Riskante Versuchung
erklärte sie. „Sein richtiger Name ist Parker Elliot, und er ist ein verdeckt ermittelnder FBI-Agent.“
„Um Himmels willen“, entfuhr es Rob. Wenn das FBI einen Grund gehabt hätte, gegen ihn zu ermitteln, wussten sie vielleicht längst, wer er war und was er getan hatte …
„Parker Elliot sprach mich vor einer Weile an“, berichtete sie, „weil er glaubte, ich hätte möglicherweise irgendeine Verbindung zu dem Serienmörder.“
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Robs Stimme klang rau und angespannt, doch Jess schien es nicht zu bemerken.
„Du wirst es nicht glauben“, meinte Jess langsam und wirkte dabei ein wenig verlegen.
Ihr unsicheres Lächeln weckte in Rob den Verdacht, dass das, was sie ihm gleich sagen würde, ganz und gar nicht gut war.
Jess fuhr fort: „Das FBI - Parker Elliot - betrachtet dich als ihren Hauptverdächtigen.“
Hauptverdächtiger.
Rob fühlte sich benommen von ihren Worten.
Es war vorbei.
Er musste die Stadt verlassen, und zwar sofort.
Aber wie konnte er gerade jetzt Jess verlassen? Ian war irgendwo dort draußen unterwegs und hatte es auf Jess abgesehen. Nein, Rob konnte sie jetzt nicht alleinlassen. Zumindest nicht bis zum folgenden Tag, wenn man Ian verhören würde und die FBI-Psychologen die bizarre Collage in seinem Schlafzimmer unter die Lupe nahmen.
In dieser Nacht musste er bei Jess bleiben - selbst wenn er damit das Risiko einging, gefasst zu werden.
Während des ganzen Abendessens blieb Rob angespannt und still.
Als er und Jess das Geschirr in der Küche abwuschen, plapperte Kelsey von ihrem Bild, das sie am Nachmittag mit Fingerfarben bei Doris gemalt hatte, und von dem Mädchen in der Straße, das gerade einen kleinen Bruder bekommen hatte.
„Ich hätte auch gern einen kleinen Bruder“, sagte Kelsey.
Jess bemerkte, wie Rob ihre Tochter traurig ansah.
„Ja, das wäre schön für dich, Käfer“, sagte er sanft, setzte sich an den Küchentisch und holte tief Luft. „Komm mal für einen Moment her“, forderte er Kelsey auf. „Setz dich hierher.“
Jess beobachtete, wie ihre Tochter sich ihm gegenübersetzte. Und sie erkannte die Hoffnung in den Augen des Kindes. O Rob, dachte sie, sei bitte behutsam …
„Ich muss fortgehen“, erklärte er. „In zwei Tagen muss ich weg. Vielleicht schon morgen.“
Morgen? Jess drehte sich wieder zur Spüle um, aus Furcht, Rob könnte in ihrem Gesicht lesen, was sie in diesen Sekunden empfand.
Kelsey schwieg einen Moment. „Warum?“, fragte sie schließlich.
„Na ja“, antwortete er zögernd. „Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Der wichtigste ist mein Job. Ich werde in eine andere Stadt ziehen müssen.“
Die Augen des kleinen Mädchens füllten sich mit Tränen. „Ich dachte, du hast uns lieb“, sagte sie leise.
Rob nahm ihre Hand. „Das habe ich auch, Käfer. Ich habe dich schrecklich lieb.“ Er sah zu Jess und musste schlucken. „Euch beide.“
Kelsey zog ihre Hand zurück. „Aber du hast uns nicht lieb genug, um hier einen Job zu haben.“
Rob schwieg, er konnte darauf nichts erwidern.
„In welche andere Stadt denn?“, wollte Kelsey wissen.
„Ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht nach Phoenix oder Dallas. Vielleicht auch nach Seattle. Ich weiß es einfach noch nicht.“
Das Kind nickte hoffnungsvoll. „Wir können doch mitkommen.“
Rob sah erneut zu Jess. Sie schwieg. Aus Sarasota wegzuziehen war seine Entscheidung, also würde auch er es Kelsey erklären müssen.
„Nein, Käfer, das geht leider nicht“, sagte er.
Eine ganze Weile schwieg Kelsey und bewegte sich nicht.
„Es tut mir wirklich leid“, fuhr Rob fort, während sie ihn ansah.
„Nein, tut es nicht“, widersprach sie plötzlich heftig. „Du bist genau wie Ian.“
Sie stand auf und rannte aus dem Zimmer.
Rob schloss für einen Moment die Augen. „Autsch.“
„Es ist nicht das erste Mal, dass sie verlassen wird“, erinnerte Jess ihn.
„Wow, ihr versteht es wirklich alle beide, Salz in die Wunde zu streuen.“
Jess sagte nichts mehr. Sie hatte sich geschworen, dass sie ihn nicht anflehen würde, bei ihnen zu bleiben.
Schweigend sahen sie einander an. In der kleinen Küche schien ihr Unglück greifbar zu sein. Mit jeder Sekunde schien es schwerer und schwerer auf Jess zu lasten.
Aus dem Badezimmer war das Rauschen von Wasser zu hören, als Kelsey sich ein Bad einließ.
„Warum können wir nicht mitkommen?“, fragte Jess leise.
Rob fuhr sich durch die Haare. „Du
Weitere Kostenlose Bücher