Riskante Versuchung
treffen“, sagte sie besorgt. „Es befinden sich ungefähr zwanzig Agenten in deiner Wohnung und um das Haus herum. So froh ich auch bin, dich zu sehen, scheint es mir doch ziemlich verrückt zu sein, dass du dich momentan hier aufhältst.“
Rob brachte ein angespanntes Lächeln zustande. „Tja, hier bin ich vermutlich sicherer als sonst irgendwo in der Stadt. Dein Haus haben sie schon durchsucht, und ich wusste, dass sie deinen Wagen nicht überprüfen würden, wenn du damit ankommst. Schließlich wäre ich verrückt, hierher zurückzukommen, nicht wahr?“
Allerdings, dachte sie.
„Pass auf, ich kann mich selbst versorgen“, sagte er. „Je weniger du mir hilfst, umso besser. Stell deine Lebensmittel in den Kühlschrank. Wir dürfen nichts tun, was irgendwie verdächtig wirkt. Und einen riesigen Topf Eiscreme zu kaufen, um ihn anschließend im Kofferraum deines Wagens schmelzen zu lassen, wirkt definitiv verdächtig.“
Unsicher stand Jess auf. „Ich finde immer noch, du solltest dich stellen.“ Ihre Stimme klang fest. „Schließlich hat man auf dich geschossen. Du hättest sterben können!“
„Nein“, erwiderte er ruhig, aber bestimmt.
Entmutigt wandte Jess sich ab.
„Du musst mir etwas versprechen.“
Sie hielt inne und drehte sich noch einmal zu ihm um. Die Schmerzen waren ihm weiterhin anzusehen.
„Versprich mir, dass du, falls man mich hier findet, aussagen wirst, du hättest mich nur deshalb versteckt, weil ich dich bedroht habe. Sag ihnen, ich hätte dir damit gedroht, Kelsey etwas anzutun. Dann können Sie dich nicht wegen Beihilfe ins Gefängnis sperren.“
Regungslos stand Jess da und schwieg.
„Bitte“, drängte er sie sanft. „Ich habe dich nie um etwas gebeten …“
Er hatte sie nie um etwas gebeten? Verdammt, er hatte von ihr verlangt, dass sie ohne ihn lebte …
„Na schön“, gab sie nach. „Mach während meiner Abwesenheit nicht zu viel Lärm. Wenn du duschen willst, dann lieber jetzt, solange ich noch da bin. Sonst wird irgendein schlauer FBI-Agent sich fragen, wieso in einer leeren Wohnung das Wasser läuft.“
Rob nickte.
„Und belaste deinen Knöchel nicht“, fügte sie hinzu. „Ich werde dir ein Coolpack geben, bevor ich gehe. Du kannst dich in mein Bett legen - ich werde es aufschlagen. Versuch zu schlafen, du siehst aus, als könntest du das gut gebrauchen.“ Sie schaute erneut auf die Uhr. „Dir bleiben nur noch elf Minuten, um zu duschen, also beeil dich.“
Schnell ging sie zu ihm und gab ihm einen Kuss. „Denk wenigstens noch mal darüber nach, dich zu stellen.“
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
Jess betrachtete die vorbeiziehenden Straßen der Stadt aus Parker Elliots komfortablem Wagen heraus. Die Scheiben waren getönt und dämpften das grelle Sonnenlicht.
Sie sah zu dem FBI-Agenten hinüber, der sie wenige Minuten zuvor zu Hause abgeholt hatte. Er hatte beide Hände am Steuer und strahlte ein Höchstmaß an Selbstbewusstsein und Effizienz aus. Er war makellos gekleidet, sorgsam frisiert, und seine Augen waren hinter einer dunklen Pilotenbrille verborgen.
Jess versuchte ihn sich zu Hause mit Frau und Familie vorzustellen, doch das gelang ihr einfach nicht. „Sind Sie verheiratet, Mr Elliot?“
Er warf ihr einen Blick zu - lang, kühl, abschätzend. Jess widerstand dem Impuls, nervös an ihrer Shorts zu zupfen. „Nein“, antwortete er.
Was sie sich hingegen gut vorstellen konnte, war, dass man ihn am Ende des Tages wie einen Roboter in den Schrank schob und morgens wieder herausrollte.
„Haben Sie Kinder?“
Erneut sah Elliot sie an. „Ich sagte doch gerade, dass ich nicht verheiratet bin.“
„Na ja, ich bin auch nicht verheiratet und habe eine Tochter.“
„Nein, keine Kinder“, antwortete er knapp.
„Wohnen Sie in Virginia?“
„Ja.“
„In der Stadt oder auf dem Land?“
„In einem Vorort. Warum die Fragen?“
„Ich fühle mich ein bisschen im Nachteil, weil ich keine Akte über Sie lesen konnte, so wie Sie über mich“, erklärte Jess. „Was ist Ihre Lieblingsfarbe?“
„Ich habe keine.“
„Das passt. Wo sind Sie aufgewachsen?“
„Connecticut. Was meinen Sie mit ‚Das passt‘?“
„Ein Mann mit Ihrem Modegeschmack interessiert sich nicht für Farben.“
„Momentan gibt es nur eine einzige Sache, die mich interessiert“, sagte Elliot und blinkte, um auf den Parkplatz vor einem der hohen Bürogebäude in Sarasota einzubiegen.
„Rob zu fassen“,
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