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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brockmann
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Dr. Haverstein ihr gegeben hatte. Darin war das Profil des Serienkillers beschrieben.
    Zögernd las Jess.
    Punkt eins war ritualisiertes Verhalten. Nun, laut Selma war das Töten ein Teil des Rituals. Jede der getöteten Frauen trug eine dicke Schicht Make-up, und um ihre Knöchel war ein Seil gebunden. Was das zu bedeuten hatte, wusste nur der Mörder. Doch hier handelte es sich eindeutig um ein Ritual.
    Punkt zwei war die Vorspiegelung geistiger Gesundheit. Rob schien tatsächlich ganz normal zu sein, aber das traf auch auf jeden anderen zu, den sie kannte. Wie sollte man einen Serienkiller von allen anderen unterscheiden? Das war unmöglich. Oft genug kam man ihm erst auf die Spur, wenn es bereits zu spät war.
    Punkt drei war eine zwanghafte Persönlichkeit. Exzessive Sauberkeit wurde genannt. Jess musste unwillkürlich an den Unterschied zwischen Robs und ihrer Küche denken. Das ist nicht fair, dachte sie. Rob hatte schließlich keine sechsjährige Tochter. Trotzdem war er beinah penetrant ordentlich …
    Punkt vier war die Unfähigkeit, die Wahrheit zu sagen. Laut dieser Broschüre versuchten Serienmörder ihrer Umwelt die Informationen zu geben, die diese erwartete. Aber sie schienen auch nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können. Die Wahrheit war das, was sie für die Wahrheit ausgeben wollten.
    Na fabelhaft. Das hieß, wenn sie Rob einfach direkt fragte, ob er ein Serienkiller sei, würde er natürlich Nein sagen.
    Punkt fünf nannte die Neigung zu Selbstmord und Verfolgungswahn. Letzteres traf auf Rob zu, wenn man an die geheimnisvollen Leute dachte, die angeblich hinter ihm her waren, und an das im Tiefkühler versteckte Geld.
    Punkt sechs war Alkohol- und Drogenmissbrauch der Eltern.
    Punkt sieben war körperliche und seelische Misshandlung in der Kindheit. Mein Vater war ein Ungeheuer …
    Entsetzt ließ Jess die Broschüre sinken.
    Sie konnte sich noch gut an Robs Gesicht erinnern, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Seine Mundwinkel hatten sich erst ganz leicht, dann ein bisschen mehr gehoben, bis ein echtes Lächeln zu sehen gewesen war.
    Sie erinnerte sich an das leidenschaftliche Funkeln in seinen Augen, das Verlangen, die Liebe.
    Und doch sah sie auch den kalten Zorn darin.
    Aber es war ihr schier unmöglich, sich vorzustellen, wie er eine Frau vergewaltigte und ihr die Kehle durchschnitt.
    Es gelang ihr einfach nicht.
    Es musste irgendeine Art von Missverständnis vorliegen.
    Jess stand auf, suchte ein Münztelefon, schob eine Münze in den Schlitz und wählte die Nummer auf Selmas Karte.
    Als die Psychologin sich meldete, machte Jess sich nicht erst die Mühe, sich zu erkennen zu geben. „Ich glaube immer noch nicht, dass Rob es war“, erklärte sie.
    Selma seufzte. „Jess …“
    „Haben wir eine Abmachung oder nicht?“
    „Selbstverständlich …“
    „Dann besorgen Sie sich einen Durchsuchungsbeschluss und fahren Sie zu Ians Wohnung.“
    Selma seufzte erneut. „Na schön, aber …“
    „Ich muss Mr Elliot sprechen“, fuhr Jess ihr ins Wort. „Ich habe noch einige Fragen an ihn.“
    „Ich verbinde Sie.“
    Es folgte eine kurze Pause, dann meldete sich die Stimme des FBI-Agenten. „Elliot.“
    „Sie haben gesagt, in Robs Wohnung seien sechs Sätze Fingerabdrücke gefunden worden.“
    „Jess, bitte sagen Sie mir, wo Sie sind, dann komme ich und fahre Sie nach Hause.“ Seine Stimme klang seltsam sanft, doch konnte Jess es sich nicht erlauben, sich davon ablenken zu lassen.
    „Bitte beantworten Sie einfach meine Frage.“
    „Ja, das ist richtig, sechs Sätze.“
    „Wie können Sie sicher sein, dass die zu Rob gehören?“
    Elliot schwieg einen Moment. „Das können wir nicht“, räumte er schließlich ein. „Der eine Satz gehörte einem Kind. Wir vermuten, dass die von Ihrer Tochter stammen. Ein Satz Fingerabdrücke stammt von Ihnen.“ Er lachte kurz. „Das wird Ihnen nicht schmecken, aber wir haben Ihre Abdrücke von einem Glas in Ihrer Küche genommen.“
    „Ich hoffe nur, Sie haben die Absicht, das Glas wieder zurückzubringen“, entgegnete sie trocken.
    „Haben wir schon.“
    „Bleiben also noch vier Sätze Fingerabdrücke“, schloss sie. „Und einen davon weisen Sie dem Mörder zu.“
    „Ja. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Miss Baxter?“ Parker Elliot klang ungeduldig.
    „Sie können mich ruhig Jess nennen“, bot sie ihm an. „Vergessen Sie diesen Miss-Baxter-Quatsch.“
    Sie konnte förmlich sehen, wie er sich am anderen Ende

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