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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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angerufen und ihn gebeten, dich mal ans Telefon zu holen. Wo steckst du denn?«, fragte er vorwurfsvoll.
    » Ciao babbo, mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut.«
    »Ich will nicht wissen, wie es dir geht, sondern wo du steckst!«, donnerte es durch den Hörer.
    Mein Auslandsaufenthalt war offensichtlich nicht sonderlich förderlich für die Blutdruckwerte meines Vaters, und die ihm angeborene Besonnenheit schien ebenfalls zu schwinden. Musste ich mir stattdessen etwa Sorgen um ihn machen? Seine Konstitution schien für eine Tochter im fernen Deutschland nicht gemacht. Oder wo war seine allgegenwärtige Gelassenheit geblieben?
    Hastig überlegte ich, was ich ihm auftischen könnte, ohne ihn direkt anzulügen, denn das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. »Ich bin auf dem Weg zur Uni, das Semester hat begonnen, und es gibt so viel zu erledigen. Da bin ich eben ständig unterwegs.«
    Die Aussage war allgemeingültig – und damit grundsätzlich erst mal wahr. Nachdem ich ihm mehrfach und bei der Gesundheit meiner geliebten nonna geschworen hatte, dass ich mich am Abend zu Hause melden würde, ließ er mich endlich in Frieden. Puh, das war knapp. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen, denn die Sache mit Signor Colluti ging sicher nicht mehr lange gut. Er musste sich babbo gegenüber nur mal aus Versehen verquatschen, und schon hatte er den italienischen Geheimdienst auf dem Hals. Oder, noch schlimmer, meinen Vater. Aber immer schön eins nach dem anderen, piano, piano, nichts überstürzen und einen kühlen Kopf bewahren.
    Das mit dem kühlen Kopf ließ sich schneller einrichten, als mir lieb war, denn als ich auf die Straße trat, hätte es mir fast die nicht vorhandene Frisur vom Kopf geweht. Es stürmte, als müsste Petrus als oberster Chef des Münchner Baureferats die Gehwege persönlich freiblasen und dabei ein bisschen Staub aufwirbeln.
    Prompt flog mir ein Staubkorn ins Auge und schmerzte so sehr, dass ich mir am liebsten im Gehen die Kontaktlinse herausgerissen hätte. Jedenfalls konnte ich auch noch heulen, ohne dass Ben etwas damit zu tun hatte – gut zu wissen. Während mich die U-Bahn der Uni entgegenschaukelte, dachte ich noch einmal darüber nach, warum er sich wohl nicht gemeldet hatte. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass es einen triftigen Grund gab, denn er war kein Hallodri, auch wenn er gut genug dafür aussah. Seine Augen hatten etwas Solides und Ehrliches – und daran klammerte ich mich fest.
    An der Uni kam ich dann schnell auf andere Gedanken, denn ich stürzte als Erstes zum Schwarzen Brett des Referats für Internationale Angelegenheiten und las mit vor Entsetzen geweiteten Augen, dass die Informationsveranstaltung für neu angekommene Studentinnen und Studenten aus dem Ausland bereits letzte Woche stattgefunden hatte. Damit konnte ich mir die allgemeinen Infos zum Ablauf eines Studiums in Deutschland also selbst zusammensuchen. Na super!, dachte ich und sah Friedrichs selbstzufriedenes Grinsen, wenn er von meinem Schuss ins Knie erfuhr, schon vor mir.
    Meine Glückssträhne war offenbar schneller wieder vorbei, als sie gekommen war, oder vielmehr hatte sie einer Pechsträhne den Weg geebnet, die schier endlos schien, denn der nächste Schock wartete schon auf mich. Durch die leeren Gänge – vermutlich saßen alle an der LMU eingeschriebenen Studenten außer mir in ihren Seminaren – machte ich mich auf den Weg zum Institut für Deutsche Philologie, da ich ja an mehreren Germanistikveranstaltungen teilnehmen wollte. In Urbino war das alles kein Problem: Man informierte sich zu Beginn des Semesters über die Seminare und Vorlesungen und ging dann einfach hin. Hier dagegen war nicht nur das Wetter schlechter als in bella Italia, sondern auch die Studiensituation.
    »Die Veranstaltung ist leider bereits restlos voll«, verkündete die dunkelhaarige, recht dralle Dame in dem viel zu engen beigen Hosenanzug, die mir in ihrem mit Papierstapeln überfüllten Büro gegenübersaß. »Haben Sie sich denn nicht vorab im Internet über das Lehrangebot informiert?«, fragte sie dann.
    Ich hatte mich bei ihr erkundigt, wo ich mich denn für das Seminar »Einführung in die Syntax des Deutschen« anmelden könne. Nun stand ich völlig verdattert vor ihr und schüttelte den Kopf wie ein begossener Pudel.
    »Wir stellen absichtlich schon im Juli die Lehrveranstaltungen online, damit die Studenten sich per Mail mit den Dozenten in Verbindung setzen und sich für die

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