Riskante Versuchung
ein weiteres Scheinwerferpaar aufleuchten und hörte Reifen quietschen, als er losfuhr.
Dann war er weg. Einfach so.
Er hatte das nicht geplant, auf einmal allerdings war das Verlangen so übermächtig, dass er es tun musste.
Diese Gegend war ihm nicht vertraut. Das war schlecht. Doch die Fahrt zurück in sein Wohngebiet würde mindestens eine halbe Stunde dauern, und es war nicht garantiert, dort Befriedigung zu finden.
Wichtiger war jedoch, dass er nicht so lange warten konnte. Er brannte bereits.
Plötzlich kannte er die Lösung und fuhr auf den Parkplatz vor einem der Hochhäuser mit Eigentumswohnungen, die direkt am Crescent Beach standen. Es war riskant, der Wagen konnte abgeschleppt werden. Aber es musste getan werden.
Der Strand war dunkel, und vom Meer näherte sich dichter Nebel. Manche der Hochhäuser hatten starke Flutlichter, die einen Teil des Strandes beleuchteten, die meisten aber hatten keine.
Die Dunkelheit, der Nebel und die späte Stunde hielten einige unerschrockene Paare nicht davon ab, Hand in Hand am Wasser entlangzuschlendern. Hin und wieder kam eine Gruppe feiernder Teenager vorbei, doch im Großen und Ganzen war der Strand leer.
Leer und sehr, sehr dunkel.
Der pudrige Sand drang in einen seiner Schuhe. Als er sich auf einen hölzernen Liegestuhl setzte, um zu warten, leerte er den Schuh aus.
Es dauerte nicht lange, bis er sie entdeckt hatte.
Sie ging allein, gekleidet in eine Windjacke, die Haare mit einem Tuch zusammengebunden.
Sie war nicht so jung, wie sie sein sollte, und er konnte nicht einmal ihre Haarfarbe ausmachen. So gut und vollkommen würde es nicht werden.
Aber es musste getan werden.
Er klappte sein Messer auf.
Als Jess in die Auffahrt einbog, stand Robs Wagen noch nicht da.
Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er schon zurück war und auf sie wartete. Trotzdem war sie ein wenig enttäuscht.
Und gekränkt. Von ihrer Verwirrung ganz zu schweigen.
Was war da vorhin eigentlich zwischen ihr und ihm passiert? War ihr da etwas Entscheidendes entgangen? Hatte sie irgendeine seiner Äußerungen falsch verstanden?
Erst küsste er sie, als gäbe es in seinem Leben nur dieses eine Ziel, mit ihr zu schlafen. Und dann rannte er praktisch vor ihr weg, als hätte sie die Pest, und bat sie um Entschuldigung.
Die ganze Sache war sehr merkwürdig gewesen.
Ich kann dich nicht küssen, hatte er gesagt - unmittelbar bevor er sie dann doch geküsst hatte.
Und was für ein Kuss das gewesen war! So war sie noch nie geküsst worden - so leidenschaftlich und wild, als wäre sie die einzige Frau auf der Welt, die er wollte.
Nur dass er sie nicht wirklich wollte.
Jess hatte ihn eingeladen, mit zu ihr zu kommen und mit ihr zu schlafen. Na schön, nicht mit genau diesen Worten, doch ihre Absicht war eindeutig gewesen. Sie war bereit gewesen, sich ihm vollkommen hinzugeben.
Aber er war weggelaufen.
Rob hatte sie zurückgewiesen.
Nicht weinen, befahl sie sich streng und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen stiegen. Es war nicht das Ende der Welt, auch wenn es sich gerade so anfühlte.
Was war nur los mit ihr? Warum fühlte sie sich stets zu Männern hingezogen, die sie verletzten?
Kelsey rührte sich auf dem Rücksitz und setzte sich verschlafen auf. „Sind wir zu Hause?“
Hastig wischte Jess sich über das Gesicht. „Ja, sind wir.“
„Wo ist Rob?“, wollte Kelsey wissen, jetzt schon wacher. „Mussten wir ihn nicht mitnehmen? Wo ist er hin?“
Jess drückte den Knopf der Fernbedienung, und das Garagentor glitt nach oben. Sie warf ihrer Tochter im Rückspiegel einen Blick zu, während sie in die Garage fuhr. Trotz der Dunkelheit sah sie die besorgte Miene ihrer Tochter.
„Rob hat Ian seinen Wagen geliehen“, erklärte sie. „Ian hat ihn zurückgebracht, deshalb ist Rob selbst nach Hause gefahren.“
Kelsey schien weder zuzuhören noch zu verstehen, was ihre Mutter sagte. „War es Ians Schuld?“, fragte sie auf einmal und wirkte dabei angespannt. „Hat er Rob vertrieben?“
„Was?“ Jess schaltete die Innenbeleuchtung ein und drehte sich zu ihrer Tochter um.
Kelsey senkte den Blick auf ihre Hände, die sie im Schoß knetete.
„Kel, ich habe nicht verstanden, was du wegen Ian gefragt hast“, sagte Jess. „Du musst es mir erklären, ja?“
Mit Tränen in den Augen schaute Kelsey auf. „Als wir im Pelican Club waren, sahst du so glücklich aus. Ich habe gesehen, wie du und Rob euch geküsst habt. Während du auf der Bühne
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