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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brockmann
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deutlich - nämlich das eines Schlüssels, der in das Schloss der Eingangstür unten am Fuß der Treppe geschoben wurde.
    „Verdammter Mist, das ist Ian“, flüsterte Jess. „Was machen wir jetzt?“
    „Wir verstecken uns.“ Rob zog sie rasch in das Zimmer hinter der dritten Tür - die in Ians Schlafzimmer führte.
    Es hätte eigentlich nicht schlimmer aussehen können als in der Küche und dem Wohnzimmer - leider tat es das aber.
    Die Jalousien waren heruntergezogen, deshalb war es ganz dunkel darin. Es roch feucht, wie in einer Tierhöhle. Rob betätigte den Schalter neben der Tür, und eine nackte Glühbirne an der Decke erhellte den Raum. Überall lagen Berge von Kleidungsstücken herum, nur im Kleiderschrank befanden sich keine - der war leer. Die Kommodenschubladen hingen schief heraus und waren mit Sachen vollgestopft. Pizzakartons und Bierdosen lagen auf dem Fußboden herum, und auf dem Nachttisch stand ein überquellender Aschenbecher.
    „Los, in den Schrank“, flüsterte Rob und schubste Jess in die Richtung. Sie hüpfte über einen Stapel Bücher und Zeitschriften und stieg in den Kleiderschrank. Rob schaltete das Licht aus und schaffte es irgendwie - lautlos und ohne über eines der Hindernisse zu stolpern - ebenfalls in den Schrank.
    Drinnen war es dunkel. Sehr dunkel. Es war außerdem eng. Rob hatte einen Arm um Jess gelegt und drängte sich an sie. Jess fühlte seinen Herzschlag. Und sie hörte das Geräusch von Metall auf Metall - Rob hatte sein tödlich aussehendes Messer gezückt und die Klinge herausschnellen lassen.
    „Was …“
    „Scht“, flüsterte er kaum hörbar.
    Dann hörte sie Ians Schritte die Treppe heraufkommen.
    Bieg nach rechts ab, betete Jess im Stillen. Bitte mach, dass er rechts abbiegt und seine Geige holt, um dann gleich wieder nach unten zu gehen und zu verschwinden.
    Doch Ian bog nach links ab - zu seinem Schlafzimmer.
    Mit einem Knarren, das Jess einen Schauer über den Rücken jagte, wurde die Schlafzimmertür geöffnet, und Ian kam herein. Er schaltete das Deckenlicht nicht ein, sondern die kleine Lampe auf dem Nachttisch. Mit einem leisen Knarren wurde die Tür geschlossen. Jess roch den Rauch von Ians Zigarette.
    Robs Arm lag jetzt fester um sie, und Jess sah Rob an. Sein Gesicht lag im Dunkeln, doch konnte sie erkennen, dass seine Miene angespannt war. Er schien angestrengt zu lauschen und hielt sein Messer, als wäre es die Verlängerung seiner rechten Hand. Mit zusammengekniffenen Augen und diesem zutiefst konzentrierten Gesichtsausdruck sah er aus, als sei er durchaus fähig, dieses Messer zu benutzen.
    Irgendetwas traf die Wand hinter dem Kleiderschrank, und es hörte sich an wie ein Schuss. Um ein Haar wäre Jess vor Schreck zusammengezuckt und hätte sie damit womöglich beide verraten. Rob drückte sie fester an sich, als ein zweiter Schlag die Wand traf. Jess begriff, dass Ian offenbar in einem Anflug von Ordnungssinn seine Schuhe ausgezogen und Richtung Schrank geworfen hatte.
    So schnell Ian aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder. Er ließ das Licht brennen, doch Jess hörte die Tür auf- und wieder zugehen. Ein Moment der Stille folgte, dann waren seine Schritte auf der Treppe zu hören. Ein Vibrieren ging durch die Wohnung, als unten die Eingangstür zugeworfen wurde.
    Erst da bewegte Rob sich wieder.
    Mit einem leise zischenden Laut fuhr die Messerklinge zurück in den Griff, und mit einer geschmeidigen Bewegung steckte Rob die Waffe zurück ins Holster. Dann drückte er Jess fest an sich.
    „Lass uns von hier verschwinden“, flüsterte sie. „Es war ein Fehler, hierherzukommen.“
    Rob atmete aus, und es klang, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten. „Ja“, stimmte er ihr zu.
    Jess stieg aus dem Schrank und über die Müllhaufen auf dem Fußboden.
    Auf Ians Wasserbett herrschte ein Durcheinander aus vor Schmutz starren Decken und fleckigen Kopfkissen und …
    Jess schaute genauer hin. Da lag eine gefährlich scharf aussehende Schere geöffnet auf dem Bett. Eine rasiermesserscharfe Schere auf einem Wasserbett … Außerdem lag da noch ein Packen frisch entwickelter Fotos. Fotos von ihr. Jess nahm sie und blätterte den Stapel schnell durch. Die Bilder waren erst vor Kurzem aufgenommen worden und zeigten Jess auf der Bühne oder mit Kelsey im Garten. Es gab sogar ein Foto von ihr beim Autofahren.
    Ian hatte die Schere benutzt, um mehrere Fotos zu zerschneiden. Er hatte sorgfältig die Hintergründe der Bilder

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