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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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in die Seite und vergaß nicht, mich im Laufen über ein wichtiges Detail in Kenntnis zu setzen. »›’s dauert fei, mir san heit nur zu zwoat. Wenn’s Eana pressiert, san’s hier foisch«, rief sie, dann war sie auch schon um die Ecke in den Nebenraum verschwunden.
    Ich sah fragend zu Rainer hinüber, der nur mit den Augen rollte und sich hinsetzte. Als er auf mein Hilfegesuch nicht reagierte, hakte ich nach.
    »Was wollte die Frau von mir?«, fragte ich.
    »Keine Sorge«, erwiderte er. »Es war kein Heiratsantrag.«
    Wir überlegten kurz, ob wir wieder gehen sollten, doch mein nach wie vor knurrender Magen votierte eindeutig dagegen. Die falsche Entscheidung, denn erst warteten wir eine gefühlte Stunde auf die Karte, und als wir endlich bestellen wollten, sagte die Bedienung, zum Glück nicht die Preisboxerin von vorhin, kurz angebunden: »Ich kann Ihnen nur noch Getränke und Schmalzbrot bringen, die Küche hat seit halb acht zu.«
    Ich sah sie an, als hätte sie gerade mein Todesurteil verlesen. »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst«, sagte ich und wollte gerade zu einer italienischen Schimpftirade ansetzen, die sich gewaschen hatte.
    Rainer, der die Gefahr erkannte und sie offenbar schon im Ansatz bannen wollte, sagte schnell: »Wir nehmen dann jeder zwei Schmalzbrote und dazu je ein Weißbier, danke.«
    Statt zu explodieren, brach ich in Tränen aus und schwor mir, nie wieder einen Fuß in die bayerischen Hausberge zu setzen. Und wenn die anderen noch so sehr davon schwärmten!
    Gegen Ende April, die Blasen an meinen Füßen waren inzwischen verheilt, und ich hatte die Ballerinas längst im Hausmüll entsorgt, selbstverständlich brav in der Restmülltonne, damit Frau Griesmayer auch ja nicht meckerte, kam Friedrich unerwartet in mein Zimmer. Er klopfte höflich und wartete tatsächlich, bis ich ihm die Tür öffnete, dennoch machte mich die unerwartete Kontaktaufnahme misstrauisch. Im Geiste ging ich sofort sämtliche Vergehen durch, derer ich mich in seinen Augen je schuldig gemacht hatte, aber mir wollte nichts einfallen, was eine Anklage gerechtfertigt hätte.
    Wider Erwarten hatte er jedoch keine Vorwürfe, sondern eine Bitte im Gepäck.
    »Ach, übrigens«, sagte er, als hätten wir uns gerade drei Stunden bestens unterhalten und er wollte nur noch kurz was anbringen, »bist du übermorgen früh um elf zu Hause?«
    »Ja, ich muss erst gegen eins an die Uni«, antwortete ich zögerlich. »Warum?«
    Die Skepsis schien mir förmlich aus den Augen zu sprühen, denn er sagte darauf: »Nichts Schlimmes, keine Sorge. Am Donnerstag kommt mein Bruder zu Besuch, und ich bin den ganzen Tag in der Uni. Könntest du ihn vielleicht reinlassen?«
    »Klar«, sagte ich und atmete erleichtert aus. »Ich kann ihm auch einen Kaffee kochen.« Wenn er netter ist als du, fügte ich in Gedanken hinzu, während ich mein schönstes Sonntagslächeln aufsetzte.
    Dankbar, dass die Angelegenheit so reibungslos vonstattengegangen war, stürmte Friedrich mit einem gemurmelten »Danke« aus meinem Zimmer, und kaum hatte ich mich wieder an den Schreibtisch gesetzt, hatte ich das Ganze auch schon vergessen.
    Meine Erinnerung setzte erst wieder ein, als ich zwei Tage später am späten Vormittag in der Dusche stand und das warme Wasser auf meinen Körper prasselte. Ich hatte gerade wohlig den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen und dachte an Italien, die Sonne, den Strand, das Meer, die malerische Dorfkirche, in der ich getauft worden war. Wie schön hatten immer die Glocken geläutet, dieser satte, warme Ton …
    Dingdong!
    Diese Melodie in meinen Ohren, wenn das Glockenläuten immer lauter wurde, sich steigerte …
    Dingdong, Dingdong!
    Wenn …
    Dingdong, Dingdong, Dingdong !
    Was war das? Irgendwie hatten die Glocken früher anders geklungen. Einen Moment stand ich regungslos da, während mir das Wasser weiter übers Gesicht rann, dann zuckte ich zusammen und drehte schnell den Hahn zu. Ach, du Schreck. Das musste Friedrichs Bruder sein. Hatte ich etwa die Zeit vergessen?
    Mit einem Satz sprang ich aus der Wanne und wäre fast auf dem Badvorleger ausgerutscht, doch zum Glück konnte ich mich gerade noch am Waschbecken festhalten. Ich griff nach dem Bademantel, rief, so laut ich konnte, »un momento« und sprintete durch den Flur.
    »Hallo, ist jemand zu Hause?«, ertönte eine männliche Stimme. »Hier ist Andreas.«
    Im Vorbeigehen warf ich durch die offene Küchentür einen Blick auf die Wanduhr und stutzte:

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