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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brockmann
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Schule war, würde er sie auf die Arme heben und ins Schlafzimmer tragen, um sie den ganzen Vormittag zu lieben.
    Er war ein Narr.
    Rob schaute ihr hinterher, als sie zurück in ihr Haus ging.
    Zeit, Abstand, Distanz.
    Zwei Wochen in Orlando schienen nicht annähernd lang genug und weit genug weg zu sein, um das Feuer zu löschen, das jedes Mal in ihm aufloderte, wenn er nur an Jess dachte.
    Er kannte nur einen Weg, um es zu ersticken, und zwar ein für alle Mal.
    „Mommy!“ Kelsey kam aus der Küchentür gerannt und schrie aus voller Kehle.
    „Ich bin hier, Kel“, sagte Jess nachsichtig. „Du musst also nicht so brüllen.“
    „Es ist heiß drinnen“, erklärte Kelsey und folgte ihr wieder hinein. „Ich kann die Klimaanlage nicht einschalten.“
    Jess fluchte im Stillen und stellte ihre Gitarre auf den Küchenfußboden. Es war tatsächlich heiß drinnen, doch sie ließ sich nichts anmerken. Kelsey folgte ihr den Flur hinunter zum Thermostat für die zentrale Klimaanlage.
    Jess versuchte alles Mögliche, konnte die Anlage aber nicht in Gang bringen. Sie gab keinen Mucks mehr von sich. Irgendwann während ihrer nachmittäglichen Klavier- und Gitarrenstunde musste die alte Klimaanlage ihren Geist aufgegeben haben.
    Kelseys Miene drückte Besorgnis aus. Das Mädchen wusste mehr über ihre finanzielle Situation, als eine Sechsjährige sollte. Auf jeden Fall war ihr klar, dass Jess kein Geld für eine solch große Reparatur hatte.
    Irgendwie brachte Jess trotzdem ein Lächeln für ihre Tochter zustande. „Hilf mir mal, sämtliche Fenster zu öffnen“, sagte sie.
    Die Außenluft war nicht viel kühler, doch mithilfe des Deckenventilators bekam man wenigstens das Gefühl, dass die Luft zirkulierte.
    „Rufst du den Handwerker an?“, wollte Kelsey wissen und biss sich dabei auf die Unterlippe.
    Es würde allein schon fünfundsechzig Dollar kosten, dass der Handwerker herkam. Bevor sie den anrief, wollte Jess ganz sichergehen, dass sie das Ding nicht selbst reparieren konnte.
    „Vielleicht später“, antwortete sie daher. „Lauf doch mal schnell zu Carlos‘ Haus und frag ihn, ob er noch ein paar Minuten vor dem Abendessen spielen darf.“ Wenn sie Kelsey nicht aus dem Haus bekam, würde das Mädchen ihr auf Schritt und Tritt folgen und sich immer mehr Sorgen machen.
    Kelsey zögerte, so gern sie wahrscheinlich mit ihrem Freund gespielt hätte. „Wirst du versuchen, die Anlage heil zu machen?“, fragte sie. „Ich könnte dir helfen.“
    Jess umarmte ihre kleine Tochter. „Ich kümmere mich schon darum. Mach dir keine Sorgen, ja?“
    Sichtlich nicht überzeugt, ging Kelsey nach draußen. Jess sah ihr von der Veranda aus hinterher, bis ihre Tochter Carlos‘ Garten erreicht hatte. Dann holte sie einen sauberen Filter aus der Garage. Mit dem Taschenmesser, das sie in ihrer riesigen Handtasche aufbewahrte, und dem Filter bewaffnet, machte sie sich auf die Suche nach dem Schlüssel zu Robs Wohnung, denn dort befand sich der Filterkasten.
    Ganz die höfliche Vermieterin, klopfte sie laut, obwohl sie wusste, dass er sich in Orlando aufhielt. Da niemand antwortete, schloss sie die Tür auf.
    In der Wohnung war es dunkel und still. Und tadellos sauber.
    Es war das erste Mal seit Robs Einzug, dass sie das Apartment betrat. Mit Ausnahme des Fitnessgerätes in der einen Ecke sah das schlicht möblierte Wohnzimmer kaum anders aus als nach dem Auszug des letzten Mieters.
    Das war schon eigenartig. Rob hatte keinen Nippes ausgepackt, keine Bilder aufgehängt, und auf dem Couchtisch lagen weder Zeitschriften noch Bücher. Nirgends gab es Staub, und der Teppichboden sah aus, als sei er erst kürzlich gründlich gesaugt worden.
    Genauso steril war die Küche. Die Arbeitsflächen waren sauber gewischt, der war Ofen fleckenlos. Das Spülbecken war vor Kurzem geputzt worden, und an dem Halter neben dem Kühlschrank hing ordentlich ein kleines weißes Geschirrhandtuch. Es gab nichts Persönliches, keine schrulligen Kühlschrankmagneten, keinen Kalender an der Wand, keine Lebensmittel auf dem Küchentresen.
    Jess öffnete die Schränke. Auch darin befanden sich keine Lebensmittel. Der Kühlschrank enthielt einen Sechserpack Mineralwasser, ein Glas Erdnussbutter, Senf, Mayonnaise und Salatdressing. Das war alles.
    Im Tiefkühler lag lediglich ein großer Plastikbehälter. Neugierig nahm Jess ihn heraus und hob eine Ecke des Deckels an. Vor Schreck hätte sie den Behälter beinah zu Boden fallen lassen, denn er war bis obenhin voll

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