage, zu lächeln.
    „Ich fange jetzt an zu singen. Wünsch mir Glück“, forderte Jess ihre Tochter auf und gab ihr einen geräuschvollen Kuss auf die Wange.
    „Hals und Beinbruch.“ Kelsey schaute nicht einmal von ihrem Malbuch auf.
    „Trink nicht so viel Malzbier.“
    Kelsey wählte sorgfältig einen türkisfarbenen Wachsmalstift aus ihrem Kasten. „Und wenn ich Durst habe?“
    „Wasser ist dafür bekannt, den Durst zu löschen.“
    Jess stand auf. Rob erwiderte ihren Blick, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Er war ihr so nah, dass er sich nur ein Stückchen nach vorn beugen musste, um sie in die Arme zu schließen. Und wenn sie ihm ihr Gesicht entgegenhob …
    Er wollte sie küssen, das schloss Jess aus der Art, wie er ihren Mund betrachtete. Sie erkannte das Verlangen in seinem Blick.
    Aber das war verrückt. Sie waren umgeben von einer Menschenmenge, einschließlich ihrer sechsjährigen Tochter.
    Jess wollte ihn auch küssen, doch stattdessen berührte sie seinen Arm und ließ ihre Hand hinunter zu seiner gleiten. Die Berührung war erschreckend intim, denn er verschlang seine Finger mit ihren.
    Es war wirklich verrückt. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, legte er ihr die Hand an die Wange. Jess stellte sich auf die Zehenspitzen und bot ihm den Mund dar.
    Ihre Lippen trafen sich, eine federleichte, zarte Liebkosung. Sein Mund war warm und wundervoll. Jess wollte mehr.
    Doch sie löste sich von ihm, erschüttert von der Intensität ihrer Begierde. Er atmete ebenfalls heftig ein und aus.
    „Wow“, flüsterte sie. „Kannst du diesen Gedanken noch ungefähr …“, sie sah auf die Uhr, „… vier Stunden festhalten?“
    Rob schien sie gar nicht zu hören. „Ich bin verloren“, murmelte er und schüttelte langsam den Kopf. „Du liebe Zeit, ich bin absolut verloren.“
    Jess schaute zu Kelsey, die sich größte Mühe gab, so zu tun, als sei sie noch in ihr Malbuch vertieft. Der Kuss war ihr also offenbar nicht entgangen.
    Dieser Kuss … Rob hatte sie geküsst. Ein ungeahntes Glücksgefühl erfasste sie. Sie konnte sich mit Rob und Kelsey in ihrer Küche sehen, wie sie gemeinsam das Abendessen zubereiteten. Das Frühstück. Sie konnte sich vorstellen, wie sie Ausflüge zum Strand unternahmen und in klaren Nächten zu den Sternen hinaufschauten. Sie malte sich eine Zukunft voller Lachen und Lieder aus.
    „Ich bin verloren“, flüsterte er erneut.
    Ich nicht, dachte Jess. Ich wurde gefunden.
    Rob war verwirrt.
    Das war ein eigenartiges Gefühl.
    Er hatte so lange genau gewusst, was er brauchte und was er tun musste, um es zu bekommen.
    Das wusste er noch immer. Doch nie zuvor war die Versuchung, etwas anderes zu tun, so groß gewesen.
    Rob betrachtete Kelsey, die in ihr Malbuch vertieft war. Sie war Teil der Versuchung, denn er konnte sich sehr gut vorstellen, Vater zu sein. Vater, Ehemann, Liebhaber, Freund. Seelenverwandter. Er könnte normal sein, eine gesunde Familie haben, Brüderchen und Schwesterchen für dieses kleine Mädchen zeugen. Er könnte Babys machen mit dieser lebhaften, wunderschönen, atemberaubend aufregenden Mutter.
    Jess.
    Anmutig stieg sie auf die kleine Bühne. Sie nahm ihre Gitarre, setzte sich auf einen Hocker und schlug die langen schlanken Beine übereinander, während sie das Mikrofon in die richtige Position brachte.
    Sie schaute über die Menge hinweg zu Rob und lächelte.
    Die reinste Verlockung, schoss es ihm durch den Kopf. Sie war anders als alle Frauen, die er je kennengelernt hatte - mit Ausnahme seiner Mutter vielleicht. Aber die war nur ein Schatten, eine flüchtige, geisterhafte Erinnerung an seine frühe Kindheit.
    Jess hingegen war real.
    Sie bestand aus Fleisch und Blut.
    Blut.
    Sein Magen schmerzte, und er versuchte, nicht mehr zu denken und zu fühlen.
    Er beobachtete, wie sie dem Barkeeper zunickte und der Mann daraufhin die Musik aus der Anlage langsam ausblendete. Leise begann Jess zu spielen, wiederholte die Einleitung zweimal, um sich aufzuwärmen.
    Dann begann sie leise zu singen. Trotz des

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