Riskante Versuchung
willst ein solches Leben nicht führen.“
Jess umklammerte das Geschirrhandtuch so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Wie soll ich das wissen, wenn du mir nicht verrätst, wie dieses Leben aussieht? Was gibt dir eigentlich das Recht, diese Entscheidung für mich zu treffen?“
„Jess, du musst mir vertrauen …“
„Warum sollte ich? Schließlich scheinst du mir auch nicht genug zu vertrauen, um mir zu erzählen, wovor du davonläufst!“
Im Badezimmer hörten sie Kelsey jammern.
Jess rannte los und stieß die Badezimmertür auf. Rob war dicht hinter ihr.
„Was ist denn los?“ Jess suchte ihre Tochter rasch nach gebrochenen Knochen, Blut oder Beulen ab.
Aber Kelsey saß unverletzt in der Wanne. Tränen strömten ihr übers Gesicht. „Ich habe meinen Malblock und meine Stifte draußen bei der Schaukel liegen lassen“, rief sie, von heftigen Schluchzern geschüttelt. „Und heute Nacht soll es regnen!“
„Ich hole sie“, versprach Rob.
Jess wickelte ihre Tochter in ein großes Handtuch. Furcht legte sich wie eine eiskalte Hand um ihr Herz. Er würde gehen. Jetzt? In diesem Moment?
„Ich bin gleich wieder da“, sagte er, als könne er ihre Gedanken lesen, und gab ihr einen Kuss. „Versprochen.“
Rob schaltete das Verandalicht ein, das bis zum vorderen Teil des Gartens reichte, aber nicht bis zur Schaukel, wo Kelseys Malsachen lagen. Dann ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Der Garten war dunkel, doch auf der Straße vor dem Haus war Licht und Bewegung.
Autos. Drei oder vier fuhren vorbei. Und dann bog ein Streifenwagen in die Straße ein.
Rob erstarrte. Seine Zeit lief ab.
Er sah zu den hell erleuchteten Fenstern in Jess‘ Haus, und ihm wurde klar, dass er sie angelogen hatte. Er würde nicht mehr zurückkommen. Er würde sein Versprechen brechen.
Er sah ihre schlanke Silhouette, die sich hinter der Jalousie in Kelseys Zimmer bewegte.
Er hatte sich nicht einmal verabschiedet.
Schnell drehte er sich um und verschwand in dem dunklen Wald, der an den Garten grenzte.
Jess hatte Kelsey gerade trocken gerubbelt und ihr ein übergroßes T-Shirt angezogen, als ein lautes Klopfen an der Küchentür sie beide erschreckte.
„Rob muss sich aus Versehen ausgesperrt haben“, sagte Jess und lief in die Küche, um die Tür zu öffnen. „Was ist passiert …“
Draußen stand Elliot Parker, in Begleitung einiger anderer Männer in dunklen Anzügen und uniformierter Polizisten.
„Guten Abend, Miss Baxter“, sagte Elliot. „Verzeihen Sie bitte, dass wir Sie um diese Zeit stören müssen.“
„Ist das der Haupteingang zu Robert Carpenters Apartment?“, erkundigte sich einer der Polizisten und deutete auf Robs Tür.
„Ja“, bestätigte Jess. „Und es ist der einzige Eingang.“ Sie wandte sich wieder an Elliot. „Was ist denn los?“
„Ich habe hier einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung“, informierte Elliot sie und überreichte ihr das Papier.
Jess starrte darauf, war jedoch zu durcheinander, um es zu lesen.
„Ich habe außerdem einen Haftbefehl gegen Robert Carpenter“, setzte Parker Elliot hinzu. „Ist er da?“
Ein Haftbefehl gegen Rob? Das musste ein Irrtum sein. Rob war nicht der Killer. Ian war es.
Jess fühlte, wie Kelsey sich an ihr Bein schmiegte. „Geh in dein Zimmer, Kel“, wies sie ihre Tochter an. „Und bleib dort, ja?“
Kelsey sah sie mit großen Augen an, dann rannte sie den Flur entlang, zurück zu ihrem Zimmer.
„Haben Sie einen Schlüssel für diese Tür, Ma‘am?“ Der Polizist zeigte auf Robs Tür. „Oder sollen wir das Schloss aufbrechen?“
„Rob ist nicht da“, erklärte Jess. „Ich werde Ihnen den Schlüssel geben, dann können Sie sich selbst davon überzeugen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er sich nicht in seiner Wohnung aufhält.“
Sie ging in die Küche, um den Schlüssel vom Bord zu nehmen. Zwei FBI-Agenten folgten ihr mit gezogenen Waffen.
„Bleiben Sie auf der Stelle stehen!“, rief sie, und die beiden rührten sich keinen Schritt weiter. „Elliot, haben Sie das Kommando hier?“
Parker Elliot betrat die Küche. „Ja, Ma‘am.“
„Meine sechsjährige Tochter ist in ihrem Zimmer“, erklärte Jess. „Ich habe Ihnen gesagt, dass Rob nicht in seiner Wohnung ist. Und ich dulde keine Waffen in meinem Haus, während meine Tochter und ich anwesend sind. Ist das klar?“
„Ja, Ma‘am.“ Elliot nickte.
„Gut“, fuhr Jess ihn an. „Hier ist der Schlüssel zu Robs
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