Riskante Versuchung
muss er gestoppt werden. Er will gestoppt werden.“
Jess holte tief Luft und sah zu Elliot. Er beobachtete sie ruhig und saß absolut regungslos da - wie ein kraftvolles Raubtier, das zum Sprung auf sein Opfer bereit war.
„Er hat gesagt, ich erinnere ihn an sie“, gestand Jess. „Dass ich meine Haare so ähnlich trage wie sie. Aber er meinte, es sei mehr als nur mein Aussehen - es sei die Art, wie ich mit Kelsey umgehe, die Liebe, die ich meiner Tochter gebe.“
Dr. Haverstein hatte aufgehört zu schreiben und sah nun Parker Elliot an.
Endlich bewegte er sich, indem er den Kopf zu Selma drehte und nickte. „Bingo“, sagte er.
13. KAPITEL
„Was?“, fragte Jess und sah vom FBI-Agenten zu der Psychologin. „Bingo … was? Nur weil ich Rob an seine Mutter erinnere, halten Sie ihn für einen Killer?“
Dr. Haverstein richtete ihre freundlichen Augen wieder auf Jess. „Ein paar Fragen noch, dann werde ich es Ihnen erklären. Erzählen Sie mir etwas über Ihr Verhältnis zu Rob.“
Nervös rutschte Jess im Sessel hin und her. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Da gibt es nichts zu erzählen.“
„Sie haben doch gerade erwähnt, dass Sie ihn an seine Mutter erinnern, die er sehr geliebt hat. Liebt Rob Sie?“ Dr. Haverstein sprach leise, beruhigend auf Jess ein.
„Ich begreife nicht, was das zu tun hat mit …“
„Oh, es hat sehr wohl damit zu tun“, unterbrach die Psychologin sie. „Wenn Rob beschlossen hat, Sie seien ein passender Ersatz für seine Mutter …“
„Ach kommen Sie.“ Jess winkte mehr als skeptisch ab.
Elliot räusperte sich. „Dr. Haverstein hat drei verschiedene Doktortitel erworben“, informierte er sie. „Ihre gesamten Studien konzentrierten sich auf Serienmörder - wer sie sind, wie sie zu dem wurden, was sie sind, wie sie sich verhalten. Vielleicht sollten Sie langsam anfangen, auf das zu hören, was sie sagt, Miss Baxter, statt es rundheraus abzulehnen, nur weil es nicht in Ihr Wunschbild von der Welt passt.“
Selma stieß einen missbilligenden Laut aus. „Ich habe doch gesagt, der Zucker würde dich gereizt machen, Parker. Warum gehst du nicht, statt die ganze Zeit so finster dreinzublicken?“
„Ich blicke nicht finster drein, Selma.“
„Vielleicht nicht äußerlich“, konterte Dr. Haverstein mit einem süßlichen Lächeln. „Aber innerlich kochst du. Also los, verschwinde. Raus mit dir.“
Parker Elliot stand auf, ohne den Blick von Jess abzuwenden. Er klappte sein Notizbuch auf, schrieb etwas hinein und riss die Seite heraus. Dann faltete er sie zusammen und gab sie Selma Haverstein. „Wir sehen uns im Büro.“ Erneut wandte er sich an Jess. „Danke für Ihre Kooperation, Miss Baxter. Ich möchte noch einmal unterstreichen, wie wichtig es ist, dass Sie die Informationen für sich behalten. Erzählen Sie niemandem, dass Sie mit uns gesprochen haben. Schon gar nicht Carpenter. Haben Sie verstanden?“
Was sollte sie Rob nicht erzählen? Dass er als Hauptverdächtiger bei den Ermittlungen in der Mordserie des Sarasota-Killers galt?
„Ich bin sicher, sie versteht es, Parker“, erklärte Selma. „Und jetzt auf Wiedersehen, mein Lieber.“
Sie wartete, bis der FBI-Agent zur Tür hinaus war und diese fest hinter sich geschlossen hatte. Dann las sie Elliots Notiz, faltete den Zettel wieder zusammen und legte ihn in ihre Akte.
„Also. Rob liebt Sie“, sagte sie zu Jess.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Das war auch nicht nötig. Sie müssen mir auch nicht erst sagen, dass Sie ihn lieben. Das merke ich an der Art, wie Sie dasitzen und reagieren, sobald sein Name erwähnt wird. Und ich kann es noch an einem Dutzend anderer kleiner Dinge ablesen. Doch worüber wir uns unterhalten müssen, Kindchen, ist Sex.“
Jess stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. „Das ist unglaublich. Muss ich Ihre Fragen eigentlich beantworten? Darf ich Sie nicht auffordern, mein Haus zu verlassen?“
„Nun“, meinte Selma gedehnt. „Ich nehme an, Sie könnten jede weitere Kooperation verweigern. Dann würde Parker Sie vorladen lassen und Ihnen dieselben Fragen im Gerichtssaal vor vielen Leuten stellen. Glauben Sie mir, es ist für uns beide so leichter.“
„Aber wenn ich hier auf diese Fragen antworte, erzeugt das in mir die Illusion eines vertraulichen Gesprächs“, argumentierte Jess. „Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass jedes Wort von mir in einem Bericht auftauchen wird, den Dutzende, ja wahrscheinlich Hunderte von Leuten lesen
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